Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Inland 
Mittwoch, 15. März 2000 3 
«Wir sind bestens gerüstet» 
Interview mit Telecom FL-Geschäftsführer Paul Meier zum Start der Mobil-Telefonie unseres Landes am 1. April 
Der Start der Liberalisierung der 
Mobil-Telefonie steht unmittelbar 
bevor. Wird es bei der Mobil-Tele 
fonie die gleichen Schwierigkeiten 
geben wie bei der internationalen 
Telefonie? Paul Meier, Geschäfts 
führer der Telecom FL, sieht die 
Zukunft für den grössten Telefon 
anbieter unseres Landes positiv. 
Sie seien gerüstet für den Start. 
Die Telecom FL gehe mit grossen 
Vorteilen ins Rennen um die Na- 
telkunden. Die Telecom FL biete 
Swisscom-Preise und Swisscom- 
Dienstleistungen. Ein nicht zu 
unterschätzender Vorteil. 
Mit Paul Meier 
sprach Alexander Balliner 
VOLKSBLATT: Herr Meier, am 1. 
April soll das Zeitalter der Mobil-Te 
lefonie Liechtenstein beginnen. Ist die 
Telecom FL für dieses Vorhaben gerüs 
tet? 
Paul Meier: Ja, wir sind bestens gerüs 
tet für den Start. Ein ganzer Stab von 
Mitarbeiter der Swisscom arbeiten in- 
Im Wesentlichen kann 
gesagt werden, dass 
sich gar nichts ändert 
tensiv in einer Task Force. Im Moment 
gibt es noch Anpassungen im Billing- 
und Customer Care System, aber wir 
sind auf Kurs und wir werden auf den 
03.04. starten. Von der technischen Sei 
te sind wir ebenfalls soweit für den Start 
gerüstet. 
Sie sprechen die Technik an. Deshalb 
eine Frage zu den Mobil-Antennen: 
Hat man für die Telecom FL auch 
neue Antennen errichtet? Wenn ja, wie 
viele? 
Wir arbeiten derzeit noch mit den 4 
bestehenden Antennen in Liechtenstein 
und denjenigen über dem Rhein. Da 
dies für die zu versorgende Fläche sehr 
wenig Standorte sind, kann es derzeit zu 
Kapazitätsengpässen kommen. Wenn 
der Netzausbau abgeschlossen ist, wer 
den wir 99 Prozent der bewohnten 
Fläche mit einer sehr guten Qualität ab 
decken können. Die derzeitigen Prob 
leme wegen den Baubewilligungen für 
Paul Meier, Geschäftsführer der Telecom FL:«Wir werden die Swisscom-Dienstleistungen lind die Swisscom-Preise anbieten, 
vor allem aber werden wir auf das bewährte Swisscom-Natel-Netz zurückgreifen.»' 
neue Antennen betrifft die Telecom FL 
nicht, da wir ausschliesslich von den be 
stehenden Antennen aus senden. Wir 
haben mit Tele2 einen Site-Sharing Ver 
trag, welcher festhält, dassTele2 auf un 
sere 4 bestehenden Antennen ihre Sen 
der platzieren kann und wir unsere neu 
en Sender auf die noch zu bauenden 
Antennen von Tele2 platzieren können. 
Wir sind also vom Neubau der Anten 
nen nur indirekt betroffen. 
Was wird sich für die Kunden der Mo 
bil-Telefonie bei der Telecom FL ab 
dem 1. April ändern? 
Im Wesentlichen kann gesagt werden, 
dass sich gar nichts ändert. Wir werden 
die Swisscom-Dienstleistungen und die 
Swisscom-Preise anbieten, vor allem 
aber werden wir auf das bewährte 
Swisscom-Natel-Netz zurückgreifen. 
Damit können wir den gewohnten 
Swisscom-Standard garantieren. Die 
einzige wirkliche Änderung ergibt sich 
mit der neuen Nummer 777 xx xx. Dies 
ergibt für den Kunden gewisse Ände 
rungen. Diese können wir jedoch mini 
mieren, da wir eine Gratis-Anrufumlei- 
tung installieren werden. Das heisst: 
Paul Meier betont im Interview:«Das heisst, wir werden vom Preis her nichts ver 
ändern und wir werden die Preisbewegungen der Swisscom auch in Liechtenstein 
anwenden. Dies betrifft die Gesprächspreise, wie auch die Abo-Grundgebühren.» 
Die alte 079er Nummer wird bis zum 
30.06.2001 auf die neue 777 xx xx Num 
mer umgeleitet. So ist für eine sehr lan 
ge Zeit gewährt, dass keine Gespräche 
verloren gehen. Diese Umleitung hat 2 
Gründe. Zum einen ist die Erreichbar 
keit unter 00423 noch nicht ganz auf 
dem Stand, wie sie sein sollte. Zum an- 
Will jemand seine 
079er Nummer 
behalten, muss er dies 
schriftlich bei der 
Telecom FL melden 
deren benötigt eine Nummernumstel 
lung in der Geschäftswelt seine Zeit. Ich 
meine damit die Produktion von neuen 
Drucksachen wie beispielsweise Visiten 
karten oder Briefpapier oder Ähnliches. 
Dank dieser sehr langen Gratisumlei 
tung auf die neue Nummer können sich 
die Kunden die Bekanntgabe des Num 
mernwechsels selbst aussuchen. 
Lassen Sie mich zu diesem Thema eine 
Frage stellen, die das Festnetz betrifft. 
Die Swisscom hat vor wenigen Tagen 
angekündigt, dass bei einem Wohnort 
wechsel die Nummer mitgenommen 
werden könne, es sei denn man wechselt 
das Vorwahlgebiet. Wir haben nur eine 
Vorwahl. Heisst das, dass man bei ei 
nem Wohnortwechsel in Zukunft die 
Nummer mitnehmen kann? 
Beim Festnetz, das Sie hier anspre 
chen, ist die Nummernportabilität 
schon lange gefordert und ist eine Kon 
zessionsauflage. Im Moment ist dies je 
doch noch nicht möglich. Die LTN ar 
beitet zur Zeit daran. Im Mobilbereich 
sieht dies anders aus. In der Schweiz ist 
die Nummernportabilität im Handybe 
reich gewährleistet. Man kann bei 
spielsweise eine 078er Nummer von 
Orange zu einem anderen Anbieter 
mitnehmen. Dies ist derzeit noch mit 
Problemen behaftet. 
In Liechtenstein ist die Nummern 
portabilität im Mobilbereich in der 
Konzession vorgeschrieben. Allerdings 
ist der Umsetzungszeitrahmen offen. 
Wir nehmen derzeit an, dass in ca. 2 Jah 
ren dies auch bei uns möglich sein 
könnte. Dies ist ein sehr kostenintensi 
ves Unterfangen und technisch keine 
leichte Aufgabe. 
Zurück zur Mobil-Telefonie: Gemäss 
einem Merkblatt, das Sie vor kurzem 
verschickt haben, werden neue Num 
mern für die Mobil-Telefone angebo 
ten. Sie sprachen von einer Gratis-Um- 
leitung bis Mitte 2001. Sind die Kon 
sumenten jedoch grundsätzlich ge 
zwungen, ihre Nummer zu wechseln? 
In der Broschüre «Genzenlose Frei- 
(Bilder: voda) 
heit» wird betont, dass bis Ende 2000 
alle bestehenden 079 Swisscom-Natel- 
Nummern von der Telecom FL über 
nommen und somit in den liechtenstei 
nischen Nummerierungsplan integriert 
werden. Die Kunden haben aber die 
Möglichkeit, bei Swisscom zu bleiben. 
Wir werden anfangs April allen Kunden 
ein Migrationsschreiben zustellen, wel 
ches die Möglichkeiten aufzeigt. Will je 
mand seine 079er Nummer behalten, 
muss er dies schriftlich bei derTelecom 
FL melden. Wer sich bis Ende des Jah 
res nicht für Telecom FL (777er Num 
mer) oder Swisscom (079er Nummer) 
entscheidet, dem wird automatisch eine 
neue liechtensteinische Nummer (777) 
zugeteilt. 
Ein weiteres Merkblatt betraf die Na- 
tel-Display-Anzeige. Was bedeutet die 
Änderung auf295-01für den Kunden? 
Hinter der Zahl 295-01 steckt hinter 
295 der Mobile-Country-Code für un 
ser Land und das 01 definiert den An 
bieter. 01 ist für Telecom FL. 02 bis 04 
sind die anderen 3 Anbieter des Landes. 
Wir haben diesen Code 295-01 in den 
letzten Tage mit Erfolg getestet, werden 
ihn aber noch nicht implementieren. 
Der Grund dazu ist einfach: Das beste 
hende Netz ist voll ausgelastet und es 
hat sich gezeigt, dass jede Veränderung 
am Netz eine Qualitätseinbusse zur 
Folge hätte. Deshalb warten wir noch 
zu, bis das Netz voll ausgebaut ist und 
werden diesen Code erst dann imple 
mentieren. 
Im Ausland, beispielsweise in Eng 
land, hat man die Möglichkeit, jedes 
Netz zu jeder Zeit zu verwenden. Wenn 
ich Kunde der Telecom FL bin, kann 
ich dann auch über die Netze der ande 
ren Anbieter telefonieren? 
Ja, diese Möglichkeit besteht. Wenn 
man Kunde der Telecom FL ist, kann 
man auch über die Netze der anderen 
drei Anbieter unseres Landes telefonie 
ren. Dies gilt auch für Mobiltelefonate 
von Liechtenstein ins Ausland. Diesbe 
züglich gibt es aber Preisunterschiede, 
da die Roamingpreise der anderen 
Wir sind also vom 
Neubau der Antennen 
nur indirekt betroffen 
Liechtensteiner Anbieter mit denen der 
Telecom FL nicht vergleichbar sind. Für 
die Telecom FL gelten die Roaming 
preise der Swisscom. 
Bezüglich Gebühren: Wie wird die 
Preisstruktur der Telecom FL für die 
Mobil-Telefonie in Zukunft aussehen. 
Und welchen Status erhält diesbezüg 
lich die Schweiz? 
Wir werden vorerst das pricing der 
Swisscom anbieten. Das heisst, wir wer 
den vom Preis her nichts verändern und 
wir werden die Preisbewegungen der 
Swisscom auch in Liechtenstein anwen 
den. Dies betrifft die Gesprächspreise, 
wie auch die Abo-Grundgebühren. Al 
lerdings haben wir zu einem späteren 
Zeitpunkt die Möglichkeit, für Liechten 
stein eigene Preise zu machen und somit 
den Entwicklungen auf unserem Markt 
Die Dienstleistungen 
der Swisscom werden 
wieder 
vollumfänglich 
nutzbar sein 
zu folgen. Die Telecom FL wird in jedem 
Fall einen grossen Vorteil bieten können. 
Dadurch, dass das Swisscomnetz in 
Liechtenstein wie in der Schweiz dassel 
be ist, werden Kunden von FL nach CH 
und umgekehrt vom Inlandtarif profitie 
ren können. Wie die Mitbewerber dies 
regeln, ist uns nicht bekannt. 
Bleiben auch in Zukunft die Service- 
Nummern 0900, 0800 und die dreistel 
ligen 156er und 157er Nummern der 
Swisscom für Handy-Benutzer der 
Telecom FL benutzbar? 
Ja, diese Nummern werden mit der 
777-Nummer der Telecom FL wieder 
vollumfänglich nutzbar sein. Das wird 
die derzeit einzige Möglichkeit sein, 
diese Dienstleistungen der Schweiz für 
Liechtensteiner Kunden zugänglich zu 
machen. Dass diese Nummern für FL 
nicht mehr zugänglich waren, hat im 
Land für ziemliche Unruhe gesorgt. Wir 
öffnen damit sozusagen wieder das 
«Tor zur Schweiz»! 
6 neue Telefon- 
Konzessionen 
Die Regierung hat gestern sechs 
weitere Konzessionen in der Tele 
kommunikation vergeben. Die er 
folgreichen Bewerber um eine Kon 
zession für die Erbringung lokaler 
und internationaler Sprachtelefon 
dienste sind Mobilkom (Liechten 
stein) AG, Tele 2 AG, sunrise com- 
munications AG, TelePassport AG, 
NETnet Ag und Ping Net GmbH, 
wie Regierungschef Mario Frick 
gleichentags am Pressegespräch be 
kannt gab. Bei den Zulassungen 
handelt es sich um so genannte 
«freie» Konzessionen, das heisst, 
dass die Inhaber nur bestimmte 
Grundvoraussetzungen erfüllen 
müssen, ansonsten in ihrer Tätigkeit 
aber freie Hand haben. Was die Fir 
men genau machen würden, sei der 
zeit noch schwierig abzuschätzen, 
bemerkte Mario Frick. Die Konzes 
sionen treten am 1. Mai 2000 in 
Kraft. 
Gemäss Telekommunikationsge 
setz hat die Regierung im 4-Jahres- 
TUrnus Bericht über die Entwick 
lung der Telefonie zu erstatten. Dies 
werde heuer, so der Regierungschef 
am Pressegespräch, höchstwahr 
scheinlich im Juni der Fall sein. Er 
zeigte sich diesbezüglich überzeugt 
davon, dass die von der Regierung 
gewählte Strategie nach wie vor 
richtig sei. Im Grossen und Ganzen 
habe man gute Fortschritte ge 
macht, meinte Mario Frick. Die 
Schwierigkeiten im Zusammenhang 
mit der Erreichbarkeit unter der 
neuen Vorwahlnummer sollten im 
Sommer endgültig behoben sein, 
versprach er. Was die Tarife in der 
Grundversorgung betrifft, so werde 
man in diesem Jahr zwar noch nicht 
das tiefe Preisniveau der Schweiz er 
reichen. Nach seiner festen Über 
zeugung werde dies jedoch im 
nächsten Jahr der Fall sein, erklärte 
der Regierungschef. (mö)
	        

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