Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Landtag 
Donnerstag, 16. März 2000 7 
Landtag 
Einsparungen bei 
Medikamenten 
Die Landtagsabgeordneten der Freien Liste, 
Egon Matt und Paul Vogt, haben eine Interpel 
lation betreffend Kosteneinsparungen im Ge 
sundheitswesen durch EWR-Medikamente ein 
gereicht, diese wurde zur Beantwortung an die 
Regierung überwiesen. Vor zwei Jahren ist in 
nerhalb des EWR ein Gesetz über den Verkehr 
mit Arzneimitteln im Europäischen Wirt 
schaftsraum in Kraft getreten. Damit könnten 
über die EWR-Länder Medikamente bezogen 
werden, die im Vergleich zum Bezug aus der 
Schweiz um 40 Prozent günstiger eingekauft 
werden könnten. Da die Medikamente bisher 
hauptsächlich aus der Schweiz kamen, würde 
sich beim Bezug der Arzneien über ein EWR- 
Land die Möglichkeit bieten, Kosten im Ge 
sundheitswesen massiv zu senken. Die Kosten 
für Medikamente betragen in Liechtenstein 8 
Millionen Franken pro Jahr. Somit könnten Kos 
ten im Rahmen von 800 000 bis einer Million 
Franken jährlich eingespart werden. Das enor 
me Sparpotential, das durch den Einsatz von 
EWR-Medikamenten gegeben wäre, wird bis 
heute nicht genutzt. In einer Frage möchten die 
Interpellanten wissen, wo die Schwierigkeiten 
für die Übernahme und Vergütung von EWR- 
Medikamenten durch die Krankenversicherung 
liegen. Weiter wird angefragt, warum der Liech 
tensteinische Krankenkassenverband bis heute 
keine Liste derfürdie Krankcnversicherungzu- 
gelassenen EWR-Arzneimittel mit den entspre 
chenden Ersatzleistungen publiziert. Die Inter 
pellanten möchten von der Regierung wissen, 
ob der Liecht. Krankenkassenverband bisher 
von seiner gesetzlichen Möglichkeit Gebrauch 
gemacht hat, im vereinfachten Verfahren EWR- 
Arzneimittel in Verkehr zu bringen und für die 
Krankenversicherung zuzulassen. In weiteren 
Fragen wird die Regierung aufgefordert, sich 
generell über die Einsparmöglichkeiten von 
Gesundheitskosten durch den Einsatz von 
EWR-Arzneimitteln zu äussern. Das enorme 
Sparpotential, das durch'den Einsatz von EWR- 
Medikamenten gegeben ist, wird bis heute nicht 
genutzt. Dadurch werden bis zu einer Million 
Franken jährlich an Gesundheitskosten ver 
schleudert. Für die Interpellanten ist dies nicht 
akzeptabel und sie verlangen mit ihren Fragen 
von der Regierung Aufklärung über diesen 
Sachverhalt. (Inte) 
Zwei neue Landrichter 
vorgeschlagen 
In seiner gestrigen Sitzung hat der Landtag zwei 
neue Landrichter zur Ernennung durch S.D. 
dem Landesfürsten auf den 1.1.2002 gewählt. Es 
handelt sich um Dr. Gerhard Mislik aus Schaan 
und um lic.jur. Willi Büchel aus Balzers. Beide 
Personen wurden einhellig in geheimer Wahl 
durch das Parlament gewählt. (hne)' 
Medienkommission 
teilweise gewählt 
In drei gehei 
men Wahlen 
hätte gestern 
im Landtag 
die Medien 
kommission 
gewählt wer 
den sollen. 
Diese muss 
laut Medien 
förderungsge 
setz aus Per 
sonen beste 
hen, die sich 
zwar gut in 
der Liechten 
steinischen Medienlandschaft auskennen, aber 
in keinem Interessenskonflikt stehen oder die 
bei keinem Medium arbeiten, welches dem 
Liechtensteiner Medienförderungsgesetz un 
terstellt ist. In der ersten geheimen Wahl wurde 
Roman Banzer ausTriesen einhellig zum Präsi 
denten der Kommission gewählt. Zum Vizeprä 
sidenten wurde Hansruedi Sele (Bild) aus Va 
duz vom Parlament einhellig gewählt. In der fol 
genden geheimen Wahl hätten 5 weitere Mit 
glieder bestimmt werden sollen. Da jedoch nur 
ausländische und dem Parlament unbekannte 
Personen vorgeschlagen wurden, entstanden 
Diskussionen. Die Namen dieser Mitglieder 
und deren Personaldaten wurden zu spät an die 
Abgeordneten versandt. Die Wahl dieser fünf 
Mitglieder der Medienkommission wurde auf 
den Schluss der Landtagssitzung verschoben, 
damit die Parlamentarier in der Zwischenzeit 
die Möglichkeit haben, die Lebensläufe der vor 
geschlagenen Personen zu studieren. (Ime) 
LSB-Petition überwiesen 
Landtag unterstützt die im Senioren-Parlament formulierten Zielsetzungen 
Der Liechtensteinische Seni 
orenbund kann auf die Unter 
stützung des Landtags zählen. 
Seine Petition, die im letzten 
Jahr aus der ersten Senioren- 
Parlamentssitzung erwuchs, ist 
gestern Abend einhellig an die 
Regierung überwiesen wor 
den. 
Man fred Öh n 
Im November letzten Jahres hatte 
der Liechtensteinische Senioren 
bund (LSB) zum ersten Senioren- 
Parlament nach Vaduz eingeladen 
und die Tagung unter das Motto der 
Vereinten Nationen gestellt: «Alle 
Generationen - eine Gesellschaft». 
Im Zentrum der Ansprachen und 
Debatten standen die soziale Si 
cherheit und das Zusammenleben 
der Generationen. 
Petition erarbeitet 
Auf der Grundlage der damaligen 
Diskussionen erarbeitete der LSB- 
Vorstand eine Petition, die den The 
menbereichen AHV und IV. Kran 
kenkasse, Steuern und Seniorenbei 
rat gewidmet ist. Bei der Überrei 
chung an den Landtag wurde dieser 
gebeten, die Petition an die Regie 
rung weiterzuleiten, «um diese An 
gelegenheiten möglichst rasch zum 
Nutzen der weniger bemittelten Mit 
menschen in unserem Lande umzu 
setzen». Im Sinne eines «Generatio 
nenvertrages 2000» hätten die Senio 
rinnen und Senioren ein starkes In 
teresse daran, hiess «s damals, «das 
Netz der sozialen Sicherheit für un 
sere Nachkommen zu sichern und 
die Belastungen für Wenigerverdie 
nende und Minderbemittelte, na 
mentlich für Familien und Betagte, 
zu senken». 
Ein Schwerpunkt der Petition be 
trifft deshalb auch die langfristige Si 
cherung der AHV-Rentenleistun- 
gen. Nach den Vorstellungen der Pe- 
titionäre sollten die Ausgaben der 
AHV die Einnahmen zu keinem 
Zeitpunkt übersteigen dürfen. Auch 
nach dem Jahr 2010 müsse ein AHV- 
Auf Antrag von Landtagspräsident Peter Wolff und Landtagsvizepräsident Otmar Hasler (Bild) wurde die Petition 
des Seniorenbundes einhellig an die Regierung überwiesen. (Bilder: bak) 
Fonds von mindestens zehn Jahres 
raten gesichert sein. Zur Gewährleis 
tung bzw. Finanzierung der sozialen 
Sicherheit solle ein Teil der Mehr 
wertsteuer-Erträge verwendet wer 
den. Es ehre diese Generation, hielt 
der FBPL-Abgeordnete Marco Os- 
pelt gestern dazu fest, dass sie sich 
auch um ihre Enkelkinder kümmere. 
Wertvolle Debatten 
Auf Antrag von Landtagspräsi 
dent Peter Wolff und Landtagsvize 
präsident Otmar Hasler, die damals 
zusammen mit dem FL-Abgeordne- 
ten Paul Vogt der Sitzung beiwohn 
ten, ist die Petition nun einhellig 
«zur geeigneten Verfügung» an die 
Regierung überwiesen worden. Der 
Landtagspräsident f&sste die darin 
formulierten Anliegen dahinge 
hend zusammen, dass es den Peti 
tionären in erster Linie um eine Si 
cherstellung gehe. Zwar gebe es ein 
zelne Punkte, die man so wortwört 
lich nicht unbedingt unterschreiben 
könne, doch die Zielsetzung der Pe 
tition könne man sehr wohl unter 
stützen. Peter Wolff bat die Regie 
rung, den Petitionären baldmög 
lichst zumindest ein Zwischener 
gebnis mitzuteilen. Otmar Hasler 
unterstrich gestern erneut, dass er 
die Tagung sehr begrüsst habe. Er 
sprach allen Teilnehmerinnen und 
Teilnehmern seinen Dank für ihren 
engagierten Einsatz aus, Die inte 
ressanten und wertvollen Debatten 
habe er mit Freude mitverfolgt. 
Erfahrungsschatz nutzen 
Auch Marco Ospelt nahm die Ge 
legenheit wahr, um dem Senioren 
bund für seine Initiative zu danken. 
Es sei wichtig, betonte er, dass der 
Erfahrungsschatz der älteren Men 
schen nicht verloren gehe, sondern 
für unsere Gesellschaft nutzbar ge 
macht werde. Besonders gefreut ha 
be ihn die Forderung nach einem 
«Patientenanwalt», und er hoffe 
deshalb, dass die Regierung diese 
Anregung ernsthaft prüfe. Seine un 
eingeschränkte Unterstützung fand 
auch die Forderung nach mehr 
Steuergerechtigkeit. 
Beeindruckt davon, wie sich die 
Seniorinnen und Senioren im Parla 
ment eingebracht hätten, zeigte sich 
gestern auch Paul Vogt. Alt werden 
dürfe nicht bedeuten, dass man ab 
geschoben werde, meinte er. Als ge 
fährlich habe er indes den Gedan 
ken empfunden, dass die Alten den 
Jungen nicht zurLast fallen wollten. 
Neuer Seniorenbeirat 
Ihren mehrfach erklärten Willen, 
bei der Bewältigung anstehender 
Probleme aktiv mitzuwirken, be 
kräftigten die Petitionäre unter an 
derem mit dem Vorschlag zur Schaf 
fung eines Seniorenbeirates, wel 
cher der Regierung beratend zur 
Seite stehen und ein Vorschlags 
recht haben solle. Dieser Beirat 
könne der Regierung auch als Ge 
sprächspartner bei der Umsetzung 
der vorgeschlagenen Massnahmen 
zur Verfügung stehen, heisst es in 
der Petition. Besonderen Gefallen 
an dieser Idee hatten gestern so 
wohl Marco Ospelt wie auch Paul 
Vogt. 
PUK Polizei: Heftiges Wortgefecht 
bei Neubestellung 
Lorenz Heeb ersetzt den abtretenden Hansjörg Goop in der PUK zur Polizei 
Heftiges Wortgefecht zwischen VU- 
und FBPL-Abgeordneten bei der 
Neubestellung eines Mitglieds für 
die parlamentarische Untersu- 
chungskommission (PUK) zum Po 
lizeiskandal. Die VU-Abgeordne- 
ten Karlheinz Ospelt und Peter 
Sprenger auf der einen Seite und die 
FBPL-Abgeordneten Alois Beck, 
Gebhard Hoch und Rudolf Lant 
pert auf der anderen Seite unter 
stellten sich gegenseitig parteipoliti 
sche Motive um die Besetzung die 
ser PUK. Schliesslich wurde der 
VU-Abgeordnete Lorenz Heeb 
einhellig in die PUK gewählt. 
Alexander Badiner 
Die Neubestellung der PUK zur Po 
lizei führte zu einem heftigen Wort 
gefecht zwischen Abgeordneten der 
beiden grossen Parteien. Der 
FBPL-Abgeordnete Alois Beck 
führte in seinem Votum aus, dass die 
VU jedes Gespür vermissen Hess, 
und .trotz des Hinweises, dass der 
VU-Abgeordnete Hansjörg Goop 
verwandtschaftliche Beziehungen 
zu jetzigen Mitarbeitern der Polizei 
besässe, mit den Stimmen der VU 
und mit seiner eigenen Stimme in 
die PUK zur Polizeiaffäre gewählt 
wurde. Alois Beck äusserte die Ver 
mutung, dass dieser Versuch lan 
ciert wurde, um den Bericht als par 
teipolitisch abzuqualifizieren. Alois 
V 
Der VU-Abgeordnete Lorenz Heeb wurde als Nachfolger von Hansjörg 
Goop in die PUK-Polizei gewählt. 
Beck führte zudem aus, dass der 
Unterschied zu PUK-Mitglied Gab 
riel Marxer (FBPL) offenkundig 
sei. Gabriel Marxer habe keine ver 
wandtschaftlichen Beziehungen zu 
jetzigen Mitarbeitern der Polizei. 
Dies im Gegensatz zu Hansjörg 
Goop. Bei der Bestellung der PUK 
im Dezember 1999 habe weder die 
VU noch die Freie Liste Einwände 
gegen die Wahl von Gabriel Marxer 
vorgebracht. Dieses Verhalten der 
VU sei ein Angriff auf den Landtag 
und gegen den verwahre sich der 
Abgeordnete Alois Beck. 
Heftige Reaktionen 
Diese Ausführungen von Alois 
Beck führten zu heftigen Reaktio 
nen von Seiten der VU. «Sie messen 
mit zweierlei Ellen Herr Beck.» be 
tonte VU-Fraktionssprecher Peter 
Sprenger. Gabriel Marxer, so der 
VU-Fraktionssprecher, stehe in ver 
wandtschaftlichen Beziehungen zu 
den ehemaligen Mitarbeitern der 
Polizei Horst und Werner Marxer. Es 
gebe keinen Unterschied zur Situati 
on von Hansjörg Goop. Peter Spren 
ger warf der FBPL unfaires Verhal 
ten vor. Durch diese Kritik von Sei 
ten der VU sah sich Gabriel Marxer 
gezwungen, seine verwandtschaftli 
chen Beziehungen zu ehemaligen 
Mitarbeitern der Polizei klarzustel 
len. Er führte aus,dass Horst Marxer 
sein Cousin sei und er mit Werner 
Marxer erst im 6. oder 7. Grad in der 
Seitenlinie verwandt sei. Demge 
genüber arbeitet heute ein Bruder 
von Hansjörg Goop bei der Polizei. 
Rudolf Lampert (FBPL) führte 
schliesslich noch aus,dass man bei ei 
ner Bestellung einer PUK nie wissen 
könne, welche Personen von der 
PUK vorgeladen würden. Es bestün 
de immer die Gefahr, dass jemand 
vorgeladen werde, der auf irgendei 
ne Art und Weise mit einem PUK- 
Mitglied verwandt sei. Wenn aber 
Verwandte Gegenstand der Unter 
suchung seien, müsse es als Unver 
frorenheit betitelt werden, wenn ei 
ne Partei trotzdem eine solche Per 
son in die PUK wählen würde. Die 
ser Meinung schloss sich auch FBPL- 
Fraktionssprecher Gebhard Hoch 
an. Darauf sah sich der VU-Abge 
ordnete Karlheinz Ospelt gezwun 
gen, ebenfalls die verbalen Kritiken 
der FBPL zurückzuweisen. Schluss 
endlich betonte Alois Beck, dass es 
um das Vertrauen des Landtages ge 
hen würde, und dies hätte unter dem 
Verhalten der VU geschadet. 
Schliesslich wurde Lorenz Heeb ein 
hellig in die PUK zur Polizei gewählt.
	        

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