38 Sanistag, 11. Mär/. 20()0 AUSLAND
Liechtensteiner Volksblatt
Nachrichten
Ecuador: Indios drohen
mit weiterem Umsturz
QUITO: Die Indios Ecuadors haben mit einem
weiteren Umsturz gedroht, falls sich die Lebens
umstände in dem südamerikanischen Land
nicht bald bessern. «Wir werden Regierung um
Regierung stürzen, bis sich die Lage des Volkes
in Ecuador verändert», warnte der Präsident
der mächtigen Vereinigung der Indios, Antonio
Vargas. am Freitag. Er schloss jedoch Massen
proteste «zum jetzigen Zeitpunkt» aus. Vargas
hatte am 21. Januar mit Unterstützung junger
Offiziere Präsident Jamil Mahuad gestürzt. Die
Militärführung riss die Initiative damals jedoch
schnell an sich und bestimmte Vizepräsident
Gustavo Noboa zum Nachfolger. Noboa, der
vom Parlament bestätigt wurde, führt seither
die Politik seines Vorgängers weitgehend fort.
Obwohl sich der Umsturz vom Januar auch ge
gen die geplante «Dollarisierung» des Landes
richtete,setzte Noboa die noch von Mahuad be
gonnene Umstellung des Landes auf den Dollar
in Gang.
Kämpfe zwischen PKK
und türkischem Militär
ISTANBUL: Bei Kämpfen zwischen Rebellen
der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans
(PKK) und dem türkischen Militär sind neun
Rebellen und zwei Sicherheitskräfte getötet
worden. Wie die türkische Nachrichtenagentur
Anadolu am Freitag weiter meldete, sei ein
PKK-Kämpfer gefasst worden. Die Kämpfe er
eigneten sich in der ostanatolischen Provinz
Bingöl. Der Chef der PKK, Abdullah Öcalan,
war im vergangenen Sommer wegen Hochver
rats und zahlreicher Morde zum Tode verurteilt
worden. Öcalan ist auf der Gefängnisinsel Im-
rali inhaftiert und wartet nun auf eine Entschei
dung des Europäischen Gerichtshofes für Men
schenrechte. Bei der Auseinandersetzung zwi
schen der PKK und dem Militär sind nach tür
kischen Angaben in mehr als 15 Jahren etwa
32 000 Menschen ums Leben gekommen.
Albright: «Westen will
Entspannung im Kosovo»
BRÜSSEL: Der Westen bemüht sich nach den
Worten von US-Aussenministerin Madeleine Al
bright um Entspannung im Kosovo. Es sei über
Möglichkeiten beraten worden, Extremisten
von ihren Aktionen abzuhalten, sagte Albright
am Freitag in Brüssel. Albright war auf einer
neuntägigen Europa-Reise mit EU-Sicherheits-
chef Javier Solana (Bild), mit dem für die Aus-
senpolitik zuständigen EU-Kommissar Chris
Patten sowie mit ihrem russischen und portu
giesischen Kollegen zusammengetroffen. Ge
plant waren Gespräche mit NATO-Generalse-
kretär George Robertson und NATO-Kom-
mandeur General Wesley Clark. Albright
sprach sich für eine Verstärkung der im Kosovo
stationierten Friedenstruppen aus. Clark ver
langte. die Truppenstärke müsse wieder von
44 000 auf 49 000 Mann in der Region angeho
ben werden. Albright sprach sich ausserdem für
eine Unterstützung der UNO-Verwaltung und
der Polizeikräfte aus. Jüngste Auseinanderset
zungen zwischen Albanern und Serben in der
Stadt Mitrovica und Waffenfunde hatten bei der
NATO Besorgnis ausgelöst.
Major zieht sich aus
Politik zurück
LONDON: Der frühere britische Regierungs
chef John Major zieht sich aus der Politik
zurück. Er werde bei der nächsten Parlaments
wahl nicht mehr kandidieren, erklärte der kon
servative Politiker am Freitag in einem Brief an
dieTory-Partei. Er wolle lieber zu einer Zeit ab
treten, in der er noch gefragt sei, erklärte der
56-Jährige. Major war 1990 nach einer Palastre
volution der konservativen Torys gegen Marga
ret Thatcher Parteivorsitzender und Regie
rungschef geworden. 1997 verlor er die Wahl
gegen den jetzigen Regierungschef Tony Blair
von der Labour-Partei.
Gorbatschow lobt Putin
Ex-Präsident jedoch besorgt wegen Forderung nach stärkerem Staat
MOSKAU: Der frühere sowjetische
Präsident Michail Gorbatschow
(links) hat am Freitag den amtieren
den russischen Präsidenten Wladi
mir Putin (rechts) als intelligenten
und ernsthaften Menschen gelobt.
Zugleich zeigte er sich jedoch be
sorgt über dessen Forderung nach
einem stärkeren Staat. Auf einer
Pressekonferenz sagte Gorbat
schow in Moskau, er habe ein «posi
tives Verhältnis» zu Putin.
Hinsichtlich Putins Ruf nach ei
nem stärkeren Staat räumte Gor
batschow ein, dass auch die Bevöl
kerung einen autoritäreren Führer
wünsche. Putin scheine dieser Mann
zu sein. Putin ist bei der vorgezoge
nen Präsidentenwahl am 26. März
klarer Favorit. Nach einer am Frei
tag veröffentlichten Meinungsum
frage käme er auf 59 Prozent der
Stimmen, wenn morgen Sonntag ge
wählt würde. Für KP-Chef Gennadi
Sjuganow würden 22 Prozent stim
men. Die Stiftung für Demoskopie
befragte für die Erhebung 1.600
Personen. Gorbatschow sagte, um
seine Siegeschancen nicht noch in
letzter Minute zu gefährden, sollte
Putin sich vom inneren Führungs
kreis seines Vorgängers Boris Jelzin
distanzieren. Gegen Jelzin und des
sen Beraterkreis wurden wiederholt
Korruptionsvorwürfe laut. Jelzin war
am 31. Dezember zurückgetreten.
Wachsende Spannungen in Jugoslawien
KFOR verstärkt Sicherheitsvorkehrungen im Kosovo
PRISTINA: Gewalt und politische
Drohgehärden an den Brennpunk
ten im früheren Jugoslawien nähren
Befürchtungen eines neuen Kon
flikts. Die Friedenstruppe KFOR
im Kosovo verstärkte ihre Sicher-
heitsmassnuhinen an der Vcrwal-
j tungsgrenze zu Serbien.
Dort kommt es zu immer neuen
Zwischenfällen. Angesichts wach
sender Spannungen zwischen den
Teilrepubliken Serbien und Monte
negro rief Moskau am Freitagbeide
Seiten zur Suche nach einer Kon
fliktlösung auf.
«Die Tendenz zur Trennung der
beiden (Teilrepubliken) ist leider
immer stärker zu spüren», zitierte
die Agentur Itar-Tass aus einer offi
ziellen Mitteilung des Aussenmini-
steriums in Moskau. Die jugoslawi
sche' Armeeführung wies •Berichte
über eine Mobilmachung und einen
Truppenaufmarsch im Süden
zurück. Montenegro bereitet seine
Staatsorgane und die Öffentlichkeit
auf den Ausbruch einer möglichen
neuen Krise vor. Das sagte der Prä
sident Montenegros, Milo Djukano-
vic, ani Freitag nach einem Treffen
mit dem EU-Kommissar für Aus-
senpolitik,Chris Patten, in der mon
tenegrinischen Hauptstadt Podgo-
rica, wie die Belgrader Nachrichten
agentur Beta meldete.
In Gnjilane im Osten des Kosovo
äusserte sich KFOR-Kommandant
General Klaus Reinhardt am Frei
tag besorgt über bewaffnete Zwi
schenfälle im Presevo-Tal hinter der
östlichen Verwaltungsgrenze zu
Serbien. Dort kommt es wiederholt
zu Schiessereien zwischen Albanern
und serbischen Polizisten.
Türkei drängt zur EU
Ecevit beklagt Verzögerungen im Beitrittsprozess
j ANKARA: Die Gespräche zwi
schen der EU und der Türkei sind
| nach Worten des Kommissars für
die EU-Erweiterung, Günter Ver
heugen, erfolgreich verlaufen.
Ministerpräsident Biilent Ecevit be
klagte hingegen Verzögerungen bei
der Beobachtungsphase seines Lan
des durch die EU.
«Der Prozess der europäischen In
tegration der Türkei ist nun unum-
;! kehrbar», sagte Verheugen am Frei-
; tag in Ankara. «Um Frieden und
Stabilität zu sichern, brauchen wir
■i die Türkei.» Die Türkei war Ende
vergangenen Jahres auf dem EU-
Gipfel in der finnischen Hauptstadt
Helsinki nach längerer Wartezeit als
Kandidat akzeptiert worden. «Wir
haben bereits eine sehr fruchtbare
und enge Zusammenarbeit ent
wickelt», sagte der deutsche EU-
Kommissar nach den zweitätigen
Gesprächen. Er habe mit den türki
schen Vertretern die weiteren
Schritte besprochen. Verheugen be
tonte, dass Ankara als gleichwerti
ger Partner behandelt werde. Er ha
be die türkische Regierung ermu
tigt, mit den Reformen fortzufahren.
Konten gesperrt
BERN: Das Bundesamt für Poli
zei (BAP) hat Konten des ehema
ligen Staatschefs der Cöle d'Ivoi-
re, Henri Ronan Bedic (Bild), und
einer Reihe weiterer Personen
vorsorglich sperren lassen. Die
Behörden der Cöte d'Ivoire ver
dächtigen sie, sich auf illegale Wei
se bereichert zu haben.
Dies teilte das BAP am Freitag in
einem Communique mit. Die Cö
te d'Ivoire ersuchte über einen
Schweizer Anwalt, neben sämtli
chen Vermögenswerten Bedies
auch jene zahlreicher Vertreter
seiner und früherer Regierungen
vorsorglich zu sperren und die
entsprechen
den Bankun
terlagen zu er
heben. Nach
Angaben des
Anwalts wird
das westafri
kanische Land
ein Rechtshil
feersuchen
einreichen. Die Cöte d'Ivoire füh
re gegen diese Personen ein Straf
verfahren wegen verschiedener
Vermögensdelikte. Das BAP ver
fügte am vergangenen Mittwoch
eine Sperre der im Ersuchen ge
nannten Konten.
Schwere Explosion in Sri Lanka
19 Tote und zahlreiche Verletzte
COLOMHO: Bei einer Bombenex
plosion sind am Freilag in der sri
lankischen Hauptstadt Coloinbo
mindestens 19 Menschen getötet
und 46 verletzt worden. Wie die Po
lizei mitteilte, detonierte der Spreng
satz im Geschäftsviertel der Stadt
während des abendlichen Haupt-
verkelirs. Die Polizei ging davon
uns, dass ein Selbstmordaltentäter
zu einer Wagenkolonne von Regie-
rungmitgliedern und Parteiführern
gelangen wollte, die das Parlaments-
gebäude verlassen wollte. Die Bom
be sei aber offenbar zu früh hoch
gegangen. Nach der Explosion wa
ren eine Stunde lang Schüsse in dem
abgeriegelten Stadtteil zu hören.
Mindestens 50 Soldaten durch
kämmten die Zone, Hubschrauber
überflogen das Gebiet. Bei fünf der
Toten handelte es sich um Polizis
ten. Zunächst bekannte sich nie
mand zu der Tat. Ein Sprecher der
Streitkräfte machte die tamilischen
Befreiungstiger von Tamil Eelam
verantwortlich, die seit 17 Jahren für
einen eigenen Staat kämpfen.