Liechtensteiner Volksblatt
Land und leute
Freitag, 10. März 2000 9
Wohnen direkt neben dem Arbeitsplatz
Bendererstrasse 4, Schaan: Vincenzo und Doris D'Elia-Nigg und die Söhne Fabio und Sandro schätzen die zentrale Lage ihres Daheims
Klein aber fein, so können die vier
Angestelltenhäuser der Schaaner
Firma Ivoclar beschrieben wer
den. In einem davon lebt seit 15
Jahren die Familie D'Elia. Woh
nen direkt neben dem Arbeits
platz hat viele Vorteile, der starke
Durchgangsverkehr der Benderer
strasse wird als «gewöhnungsbe
dürftig» bezeichnet. Dafür ist der
Platz hinter dem kleinen Häus
chen ein richtiges Paradies mit
Rasen und Gemüsegarten.
Adi Lippuner
Wie viele seiner Landsleute hat es auch
Vincenzo D'Elia vor gut 30 Jahren von
seiner Heimat in Süditalien in den Nor
den verschlagen. Die Aussicht auf guten
und regelmässigen Verdienst liess den
jungen Italiener eine Stelle im Hotel
Meierhof annehmen. «Mein Bruder
war schon in Liechtenstein und damals
gab es Arbeit, weil die Strasse von Va
duz nach Triesenberg gebaut wurde.»
Als junger Mann wollte Vincenzo
nicht nur arbeiten und Geld verdienen,
ab und zu stand auch Ausgang auf dem
Programm. So lernte er in Malbun in ei
nem Tanzlokal Doris Nigg aus Schaan
kennen. «Es hat gefunkt und nun sind
wir schon mehr als 20 Jahre zusam
men.» Vor 22 Jahren fand sich eine An
stellung bei der Ivoclar und vor 15 Jah
ren konnte die damals noch junge Fa
milie eines der vier kleinen Angestell
tenhäuser beziehen.
Selbst Hand angelegt
«Wir fühlen uns hier sehr wohl, haben
viel selbst gemacht uns nach unseren
Vorstellungen eingerichtet.» Die grosse
Wohnküche ist ein ganz besonders
Schmuckstück. Sie ist zum Garten hi
naus gelegen, dank den zwei Fenstern
sehr hell und zudem vom Verkehrslärm
weitgehend abgeschirmt.
Das Wohnzimmer ist für heutige An
sprüche eher klein, dafür aber gemüt
lich eingerichtet. Die Pokale und Me
daillen von einem der grossen Hobbys
des Hausherrn nehmen einigen Platz in
Anspruch. Was ein echter Italiener ist,
der spielt Boccia. Vincenzo beherrscht
die Kunst mit den speziellen Bällen
ganz besonders gut, das zeigen die zahl
reichen Trophäen. Eine besondere Er
innerung ist auch mit dem Bild der
Liechtensteinmannschaft, welche 19%
in Chicago an der Weltmeisterschaft
war, verbunden. «Das war ein einmali
ges Erlebnis. Wir hatten bei jedem Spiel
gegen 500 Zuschauerinnen und Zu
schauer, einfach unvergesslich»,
schwelgt Vinzenco in Erinnerungen.
Von insgesamt 16 Mannschaften er
reichten die Liechtensteiner damals
den 8. Rang.
Wie der Vater.....
Nebst dem Bocciaspiel gehört die
grosse Liebe des Hausherrn auch dem
Fussball. Eine Leidenschaft, die von
Sohn Fabio mit grossem Erfolg geteilt
wird. Doch auch andere sportliche
Betätigungen wie Radfahren, Joggen
oder Skilaufen werden mit Begeiste
rung und wenn immer möglich in Be
gleitung von Ehefrau Doris ausgeübt.
Wohnen direkt neben dem Arbeits
platz wird von beiden als Vorteil be
zeichnet. Der Arbeitsweg ist kurz, die
Freizeitmöglichkeiten liegen direkt vor
der Haustüre, was sehr geschätzt wird.
Obwohl das kleine Haus nicht sehr
viel Platz bietet, ist die Familie zufrie
den. Nebst Küche und Wohnzimmer
gibt es im Erdgeschoss noch eine Ne
benkammer und im ersten Stock zwei
Schlafzimmer. «Nicht üppig, aber für
uns reicht es aus», so die übereinstim
mende Aussage.
Angesprochen auf das grosse Ver
kehrsaufkommen der Bendererstrasse
wird erklärt: «Wir haben uns an die Vi
bration des Bodens gewöhnt, wenn
schwere Lastwagen vorbeifahren. Doch
die Fenster gegen die Strasse offenhal
ten, das ist kaum möglich. Selbst in der
Nacht haben wir das Gefühl, direkt ne
ben einer Autobahn zu wohnen.» Doch
die Vorteile des zentralen und günsti
gen Wohnens werden wesentlich höher
bewertet als eine ruhige Wohnlage.
Kleines Paradies
Im Sommer geniesst Doris D'Elia
den Rasenplatz hinter dem Haus. Mit
Freude werden der kleine, speziell um
randete Gemüsegarten und die Blumen
rund ums Haus gepflegt. «Als Hausfrau
mit einer kleinen Teilzeitbeschäftigung
Im Haus rechts, an der Bendererstrasse 4 lebt die Familie D'Elia seit 15 Jahren. Die Eltern Doris und Vinzenco und die Söhne
Sandro und Fabio schätzen die zentrale Wohnlage. (Bilder: adi)
©
HP
Wohnhaus des Ivoclar-Gründers
kann ich mich voll den Aufgaben im
und um das Haus widmen.» Dadurch
sei auch die Freizeitgestaltung einfa
cher, sie müsse nur Rücksicht auf die
Arbeitszeit des Ehemannes nehmen.
Während die gemeinsame Freizeit in
Schaan den sportlichen Aktivitäten
gehört, werden die Ferien jeweils in der
Eines der vier kleinen Angestellten-
' häuser an der Bendererstrasse wurde
| bis 1957/58 vom Gründer der Ivoclar,
' Adolf Schneider selbst bewohnt. Er
baut wurden die vier Häuser, welche
sich wie ein Ei dem andern gleichen,
in den Jahren 1942/43. Damals habe
der Patron; die Meinung vertreten,
dass seine wichtigsten Mitarbeiter
möglichst nahe'^bisini Unternehmen '
wohnen sollten. So wohnte der Besit-
zer selbst im Haus Bendererstrasse
alten Heimat von Vinzenco verbracht.
«Ich bin im Herzen Süditaliener geblie
ben, auch wenn ich nach so vielen Jahren
hier im Land viele Freunde und Bekann
te habe.» Eines stehe fest, seinen Pass ab
geben, das würde er nie tun. Ein Stück
«Italianita» haben auch die Söhne über
vier, in den drei anderen Häusern leb
ten der Kommandant der Betriebs
feuerwehr, der Portier, der Chauffeur
und später dann die Chefsekretärin.
Auch heute werden die Häuser von
Betriebsangehörigen bewohnt. Die
Wohnlage direkt auf dem Betriebs
gelände wird sehr geschätzt. Der Be
trieb selbst verursacht keinen Lärm.
Einzig die stark befahrene Strasse
könne das Wohnglück etwas beein
trächtigen.
nommen. Beide haben nebst Deutsch
auch Italienisch gelernt. Ob das Ehepaar
nach der Pensionierung in Schaan bleibt,
in die Gegend von Salerno zieht oder
zwischen beiden Orten pendelt, ist heute
noch offen. Dies werde dann sich erge
ben, so die feste Überzeugung.
Im gemütlich eingerichteten Wohnzimmer lässt sichs gut verweilen: Vincenzo und Doris D 'Eiia-Nigg gemessen es, gemeinsam Bocctaspielen ist eines der grossen Hobbys. Der Sport wird auch wettkampfmiissig
möglichst viel Zeit verbringen zu können.
betrieben. Die Becher und Medaillen erinnern an zahlreiche Einsätze.
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