Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

8 Montag, 13. März 2000 
Schweiz 
Liechtensteiner Volksblatt 
Nachrichten 
Genf: Volk lehnt 
Friedensinitiative ab 
GENF: Genf wird nicht zur Friedensinsel der 
Schweiz. Die Stimmberechtigten lehnten die Frie 
densinitiative mit 62,36 % Nein- Stimmen ab. Die 
Stimmbeteiligung lag am Sonntag bei 47,65 Pro 
zent. Die Initiative «Geneve, Republique de 
paix» war im Vorfeld sehr umstritten gewesen. 
Das Bundesgericht erklärte zwei Punkte der In 
itiative für rechtswidrig. Der Grosse Rat hiess die 
Initiative knapp mit 46 zu 41 Stimmen gut. Am 
Sonntag wurde sie jetzt mit 57 070 zu 34 445 Stim 
men klar abgelehnt. Die Initianten.zu denen un 
ter anderem die Gruppe für eine Schweiz ohne 
Armee (GSoA) gehörte, wollten erreichen, dass 
sich der Kanton Genf mit nicht-militärischen Mit 
teln für den Frieden einsetzt und unter anderem 
den Zivildienst fördert. Mit 52 436 zu 36 979 Stim 
men lehnten die Stimmenden die Änderung des 
kantonalen Gesetzes über die Registrierungsge 
bühr ab und hiessen das Referendum der Immo 
bilienkammer gut. Diese wehrte sich dagegen, 
dass nebst Handänderungen auch Transfers von 
Aktien oderTeilen von Immobiliengesellschaften 
einer Gebühr unterzogen werden. Mit 46 541 zu 
43 424 Stimmen wurde auch die Änderung des 
Raumplanungsgesetzes abgelehnt. Der Kanton 
hätte die Möglichkeit erhalten, eine Abgabe zu 
erheben, wenn Landbesitzer mit Änderungen 
oder Umgestaltungen den Mehrwert des Besitzes 
gesteigert hätten. 
Schaffhauser 
Regierung bleibt im Amt 
SCHAFFHAUSEN: Die Schaffhauser Regie 
rung bleibt bis zu ihrer ordentlichen Neuwahl 
im August im Amt. Die Stimmberechtigten ha 
ben mit 18352 zu 9984 Ja Stimmen das Abberu 
fungsbegehren abgelehnt. Die Stimmbeteili 
gung lag bei 71,9 Prozent. Angenommen wur 
den die übrigen drei Vorlagen. Das Landwirt 
schaftsgesetz vereinigte 17 824 Ja- und 6509 
Nein-Stimmen auf sich. Der Kredit über 708 705 
Franken eines jährlichen Betriebsbeitrags für 
einen Anschluss des Kantonsspitals an den 
Wärmeverbund Herrenacker wurde mü 23 280 
Ja zu 5577 Stimmen angenommen. Klar fiel 
auch die Zustimmung zum 3.5 Millionen-Kredit 
für den Ausbau des Bahnhofs Neuhausen aus. 
Er erhielt 22 453 Ja und 7285 Nein-Stimmen. 
Am meisten Aufsehen hatte im Vorfeld der Ab 
stimmung das von FDP-Kantonsrat Gerold 
Meier lancierte Abberufungsbegehren gegen 
die Kantonsregierung erregt. Auslöser war ein 
von Meier kritisierter Liegenschaftenhandel 
zwischen einem Schaffhauser Unternehmen 
und der kantonalen Gebäudeversicherung ge 
wesen. Erst am Donnerstag entschied das Bun 
desgericht, die Abstimmung könne durchge 
führt werden. Offen ist noch, ob sie womöglich 
zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal statt 
finden muss, weil ein Beschwerdeführer die 
Nicht-Berücksichtigung des Begehrens in den 
Abstimmungsunterlagen gerügt hat. 
Schwyz: Nur zwei CVP- 
Kandidaten gewählt 
SCHWYZ: Nur die beiden CVP-Regierungsrä- 
tc Franz Marty und Kurt Zibungsind im Kanton 
Schwyz im ersten Wahlgang wieder gewählt 
worden. Die fünf übrigen Regierungssitze müs 
sen im zweiten Wahlgang besetzt werden. Die 
Stimmbeteiligung betrug 47,8 Prozent. Finanz 
direktor Franz Marty erzielte bei einem absolu 
ten Mehr von 19 532 mit 23 683 ein komfor 
tables Resultat. Martys Wiederwahl war nie ge 
fährdet, und er lag von Beginn weg klar an der 
Spitze. Mit dem guten Resultat verdankten die 
Stimmenden wohl Martys Finanzpolitik, die 
dem Kanton Schwyz tiefe Steuern beschert. Bis 
zuletzt knapp blieb es für Erziehungsdirektor 
Kurz Zibung, dessen Stimmenzahl stets um das 
absolute Mehr herum pendelte. Schliesslich 
schaffte er die Wiederwahl auf Anhieb, wenn 
auch mit 19 559 Stimmen denkbar knapp. Auch 
auf den Plätzen drei und vier liegen CVP-Mün- 
ner: Volkswirischaftsdirektor Werner Inderbit- 
zin erreichte 18 881 Stimmen, Neuling Georg 
Hess 16 248. Hess platzierte sich vor Justizdi 
rektor Friedrich Huwyler (FDP) mit 15 289 
Stimmen. An sechster und siebter Stelle liegen 
die Kandidaten der SVP. Nationalrat Peter 
Föhn kam auf 14 045, Parteipräsident Richard 
Bingisser auf 13 892 Stimmen. Die SVP scheint 
ihrem Ziel, dem Einzug in die Regierung, ein 
schönes Stück näher gekommen zu sein. Un 
gemütlich sieht es für den zweiten Sitz der FDP 
aus. Neuling Alois Christen kam auf 12 434 
Stimmen. Sorgen muss sich auch die SP machen, 
was ihren bisherigen Sitz in der Regierung an 
geht. Ihr Kandidat Armin Hüppin erreichte le 
diglich 10 733 Stimmen. 
Harter Denkzettel für Koos 
Regierungsratswahlen im Kanton St. Gallen: FDP holt dritten Sitz zurück 
ST. GALLEN: Mit Überraschung 
und Ernüchterung hat die CVP das 
schlechte Abschneiden von Rita 
Roos zur Kenntnis genommen. Es 
sei «eine Ohrfeige», meinte Partei- 
priisidentin Lucrezia Meier- Schatz. 
Im ersten Wahlgang wurden fünf 
der sechs Bisherigen und zwei Neue 
gewählt. Zehn Kandidaten bewar 
ben sich um die sieben Sitze. 
Das schlechte Wahlresultat entspre 
che nicht den Leistungen der Regie- 
rungsrätin. Es sei ein Spiegelbild 
der Kampagne gegen Roos, sagte 
Meier-Schatz. Rita Roos selber 
nahm zu ihrer Schlappe nicht Stel 
lung. Sie erschien nicht im Wahl 
zentrum im St. Galler Regierungs 
gebäude. 
Überrascht war auch CVP-Par- 
teisekretär Flavio Büsser. Seiner 
Partei sei es nicht gelungen, in der 
Öffentlichkeit genügend auf die 
Leistungen von Rita Roos hinzu 
weisen, erklärte er. Mit dem letzten 
Platz sei ein Antreten zum zweiten 
Wahlgang sehr schwierig. 
Kein Solidarisierungseflekt 
Die CVP habe gehofft, die Kam 
pagne gegen Rita Roos werde einen 
Solidarisierungseffekt auslösen, 
sagte die Präsidentin der CVP- 
Frauen Hedy Merillat. Jetzt habe 
dies Kampagne Früchte getragenes 
sei bedenklich, dass Politik auf die 
se Weise beeinflusst werden könne. 
Die CVP sei der Ansicht gewesen, 
es sei unnötig, in der Schlammkam 
pagne mit zu mischen. 
Es sei offenbar einfacher mit 
Frauen so umzugehen. Männern, 
die dieselben Personalentscheide 
getroffen hätten wie Rita Roos, 
wären diese als Führungsstärke aus 
gelegt worden; bei der Volkswirt 
schaftsdirektorin habe man sie als 
Fehler gebrandmarkt. 
CVP: Neue Namen im Spiel 
Ob die CVP einen Kandidaten 
wechsel vornehmen wird, um ihren 
dritten Regierungssitz zu retten, war 
am Sonntag noch nicht klar. Bereits 
genannt wurden die Namen von Mei 
er-Schatz, Nationalrat Walter Hess, 
Hans Ulrich Stöckling, FDP, Karin Keller-Siitter, FDP, Peter Schönenberger, CVP, Kathrin Hilber, SP, Anton Grü 
ninger, CVP, und Willi Haag, FDP, (von links), sind die gewählten Regierungsräte im Kanton St.Gallen. 
dem Gemeindammann von Jona und 
Ex-Sekretär des Justiz- und Polizei 
departements, Joe Keller und dem St. 
Galler Stadtrat Franz Hagmann. 
Adalbert Durrer, Präsident der 
CVP Schweiz, sieht in der Wahl 
schlappe nicht ein Problem seiner 
Partei, sondern ein persönliches 
Problem von Rita Roos. Roos habe 
als Volkswirtschaftsdirektorin im 
vergangenen Jahr unpopuläre Ent 
scheide treffen müssen, erklärte 
Durrer. 
Die SP dürfte mit Markus Linder 
zum zweiten Wahlgang antreten. 
«Klarer Fall», sagte dazu SP-Partei- 
sekretärin Barbara Gysi. Markus 
Linder selber will zuerst noch die 
Zahlen und die personelle Konstel 
lation der übrigen Parteien analy 
sieren. Klar ist aber auch für ihn: 
«Wenn wir in den zweiten Wahlgang 
gehen, dann mit mir.» 
SVP entscheidet am Montag 
Die SVP will am Montag über ihr 
Vorgehen für den zweiten Wahl 
gang entscheiden. Ihr Präsident,To 
ni Brunner, betonte, alles sei offen. 
Im Gegensatz zu früheren Aussagen 
schloss Brunner auch eine eigene 
Kandidatur nicht mehr aus. Der 
Wahlausgang sei «eine riesige 
Überraschung», sagte Brunner. 
Seine Partei habe ein sehr gutes Er 
gebnis erzielt. Die Wahl sei geprägt 
gewesen von «einer Allianz der Be 
sitzstandwahrer». Der Misserfolg 
von Roos habe sich abgezeichnet. In 
weiten Kreisen der Bevölkerung sei 
ein Unbehagen ihr gegenüber spür 
bar gewesen. 
Peter Schönenberger, Anton 
Grüninger und Hans Ulrich Stöck 
ling zeigten sich erfreut über ihre 
persönlichen Wahlresultate. «Mir 
tut aber Rita Roos leid», bedauerte 
Stöckling. «Das hat sie nicht ver 
dient.» Kathrin Hilber zeigte sich 
zufrieden mit ihrem vierten Platz. 
Sie sei «motiviert, so weiter zu ma 
chen wie bisher». 
Für die frisch gewählte Karin Kel 
ler hat es sich ausbezahlt, dass die 
FDP im Wahlkampf mit Stöckling, 
Haag und Keller als Team auftrat. 
Keller sprach von einer klaren 
Richtungswahl, bei der auf bürgerli 
che Köpfe gesetzt worden sei. Willi 
Haag zeigte sich «erstaunt, dass es 
für mich so gut herausgekommen 
ist». 
Die Resultate 
ST. GALLEN: Bei den Regie 
rungsratswahlen des Kantons St. 
Gallen erreichten die zehn Kandi 
datinnen und Kandidaten folgen-' 
de Resultate und Plazierungen: 
Peter Schönenberger, CVP, bis 
her, 82472 Stimmen 
Anton Grüninger, CVP, bisher, 
75081 Stimmen 
Hans-Ulrich Stöckling. FDP. bis 
her,74 333 Stimmen 
Kathrin Hilber, SP, bisher, 72 638 
Stimmen a 
Karin Keller, FDP, neu, 64797 
Stimmen 
Willi Haag, FDP, neu, 57832 
Stimmen 
Heinrich Schlegel, SVP, neu, 
46143 Stimmen 
Manfred Zemp, SVP, neu, 45 300 
Stimmen 
Markus Linder, SP, neu, 42828 
Stimmen 
Rita Roos, CVP, bisher, 42011 
Stimmen 
Das absolute Mehr lag bei 54883 
Stimmen. 
Abgriff abgewehrt 
Urner Regierungsrats-Gesamterneuerungswahlen 
ALTDORF: Bei den Urner Regie 
rungsratswahlen sind fünf Sitze ver 
geben worden. Die drei bisherigen 
wurden deutlich bestätigt. Die CVP 
konnte den Angriff auf die Zauber 
formel abwehren. 
Die besten Resultate erzielten die 
beiden bisherigen Martin Furrer 
(CVP) und Gabi Huber (FDP) mit 
9495 und 8130 Stimmen. Der dritte 
Bisherige, Peter Matth (FDP), wur 
de mit 7242 Stimmen bestätigt. 
Obwohl es zehn Kandidaturen 
gab, schafften schon im ersten Wahl 
gang zwei neue Christdemokraten 
den Einzug in die Regierung, näm 
lich Josef Arnold (7332) und Oskar 
Epp (7224). Unter dem absoluten 
Mehr von 6131 blieben die beiden 
CVP- Kandidaten Isidor Baumann 
(6058) und Leo Brücker (5403). Da 
mit muss die CVP ihren vierten Re 
gierungssitz am 21. Mai in einem 
zweiten Wahlgang verteidigen. 
Die SP hat ihren Sitz noch nicht am 
Trockenen. Reto Gamma, der von 
der Partei zum Nachfolger von Albe 
rik Ziegler gekürt wurde, kam mit 
4022 Stimmen nur auf den vorletzten 
Platz. Die FDP hatte den Rücktritt 
der drei CVP-Regierungsräte Am 
bras Gisler, Anton Stadelmann und 
Hansruedi Stadler sowie von Alberik 
Ziegler (SP) nutzen wollen, um die 
Zauberformel zu brechen. 
Neue Gesichter im Rat 
Regierungsratswahlen im Kanton Thurgau 
FRAUENFELD: Keine Überra 
schung bei den Thurgauer Regie 
rungsratswahlen. Neu nehmen in 
dem Fünfergremium Claudius 
Graf- Scheiling (SP) und Bernhard 
Koch (CVP) Einsitz. Sie erhielten 
25 817 beziehungsweise 33 081 
Stimmen. 
Die drei Bisherigen Roland Eberle 
(SVP) mit 38 873 Stimmen, Her 
mann Lei mit 32 704 (FDP) und 
Hanspeter Ruprecht mit 35 667 
(SVP), wurden klar wieder gewählt. 
Nicht gewählt wurde Willy 
Schmidhauser, Präsident der Thur 
gauer Schweizer Demokraten, mit 
15 492 Stimmen. Der parteilose 
«Aus» für Bündner Kreisgerichte 
Abstimmung im Kanton Graubünden: Gerichtsorganisation anpassen 
Fritz Reusser kam lediglich auf 6979 
Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag 
bei 42,8 Prozent; das absolute Mehr 
betrug 22 599 Stimmen. 
Damit ist die Thurgauer Regie 
rung nach dem Rücktritt von Vreni 
Schawalder (SP) wieder zum 
Männergremium geworden. Die 
Wahlen waren spannungslos verlau 
fen, weil den Kandidierenden der 
Regierungsparteien nur durch zwei 
praktisch chancenlose Kandidaten 
Konkurrenz erwachsen war. 
Mit der Wahl Grafs wird der Pos 
ten des Bezirksgerichtspräsidenten 
von Arbon frei, mit jener Kochs 
muss Bischofszell einen neuen 
Stadtammann wählen. 
REKLAME 
äste» 
W\ 
CHUR: Die 150 Jahre alte Bündner 
Gerichtsorganisation wird ent 
schlackt. Mit der vom Stimmvolk ge 
nehmigten Justizreform werden die 
Kreisgerichte abgeschafft und die 
Zahl der Richterstellen reduziert. 
Die Bündner stimmten der notwen 
digen Teilrevision der Kantonsver 
fassung mit 32 846 zu 8338 Stimmen 
zu. Das Gesetz über die Änderung 
der Gcrichtsorganisation wurde mit 
32529 zu 8623 Stimmen genehmigt. 
Die Stimmbeteiligung betrug 34 
Prozent. Die Reform tritt auf den 1. 
Januar nächsten Jahres in Kraft. 
Die Pflichten der liquidierten und 
für erstinstanzliche Strafsachen zu 
ständigen Kreisgerichte werden auf 
die Bezirksgerichte übertragen. Im 
Amt bleiben können die Kreisge 
richtspräsidenten, die zusätzlich als 
Friedensrichter walten. Abgeschafft 
werden auch die Jugendgerichte als 
selbstständige Instanzen. Neu ist 
die Einführung von Haftrichtern 
vorgesehen. Zudem bringt die Re 
form eine strikte Gewaltentren 
nung. Richter erster Instanz wur 
den gleichgestellt mit den Mitglie 
dern kantonaler Gerichte und dür 
fen kein Grossrats-Mandat mehr 
ausüben. Finanziell hat die Justiz 
reform eine Verdoppelung der Net 
tokosten auf 2,8 Millionen Franken 
pro Jahr zur Folge. 
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y VERBAND 
UCCKTENSTCINCR 
SAMANTCAVtACMf 
Spende Blut - Rette Leben 
BLUTSPENDEN IN ESCHEN 
Blutspenden mit dem 
Blutspendedienst des 
ÖRK, Feldkirch 
Montag, 13. März 2000 
17.30-20.30 Uhr 
Gemeindesaal Eschen 
>
	        

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