Liechtensteiner Volksblatt
Wirtschaft
Freitag, 17. März 2000 17
Erfolgreiches Geschäftsjahr
Die Hypo Investment Bank AG schloss ihr erstes Geschäftsjahr ab
Die Hypo Investment Bank AG
hat am 1. Oktober 1998 den
Bankbetrieb aufgenommen und
bereits im Sommer des Berichts
jahres den Break-even-point
überschritten. Die nach Liech
tensteiner Recht konzessionierte
Bank hat sich auf Anlagebera
tung und Vermögensverwaltung
spezialisiert und konnte sich nach
kurzer Zeit erfolgreich etablie
ren.
Zum 31. Dezember 1999 umfasste das
gesamte betreute Vermögen knapp 200
Mio. Franken. Derzeit sind 10 Mitarbei
ter beschäftigt. Das reguläre Geschäfts
jahr wurde mit einer Bilanzsumme von
57,6 Mio. Franken abgeschlossen.
Gewichtige Standortvorteile für
den Hypo Konzern
Da weltweit betrachtet ein Drittel
des Private Banking Volumens ausser
halb der nationalen Grenzen veranlagt
ist, lag es für die Vorarlberger Landes
und Hypothekenbank AG nahe, die
seit 1995 unterhaltene Hypo-Repräsen-
tanz Liechtenstein in eine Vollbank um
zuwandeln. Das Vorarlberger Finanz
institut geniesst ein AAA-Rating,es ist
der alleinige Eigentümer der Hypo
Investment Bank AG Vaduz. Die Ent
wicklung des ersten Geschäftsjahres
der Liechtensteiner Tochterbank zeigt,
dass dank des Standortes Vaduz, der
florierenden Aktienmärkte und vor al
lem wegen des Arbeitseinsatzes der
Mitarbeiter ein ansehnlicher Start die
ser Privatbank gelungen ist.
Die Geschäftleitung wurde auf
drei Mitglieder erweitert
Mit 31. März diesen Jahres verlässt
Herr Urban Eberle, Mitglied des Vor
standes, die HIB. Er wird die Geschäfts
leitung einer in Gründung befindlichen
Auslandsbankentochter in Liechten
stein übernehmen. Der Verwaltungsrat
hat daher am 1. Februar 2000 zwei
langjährige Mitarbeiter aus dem Hypo
Konzern in die Geschäftsleitung beru
fen: Klaus Eberhard, Mag.Dr. Gerhard
Lackinger. Dr. Andreas Insam wurde
zum Sprecher des Vorstandes nomi
niert.
Neue Räumlichkeiten in der
Austrasse
Im Oktober diesen Jahres wird die
Hypo Investment Bank AG ihre neuen
Räumlichkeiten in der Anstrasse 59 be
ziehen. Mit diesem freistehenden Ge
bäude soll das «Erscheinungsbild einer
gehobenen» Privatbank geprägt wer
den. Insgesamt werden 19Tiefgaragen-
plätze und mehr als 750 m 2 Bürofläche
zur Verfügung stehen. Somit sind die
idealen Voraussetzungen für eine wei
tere Expansion gegeben.
Moderne Infrastruktur
Mit der Einführung von Apsys III per
1. Januar 2000 hat die Hypo Investment
Bank ein schlagkräftiges EDV-Tool er
halten. Diese Software ist auf die Anla
geberatung und Vermögensverwaltung
spezialisiert. Das Programm läuft auf ei
genen Computern und soll merkbar zur
Verbesserung der Arbeitsabläufe und
Berechnungsmöglichkeiten der Wert
entwicklung der Kundenportfolios bei
tragen.
Positiver Ausblick
Trotz der verschiedenen Neugründun
gen von Banken im Fürstentum sieht die
Geschäftleitung ein positives Umfeld.
Dr. Insam: «Wir erkennen einen Nach
holeffekt, der sich bereits beruhigt. Die
Erfahrung zeigt, dass Neugeschäft nur in
Ausnahmefällen am Platz abgeworben
wird, der ganz grosse Teil der Kunden ist
zum ersten Mal in Liechtenstein.» Auch
im laufenden Geschäftsjahr will die HIB
hart arbeiten, den Kundenservice gross
schreiben und den Qualitätsstandard
halten.
Die Hypo-lnvestment Bank hat ein neues Geschäftsgebäude an der Austrasse 59 in
Vaduz gebaut. Das Gebäude ist im September bezugsbereit.
Wachstumsbranche Biotechnologie
Mag. Peter Bader von der Hypo Investment Bank AG sieht in dieser Branche ein grosses Wachstumspotential
Nach einer weit gefassten Definition
der OECD ist Biotechnologie «die An
wendung naturwissenschaftlicher und
technischer Prinzipien auf die Be- und
Verarbeitung von Materialien unter
Zuhilfenahme biologischer Kräfte und
Wirkungen».
Demnach sind Winzerbetriebe, Braue
reien und Molkereien ebenso biotech
nologische Betriebe wie ein modernes
pharmazeutisches Labor, in dem die
Funktionsweise der menschlichen
DNA erforscht wird. Eine engere Defi
nition der Biotechnologie wird dem
heutigen Verständnis für den Begriff
eher gerecht: Danach ist Biotechnolo
gie die integrierte Anwendung von Bio
chemie, Mikrobiologie, Gentechnologie
und der Verfahrenstechnik mit dem
Ziel, die biologischen Möglichkeiten
von Mikroorganismen, Zell- und Gewe
bekulturen sowie von deren Unterein
heiten zu nutzen. Die von dieser Defi
nition erfassten Unternehmen sind in
den drei Bereichen Diagnostik/Geräte,
Pharma/Medizin sowie Landwirt
schaft/Umwelt tätig. Populär werden
diese Bereiche mitunter als graue, rote
und grüne Biotechnologie bezeichnet.
Geografischer Schwerpunkt in
den USA
Geografischer Schwerpunkt der Bio
technologiebranche sind nach wie vor die
USA. Ein günstiges wissenschaftliches,
wirtschaftliches und gesellschaftliches
Umfeld hat den Biotechnologieunter
nehmen in den USA einen technologi
schen Vorsprung verschafft, den Konti
nentaleuropa bis heute nicht ganz aufho
len konnte. Grossbritannien war lange
Zeit führend in der europäischen Bio
technologieindustrie. Doch einige For
schungsrückschläge einerseits und An
strengungen anderer Nationen anderer
seits haben dazu geführt, dass heute bei
spielsweise in Frankreich mit Genset und
Transgene Biotechnologieunternehmen
angesiedelt sind, die Weltruf geniessen.
Akzeptanz in Mitteleuropa
gestiegen
Den bedeutendsten Wandel hat aber
wohl die Biotechnologiebranche in Mit
teleuropa vollzogen. Deutschland bot
innovativen Biotechnologieunterneh
men lange Zeit einen denkbar schlech
ten Standort. Das gesetzliche Umfeld
schränkte die Betätigung auf dem Sek
tor stark ein, Risikokapital war nur
schwer zugänglich oder gar nicht vor
handen und ein mangelndes Verständ
nis der Bevölkerung für die Arbeit von
Biotechnologieunternehmen machte
Unternehmensneugründungen im Bio
technologiebereich weitgehend unat
traktiv. Diese Situation hat sich während
der letzten 15 bis 20 Jahre schrittweise,
aber grundlegend geändert. So wurde
beispielsweise mit dem Gentechnikge
setz eine rechtliche Grundlage für einen
Schwerpunkt der modernen Biotechno
logie, die Genforschung, gelegt. Risiko
kapitalgeber entdeckten die deutsche
Biotechnologie als lohnendes Invest
ment und die gesellschaftliche Akzep
tanz für biotechnologische Arbeiten ist
- abgesehen von der nach wie vor eher
negativen Einstellung gegenüber gen
technisch veränderten Lebensmitteln -
deutlich gestiegen.
BioRegio-Wettbewerb fördert
Entwicklung
Einen Meilenstein in der Entwick
lung der Biotechnologiebranche in
Deutschland hat der BioRegio-Wettbe-
werb des Bundesforschungsministeri
ums 1996 gesetzt. Damals präsentierten
sich 17 Regionen als biotechnologische
Standorte. Die BioRegionen München,
Rhein-Neckar-Dreieck und Rheinland
wurden zu Preisträgern gekürt, andere
Regionen fanden für spezielle Konzep
te eine lobende Erwähnung. Morpho-
Sys und MWG-Biotech entstammen
der BioRegio München, Qiagen und
Rhein Biotech der BioRegio Rhein
land, CyBio der BioRegio Jena und
Evotec der Bioinitiative Nord. Bör
sengänge weiterer Unternehmen, die
ebenfalls aus den teilnehmenden Bio-
Regionen stammen, sind für 2000 und
2001 zu erwarten.
Neuer Markt optimale Plattform
Mit dem Neuen Markt existiert in
Deutschland inzwischen eine optimale
Plattform für innovative Biotechnolo
gieunternehmen. Gehandelt werden in
diesem Segment derzeit sechs Titel, die
den Bereichen Diagnostik/Geräte so
wie Pharma/Medizin zuzuordnen sind.
Diagnostik/Geräte
Der Bereich Diagnostik/Geräte ist
durch kurze Entwicklungs- und Pro
duktlebenszyklen gekennzeichnet. Die
Forschung bringt den Stand derTechnik
sehr schnell voran und die Produktein
führung ist vergleichsweise einfach. Nur
durch einen technologischen Vorsprung
auf einem bestimmten Gebiet können
sich Biotechnologieunternehmen aus
diesem Bereich dauerhaft gegenüber
der Konkurrenz behaupten. Qiagen, die
in der DNA-Aufreinigung tätig sind,
verfügen über ein technologisch führen
des, zeit- und kostensparendes Produkt
portfolio. Durch strategische Koopera
tionen und Akquisitionen entwickelt
sich Qiagen langfristig zu einem System
anbieter im Bereich molekularer Diag
nostik. Das Unternehmen gehört zu den
wenigen Vertretern der Biotechnologie
branche, die bereits Gewinne erwirt
schaften. Mit einem KGV von 126 auf
Basis 2001 erscheint die Aktie optisch
teuer. Die hohe Bewertung wird je
doch durch positive Entwicklungschan-
Mag. Peter Bader (Betreuer institutionel
le Kunden).
cen und die gute Marktpositionierung
gerechtfertigt. MWG-Biotech ist als
Dienstleister und Gerätehersteller tätig.
Die Herstellung und der Vertrieb von
PCR-Geräten (Polymerase-Chain-Re-
action) ist durch eine Lizenz seitens PE
Biosystems rechtlich abgesichert. Eine
Kooperation mit Affymetrix bietet An
satzpunkte für eine Produktionsauswei
tung der für die Herstellung von Bio
chips notwendigen Oligonukleotide.
Nachdem 1999 entgegen der Planungen
mit einem Verlust abgeschlossen wurde,
besitzt der Titel auf dem derzeitigen Be
wertungsniveau kaum Kursphantasie.
CyBio hält eine führende Position im
Bereich der Simultanpipettierung und
des High-Throughput-Screening. Durch
Miniaturisierung, Parallelisierung und
Automatisierung der Probenuntersu
chungen können mit der von CyBio ent
wickelten TechnologieTestreihen mit ei
nem Durchsatz von 300 000 Proben pro
Tag erreicht werden. Auch CyBio befin
det sich bereits in der Gewinnzone.
Angesichts der starken Wachstums
dynamik erscheint das KGV von 86 auf
Basis 2001 gerechtfertigt.
Pharma/Medizin
Der Pharma/Medizin-Bereich ist am
Neuen Markt bisher nur mit den zwei
Unternehmen MorphoSys und Rhein
Biotech vertreten. In Anbetracht der lan
gen Produktentwicklungszyklen und der
mit einer Medikamentenentwicklung
verbundenen Risiken rücken die Werte
dieses Bereichs meist erst in den Fokus
der Anleger, wenn eine Produktein
führung erkennbar wird. Frühere Invest
ments können aber durchaus lohnen, ins
besondere bei einer Konzentration des
Unternehmens auf prä- oder frühklini
sche Forschungen und einer Weiterlizen-
sierung der entwickelten Wirkstoffe an
Partner. MorphoSys ist in der Antikörpe
rentwicklung tätig. Das Unternehmen
synthetisiert menschliche Antikörper oh
ne Einschaltung eines Fremdorganismus
wie beispielsweise einer Maus und er
hofft sich damit eine bessere Verträglich
keit seiner Produkte. Nach einer Mel
dung über Erfolge in der Krebsmedizin
kam es zuletzt zu einer Kursexplosion.
Rhein Biotech entwickelt Therapeutika
und Impfstoffe auf der Basis einer Hefe.
Problematisch ist, dass Rhein Biotech in
seinem Hauptindikationsgebiet Hepati
tis einem grossen Konkurrenzdruck aus
gesetzt ist. Nach dem deutlichen Kursan
stieg in den letzten Wochen dürfte die
Aktie zunächst kein grösseres Kurspo
tenzial mehr aufweisen.
Langfristig überproportionale
Kurschancen
Die Biotechnologiebranche gehört
zu den wachstumsintensivsten Bran
chen der kommenden Jahre bzw. Jahr
zehnte und bietet damit langfristig
überproportionale Kurschancen. In An
betracht der nur schwer kalkulierbaren
Erfolgsaussichten der einzelnen Unter
nehmen ist bei einem Engagement eine
Diversifikation in mehrere Titel aller
dings unbedingt erforderlich.