Liechtensteiner Volksblatt
Land und Leute
Mittwoch, 8. März 2000 5
Leserbriefe
Der Unmut der
Liechtensteiner...
Im Revolutionsjahr 1948 richtete sich der Unmut
der Liechtensteiner gegen die fremden Beamten.
Im Historischen Jahrbuch des Fürstentums
Liechtenstein Band 92 (1994), kann nachgeblät
tert werden, dass ein gewisser Kanzlist namens Jo
hann Langer, der die Einheimischen bei Wtihr-
und Strassenbauten häufig zu beaufsichtigen hat
te, sich besonders verhasst machte. Durch sein ar
rogantes Auftreten soll er sie allzu oft gereizt ha
ben.Am 15. April 1848 versammelte sich ein «Re
volutionszug», der Länger in der Kanzlei in Va
duz abholte und ihn unter Spott und Trommel
schlägen an die österreichische Grenze stellte.
Herr Generalvikar Dr. Markus Walser, erz
bischöflicher Beamter, überlegen Sie sich bitte
das damalige Geschehen im Lande. Frage:
Könnten ähnliche Dinge nicht auch heute passie
ren? Luziensteig oder der Rhein sind in kurzer
Zeit erreichbar. Und noch eines: Viele Freunde
stehen hinter Dr. Stefan Hirsclilehner; ich gehöre
ebenso dazu! Leo Büchel, Schellenberg
Liechtenstein im Visier
der EU
Zur Aussage des deutschen Finanzministers Ei
chel in Brüssel gegenüber Liechtenstein «Wo es
Steueroasen gibt, gibt es auch Steuerwüsten»
kann man nur feststellen, dass diese Aussage un
geheuerlich ist, denn Deutschland selbst ist eine
dergrössten Steuerwüsten in Europa. Möge doch
jeder vor seiner eigenen Türe kehren. Hier
spricht nur Neid und Missgunst. Liechtenstein sei
wachsam! Walter II. Ackermann, Winnenden
Mobilfunkantennen im FL
Sehr geehrte Verantwortliche!
Uns interessiert, aus welchem Grund in unse
rem schönen Land so plötzlich und ohne jegliche
Information an die Bevölkerung ein Wald von
Natelantennen errichtet werden soll. Soweit wir
informiert sind, hat der jetzige Mobilanbieter, die
Swisscom AG, derzeit landesweit vier Antennen
standorte und deckt damit weit über 90 % ab. Mit
einem minimalen Ausbau der Swisscom um we-
nige Standorte wären wir wohl unserer Ansicht
nach bestens bedient und würden unseren Be
dürfnissen vollumfänglich gerecht werden.
Wie dem vorläufigen Projekt zu entnehmen
ist, sollen auf den angeblich 22 Standorten, wenn
es überhaupt bei denen bleibt, jeweils mehrere
Anbieter (4) ihre unabhängigen Antennen er
richten. Demzufolge ist bis zu einer vierfachen
Verstrahlung zu rechnen. Wir sind besorgt um
unsere Wohn- und Lebensqualität.
Wer von Ihnen, geschätzte Verantwortliche,
kann vollständig ausscldiessen, dass diese Menge
von Strahlung für alle Bevölkerungsschichten
keinerlei gesundheitsschädigende Folgen hat?
Wir glauben, dass dieses grössenwahnsinnige
Projekt niemals dem eigentlichen Handybenut
zer hier im Land Liechtenstein dienlich sein
wird.
Bisher sind wir mit Swisscom gut bedient und
glauben, dies auch in Zukunft zu sein. Auch kann
durch diese vielen geplanten und gesundheitsge
fährdenden Antennen wohl kaum an eine Verbil-
ligung gedacht werden.
Wie wäre es mit vier Busflotten in dieselbe
Richtung? Das wäre doch auch eine absurde
Idee.
Sollen wir hier in Liechtenstein als Versuchka
ninchen für das angeblich noch unerprobte
UTMS-Netz hinhalten?
Aber eines finden wir schön zu wissen: dass in
Zukunft nicht nur für ein Gartenhäuschen eine
Baubewilligung im vereinfachten Verfahren
benötigt wird! Ernst und Carmen Egger, Ruggell
J;;i
Nachdenklichkeit wagen
Gedanken zum Aschermittwoch von Renate Gebele Hirschlehner
«Nur ein Schilfrohr, das Zer
brechlichste in der Welt, ist der
Mensch, aber ein Schilfrohr,
das denkt. Nicht ist es nötig,
dass sich das All wappne, um
ihn zu vernichten, ein Wind
hauch, ein Wassertropfen rei
chen hin, um ihn zu töten.
Aber, wenn das All ihn ver
nichten würde, so wäre der
Mensch doch edler als das, was
ihn zerstört, denn er weiss, dass
er stirbt, und er kennt die
Übermacht des Weltalls über
ihn, das Weltall aber weiss
nichts davon. Unsere ganze
Würde besteht also im Den
ken, an ihm müssen wir uns
aufrichten...»
Ich kann mich erinnern, ich war
sehr beeindruckt, als ich diese
Gedanken des Mathematikers, Phi
losophen undTheologen Blaise Pas
cal zum ersten Mal las, bringt Pascal
doch im Bild vom denkenden
Schilfrohr die ganze Zweideutigkeit
zum Ausdruck, die das Wesen des
Menschen prägt: zerbrechlich und
schwach zu sein und doch um diese
Zerbrechlichkeit zu wissen, endlich
zu sein und doch eine Ahnung zu
besitzen von der Unendlichkeit,
Freude und Leid, Schmerz und Eu
phorie, Liebe und Einsamkeit,
Scheitern und Erfolg, Geburt und
Tod erleben zu müssen und dürfen,
ohne das Positive je festhalten zu
können.
Das Kirchenjahr folgt mit seinen
Festen dem Rhythmus der Na
tur und des Lebens und setzt der
Ausgelassenheit, dem Rausch und
der ungebändigten, manchmal
beängstigenden Lebenslust der Fas
nacht mit dem Aschermittwoch ein
Ende. Die Masken fallen, die Fas
tenzeit beginnt und damit traditio
nell eine Zeit der Besinnung und
Einkehr, der Nachdenklichkeit, der
Beschäftigung mit den Schattensei
ten im persönlichen wie gesell
schaftlichen Leben. Nein, man kann
sicherlich nicht immer grübeln und
Trübsal blasen und das Gewicht der
Welt auf seinen Schultern tragen. Es
ist ein berechtigtes Bedürfnis, dem
Alltag für Momente zu entfliehen
und im Narrenkleid die Normalität
auf den Kopf zu stellen.
Zugleich ist es aber vielleicht
nötig, dass durch einen Tag wie
den Aschermittwoch nicht nur die
Fasnacht beendet, sondern die Illu
sion eines sorgenfreien «Fun»-Le-
bens überhaupt für einen Augen
blick durchbrochen wird. «Beden
ke, Mensch, dass du Staub bist und
wieder zum Staub zurückkehren
wirst.» Die durch solche Worte ent
stehende Ernsthaftigkeit ist zur Zeit
nicht sonderlich populär, dessen bin
ich mir bewusst. Ich selbst erlebe in
der Schule bei manchen jungen
Menschen Widerstand gegen das
Denken - nicht dann, wenn es um
Informatik, Mathematik und Physik
geht, wohl aber dort, wo das eigene
Leben in all seinen Facetten be
dacht werden soll. Warum, um Him
mels willen, sollte es nötig sein, über
die Liebe, den Sinn, den Tod oder
sich selbst nachzudenken? Genügt
es denn nicht einfach, in den Tag
hineinzuleben und die Probleme in
dem Augenblick zu lösen, in dem sie
sich stellen?
Unsere Religion sagt «nein», le
ben wir doch nie nur in der Ge
genwart, sondern haben stets Anteil
an Vergangenheit und Zukunft, ste
hen zwischen Erinnerung und Hoff
nung, entwerfen Konzepte für unser
Verhalten und unsere Entwicklung.
Leben versteht sich nicht von selbst,
Leben ist ein Geschenk, das gestal
tet und verantwortet werden muss.
Und dazu sind immer wieder auch
Fragen nötig, die zum Nachdenken
über die eigene Lebenspraxis zwin
gen: Will ich tatsächlich so leben,
wie ich lebe? Will ich, dass die Welt
so ist, wie sie ist? Bin ich eigentlich
so frei, wie ich sein könnte? Bin ich
derjenige, der ich sein müsste? Tue
ich denn das, was ich wirklich will
bzw. soll?
Das können bisweilen unbeque
me Fragen sein, besonders
dort, wo sie zur Umkehr und Verän
derung des Verhaltens einladen.
Doch nur der Mut zur Nachdenk
lichkeit im Alltag schützt uns letzt
lich davor, unsere Menschlichkeit,
unseren Halt, ja das Leben selbst zu
verlieren.
Leserbriefe
Verschiedene
Wahrheiten
«Mit freundlichen Segenswün
schen» beendete Markus Walser, Be
auftragter von Bischof Haas, sein
Schreiben an Dr. Stefan Hirschleh
ner, in dem er ihm die Missio Cano-
nica (die Bewilligung) als Referent
des Religionsunterrichts aberkannte.
Die Bewilligung zur Ausübung des
christlichen Lehramtes wurde Stefan
Hirschlehner, Doktor der Theologie,
1986 vom damaligen Churer Bi
schof Johannes Vonderach erteilt
und vom damaligen Kanzler Wolf
gang Haas mitunterzeichnet. Die
Bewilligung (Missio Canonica), dies
ergaben die Nachforschungen von
Markus Walser, beziehe sich auf das
Dekanat Liechtenstein und nicht auf
das Erzbistum Liechtenstein und sei
daher «abgelaufen». Die Begrün
dung ist natürlich lächerlich und un
glaubwürdig. Er korrigiert sich denn
auch selbst. Stefan Hirschlehner, so
Markus Walser, habe sich in der Ver
gangenheit «Uber verschiedene Din
ge unzufrieden geäussert. Unsere
Bedenken liegen eher im personel
len Bereich. Doch diese möchte ich
nicht öffentlich diskutieren und dis
kret bleiben» (Vaterland). Es wäre
wichtig, wenn Herr Walser bekannt
gäbe, welche seiner Darstellungen
eigentlich der Wahrheit entspricht.
Formulierungen wie «Bedenken lie
gen im personellen Bereich» sind
unerträglich.
Eines aber ist in der Begründung,
die Bewilligung für die Lehrtätigkeit
von Dr. Hirschlehner hätte nur für
das Dekanat Liechtenstein gegolten,
gelte aber nicht mehr für das Erzbis
tum Liechtenstein, von ganz fun
damentaler Bedeutung. Erstmals
wird aus berufenem Mund bestätigt,
dass die katholische Lehre, wie sie im
Bistum Chur bis zu Bischof Johan
nes Vonderach vertreten wurde, für
das Erzbistum Liechtenstein nicht
mehr gilt. Es war daher erforderlich,
unser Land aus dem Bistum Chur
und der schweizerischen Bischofs
konferenz herauszubrechen, damit
Bischof Haas seine Sicht der Wahr
heit in Liechtenstein durchpflügen
kann.
Marina Kieber, Mauren;
Margoth Hassler, Schellenberg;
Linda Miidle, Mauren
Ohnmacht?
Auf Grund juristischer Spitzfindig
keiten und sich machtvoll gebärden
der Äusserungen des Erzbischofs
und seines Generalvikars kommt bei
manchen engagierten Christen hier
zulande das Gefühl der Ohnmacht
auf. Das ist nur zu verständlich. Aber
Ohnmacht klingt wie: Ohne Macht.
Und das sind wir nicht. Ich glaube an
das Wort Jesu, dass er gekommen ist,
uns zu befreien (vgl. u.a. Lk 4,18f).
Mit Kreativität, gegenseitiger Unter
stützung und im Vertrauen auf Gott
gibt es, denke ich, genug Möglichkei
ten und Wege, diesen Versuch, uns
ohnmächtig machen zu wollen, ins
Leere laufen zu-lassen...
Robert Büchel- Thalmaier,
Schellenberg
REKLAME
Power
Für 3 Länder
vom Bodensee bis
zum Walensee
RADiqg^L :
LIECHTENSTEIN *
• • •
CMtebistÜB,
-Express
; 'i,
Bregenz
106.1 FM ;
•V t
Feldkirch
106.1 FM V
Vaduz
96.9 FM
■ .• ■ -r i; •«
Buchs
96.9 FM
Sargans
96.9 FM