Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

6 Donnerstag, 16. März 2000 
LAN DTAG 
Liechtensteiner Volksblatt 
Interpellation zur Mobil- 
Telefonie dringlich erklärt 
Mobilantennen verursachen eine Strahlenbelastung in unmittelbarer Umgebung 
Rudolf Lantpert von der FBPL-Fraktion ist einer der Interpellanten zur Mobiltele- 
fonie. Diese wurde als dringlich der Regierung überwiesen. 
Heute im Landtag 
• Personenverkehr im EWR (1. und 
2. Teil) 
• Übereinkommen gegen Doping 
vom 16. November 1989 
• Übereinkommen vom 8. Novem- : 
ber 1990 über Geldwäscherei sowie • 
Ermittlung, Beschlagnahme und 
Einziehung von Erträgen aus 
Straftaten 
• Beschluss Nr. 186/1999 des Ge- ; 
meinsamen EWR-Ausschusses 
(Richtlinie 1999/60/EG des Rates 
vom 17. Juni 1999 zur Änderung hinr - 
sichtlich der in Ecu ausgedrückten 
Beträge der Richtlinie 78/660/ 
EWG) ^ 
• Bericht der Delegation bei der 
Parlamentarischen Versammlung,; 
des Europarates über die Session ; 
1999 
• Abänderung der Verordnung be 
treffend das Organisationsstatut für 
die Anstalt Liechtensteinische 
Kraftwerke 
• Gesetz über die Bewährungshilfe ^ 
(Bewährungshilfegesetz, BewHG), > 
1. Lesung 
• Gesetz über das Registeramt, 1. 
Lesung 
• Abänderung des Baugesetzes so 
wie des Gesetzes Über die allgemeine 
Landesverwaltungspflege (LVG), 1. 
Lesung 
• Abänderung des Gesetzes über 
die Berufsausübung der im Bauwe 
sen tätigen Ingenieure und der Ar 
chitekten, 1. Lesung 
• Tourismus-Gesetz, 1. Lesung 
• Gesetz betreffend die Stiftung ; 
Künstmuseum Liechtenstein, 1. Le- 
sung 
• Information der Regierung zum 
weiteren Vorgehen in Sachen preis 
werter Wohnungsbau 
• Diskussion über den derzeitigen < 
Stand bezüglich der Verfassungsdis 
kussion 
• Information der Regierung Über 
die aussenpoütische Lage 
• Wahl der restlichen Mitglieder für 
die Medienkommission. 
In letzter Zeit entstanden grosse 
Diskussionen rund um die Mobil- 
telefonie und den Bau von Anten 
nenanlagen. Mit ihrer Interpella 
tion fordern die FBPL-Abgeord- 
neten Rudolf Lampert, Gebhard 
Hoch, Alois Beck, Marco Ospelt 
und Johannes Matt an der gestri 
gen Landtagssitzung die Regie 
rung auf, zu Fragen über das Ge 
samtkonzept für den Bau von An 
tennenanlagen, die Konzessions 
erteilung und Haftbarkeit bei Er 
krankungen, die auf die Strahlen 
belastung zurückgeführt werden 
können, Stellung zu nehmen. 
Hartmut Neuhaus 
Die Landtagsabgeordneten Rudolf 
Lampert, Gebhard Hoch, Alois Beck, 
Marco Ospelt und Johannes Matt ha 
ben eine Interpellation eingereicht, die 
Fragen zur Mobiltelefonie bzw. zum 
Antennenbau enthalten. Der Antrag, 
diese Interpellation für dringlich zu er 
klären, wurde vom Landtag einhellig 
für gut geheissen. 
Durch die zunehmende Mobiltelefo 
nie wurde in den letzten Jahren der 
Ruf nach einem Ausbau der Anten 
nenanlagen im Fürstentum Liechten 
stein laut. Um einen störungsfreien 
Empfang zu gewährleisten, wurden 
überall neue Antennen aufgestellt, 
sehr zum Ärger derjenigen Personen, 
die in unmittelbarer Nähe wohnen. 
Um dem «Wildwuchs» Einhalt zu ge 
bieten, verfügten einzelne Gemeinden 
sogar Baustopps gegen solche Anten 
nen. Gleichzeitig verlangt die Regie 
rung von den Mobilbetreibern die Ein 
haltung der in der Schweiz gängigen 
Strahlenschutzvorschriften, welche 
deutlich unter den empfohlenen Wer 
ten der Weltgesundheitsorganisation 
(WHO) liegen. Ob diese Bestimmun 
gen jedoch ausreichend sind, um ge 
sundheitliche Schäden zu vermeiden, 
kann bis heute nicht belegt werden. 
Denn es gibt keine einzige wissen 
schaftliche Untersuchung, die Lang 
zeitwirkungen mit an Sicherheit gren 
zender Wahrscheinlichkeit ausschlies- 
sen kann. Auch das Schweizerische 
Bundesamt für Gesundheit empfiehlt 
in seiner neuesten Broschüre «Strah 
lung und Gesundheit - Mobile Tele 
kommunikation» im Sinne der Vorsor 
ge - vermeidbare Belastungen zu um 
gehen. Bedenken und Ängste der Be 
völkerung müssen ernst genommen 
werden. Die Handhabung der Erteilung 
einer Baubewilligung für Antennenan 
lagen im vereinfachten Verfahren stösst 
seitens der Gemeinden auf berechtigtes 
Unverständnis und in der Folge auf 
grossen Widerstand. 
Es besteht seitens der Regierung 
dringender Informations- und Er 
klärungsbedarf, um die Bedenken und 
Ängste der Einwohnerinnen und Ein 
wohner auszuräumen, und gesundheit 
lichen Aspekten und rechtlichen Be 
denken ist Rechnung zu tragen. Die In 
terpellanten der FBPL fragen deshalb 
die Regierung an, wie das Gesamtkon 
zept für den Bau von Antennenanlagen 
aussieht, welches Aspekte wie Ortsbild 
schutz, Landschaftsschutz und insbe 
sondere Schutz vor Strahlenbeslastung 
berücksichtigt. 
Gleichzeitig wird die Regierung auf 
gefordert, das ordentliche Baubewilli 
gungsverfahren genauer zu erläutern. 
Wichtig ist auch die, Frage, wer im Fal 
le einer Erkrankung, welche auf die 
Strahlenbelastung zurückzuführen ist 
oder zumindest damit in Zusammen 
hang gebracht werden kann, die anfal 
lenden Gesundheitskosten sowie 
eventuell entstehende Schadenersatz 
ansprüche übernimmt. Diese Fragen 
wird die Regierung, nachdem die In 
terpellation vom Landtag einhellig für 
dringlich erklärt worden ist, in der 
Landtagssitzung vom April beantwor 
ten müssen. 
Arbeitsrecht 
übernommen 
Im Fürstentum Liechtenstein ar 
beiten viele Personen, die von Fir 
men, die sich in anderen EWR- 
Ländern befinden, für eine be 
stimmte Zeit lang in unser Land 
entsandt worden sind. Mit der 
Übernahme einer EWR-Richtlinie 
über die Entsendung von Arbeit 
nehmern wird in Zukunft gewähr 
leistet, dass für entsendete Arbeit 
nehmer die Bestimmungen des im 
Gastland geltenden Arbeitsrechts 
und der Kollektivverträge nicht un 
terlaufen werden können. Die 
Richtlinie regelt weiter die Min 
destarbeitsbedingungen für ent 
sandte Arbeitnehmer im Rahmen 
des grenzüberschreitenden Dienst 
leistungsverkehrs. Der Landtag 
verabschiedete in seiner gestrigen 
Sitzung ein entsprechendes Gesetz 
(Gesetz über die Entsendung von 
Arbeitnehmern) einhellig. Dieses 
gilt für Unternehmer mit Sitz im 
Ausland, die Arbeitnehmer nach 
Liechtenstein entsenden. Schwer 
punkte der verabschiedeten Vorla 
ge bilden die Arbeits- und Beschäf 
tigungsbedingungen, wie Höchstar- 
beits- und Mindestruhezeiten, die 
Sicherheit, der Gesundheitsschutz 
und die Hygiene am Arbeitsplatz, 
bezahlter Mindestjahresurlaub, die 
Entlohnung einschliesslich der 
Überstundensätze, Jugendarbeits 
schutz, Gleichbehandlung von 
Frauen und Männern sowie die Be 
stimmungen bei Zuwiderhandlun 
gen. Bei Verstoss gegen dieses Ge 
setzes können fehlbare Unterneh 
mer mit einem Verbot bis zu fünf 
Jahre zur Entsendung von Arbeit 
nehmer bestraft werden oder von 
der Teilnahme an Wettbewerben im 
Rahmen des öffentlichen Auftrags 
wesen ausgeschlossen werden. 
Wichtige Budgetposten «vergessen» 
4,723 Mio. für Nachtragskredite und Kreditüberschreitungen genehmigt 
Die Kosten der Post AG, der externen 
Experten und der ISDN-Abhöranlage 
standen im Mittelpunkt der Diskussio 
nen rund um die Nachtragskredite und 
Kreditüberschreitungen. Der Landtag 
hatte die stolze Summe von 4,723 Mil 
lionen Franken für 40 Kreditüber 
schreitungen und einen Nachtragskre 
dit zu genehmigen. 
Adi Lippuner 
Wenn es um nicht budgetierte oder 
«vergessene» Posten geht, versteht die 
Opposition keinen Spass. Das wurde an 
lässlich der gestern in den Abendstun 
den durchgeführten Debatte zu den ver 
schiedenen Kreditüberschreitungen 
deutlich. Der FBPL-Fraktionssprecher 
Gebhard Hoch erinnerte daran, dass im 
Ressort von Regierungsrat Norbert 
Marxer bereits die Löhne und Gehälter 
der Angestellten der Post AG vergessen 
gingen. Bei der fünften Runde der 
Nachtragskredite ging es nochmals um 
520 000 Franken, für Überzeiten, Feri 
enguthaben und Dienstaltersgeschenke. 
Nach Ansicht von Gebhard Hoch hätte 
dieser Posten bei vernünftiger Planung 
besser abgeschätzt werden können. 
Ein Übergangsjahr 
Norbert Marxer verteidigte die Kre 
ditüberschreitung mit dem Hinweis, 
dass sich die Post AG im Rechnungsjahr 
1999 in einem Übergangsjahr befinde. 
Aufgrund eines Formfehlers sei der 
nötige Betrag falsch berechnet worden. 
Kritisiert wurde von Gebhard Hoch 
auch die Ausgabefreudigkeit der Regie 
rung für Gutachten und Experten. So 
seien im Jahr 1998 stolze 4,1 Millionen 
Franken aufgewendet worden, 1999 lie 
ge der Betrag, mit dem Nachtragskredit 
von 900000 Franken auch bereits wie- 
Der FBPL-Fraktionssprecher Gebhard 
Hoch. (Bild: buk) 
der bei 2,6 Millionen und für das laufen 
de Jahr habe die Regierung angekün 
digt, dass das Budget erhöht werden 
müsse. «Die Regierung holt locker und 
zu schnell Rat von aussen. In den Listen, 
die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt 
sind, scheinen immer wieder die glei 
chen Namen auf. Da liegt der Verdacht 
nahe, dass gewisse Experten über Pfrün 
de verfügen,» kritisierte Gebhard Hoch. 
Auch Adolf Ritter (FL) sah ein kras 
ses Missverhältnis zwischen erbrachten 
Leistungen und in Rechnung gestellten 
Beträgen, insbesondere bei den Unter 
suchungen im Bereich Verkehr. «Da ist 
die Frage nach Pfründen sicher ange 
bracht.» Man habe keine unnötigen 
Themen aufgegriffen, zudem sei es 
nicht möglich, alle Expertisen von eige 
nen Leuten erstellen zu lassen, erklärte 
Mario Frick. Auf die Bemerkung der 
«Pfründe» ging der Regierungschef erst 
ein, nachdem von den Abgeordneten 
nachgehakt wurde. «Es gibt keine 
Pfründe,es gibt aber Gutachter, mit de 
nen man regelmässig zusammenarbei 
tet.» 
Beschluss kritisiert 
Die Anschaffung einer ISDN-Abhör 
anlage für die Landespolizei, der dafür 
nötige Kredit wurde durch den Landes- 
ausschuss beschlossen, stiess Rudolf 
Lampert (FBPL) sauer auf. Seiner An 
sicht nach wollte die Regierung im 
Landtag eine Diskussion rund um die 
Abhörung der Telefone umgehen. Ein 
Vorwurf, der von Alois Beck mit der 
Frage nach dem Handlungsbedarf be 
züglich der vorhandenen Gesetze unter 
mauert wurde. Sowohl der Regierungs 
chef, wie auch der Landtagspräsident 
Peter Wolff(VU) wiesen die Vorwürfe 
unter Hinweis auf die bestehenden Ge 
setze zurück und betonten, dass die An 
schaffung notwendig gewesen sei. 
Kritisiert wurde von Gebhard Hoch 
auch die Posten von 885 000 Franken für 
Technik und Systeme im Telekommuni 
kationsnetz. Dabei handelt es sich unter 
anderem um Ansprüche für Baumeister 
arbeiten, Leistungen für den Ausbau und 
die Umkonfiguration der Knotenzentra 
le in Vaduz und Eschen. Mario Frick be 
gründete diese Ausgaben mit dem Über 
gangsjahr, da könne es schon zu solchen 
Zusatzkosten kommen. 
Der Landtag genehmigte die Nach 
tragskredite mit 13 Stimmen bei 19 An 
wesenden, mit 12 Stimmen wurde das 
Geschäft auf Antrag der Regierung für 
dringlich erklärt. 
528000 Franken 
für HPZ 
Nach einigem Hickhack, das sich 
vor allem um die prozentuale Höhe 
der Beiträge dreht, hat der Landtag 
gestern Abend 528000 Franken als 
Subvention für das Heilpädagogi 
sche Zentrum (HPZ) genehmigt. 
Sauer aufgestossen ist den Votanten 
nicht die Höhe des Beitrages, son 
dern die Tatsache, dass im Juni 1997 
ein Antrag von Rudolf Lampert 
(FBPL),bei der Kreditgenehmigung 
für den Umbau des Behinderten 
wohnheims Birkenhof in Mauren, 
auch 50 Prozent beizutragen, abge 
lehnt wurde. Grundsätzlich liege der 
übliche Subventionssatz für das 
HPZ bei 33,33 Prozent, erklärte der 
Regierungschef Mario Frick. Damit 
werde die Last auf drei Schultern, 
den Staat, die Institution selbst und 
die Invalidenversicherung aufge 
teilt. Die werde als sinnvolle Rege 
lung erachtet, weil die HPZ weder 
eine staatliche, noch eine halbstaatli 
che Organisation sei. Im vorliegen 
den Fall geht es aber darum, dass die 
räumlich beengenden Verhältnisse 
und die künftige Entwicklung eine 
zweckmässige Ergänzung des Um 
baukonzepts notwendig machen. 
Die erste Bauetappe habe nur die 
notwendigsten Arbeiten beinhaltet, 
mit der zweiten Bauetappe werde 
die notwendige Infrastruktur ange- 
passt und erweitert. Aus diesem 
Grund erachte die Regierung eine 
Subvention von 50 Prozent an die 
veranschlagten Baukosten von gut 
einer Million Franken als gerechtfer 
tigt. Damit sei auch eine gewisse 
Kompensation der in der ersten 
Bauetappe aufgelaufenen Zusatz 
kosten möglich. Es sei dies eine 
Unterstützung einer bedeutsamen, 
im öffentlichen Interesse gelegenen 
Einrichtung, welche sich zu einem 
grossen Teil privat finanziere. 
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