22 Donnerstag, 2. März 2000
Region
Liechtensteiner Volksblatt
Nachrichten
Computerspiele,
Internet und Familie
BUCHS: Computerspicle und Internet drin
gen immer mehr in die Kinderzimmer. Viele
Eltern und Erziehende haben aber selber
Mühe mit den neuen technischen Möglichkei
ten. während die Jugendlichen sich schon
längst damit auseinandersetzen. Sie nehmen
Computer ohne Bedenken und oft mit grosser
Begeisterung in ihre Freizeit, aber auch in ihr
Lernen auf. Die Elternschule Werdenberg und
der Tagesmütterverein möchten mit einem
Vortrag, am Donnerstag, den 9. März um 20
Uhr, im Singsaal der Sekundärschule Buchs,
Einblick in diese Multimedia-Welt und dessen
sinnvollen Umgang damit geben.
Die Referentin Rita Oser, fünffache
Mutter und zweifache Grossmutter, arbeitet
seit 15 Jahren bei der Schweizerischen Ver
einigung der Elternorganisationen und seit
12 Jahren ist sie Leiterin der Arbeitsgruppe
Medien. (Eing.)
Eine Messe für die
Kirchen
DORNB1RN: Glockengiesser, Orgelbauer
und Restauratoren, Anbieter von Kerzen,
Lichtsystemen oder Pilgerreisen - sie alle ha
ben sich den 19. Oktober notiert: An diesem
Tag öffnet die Fachmesse für Kirchenausstat
tung und religiöses Leben in Dornbirn ihre
Pforten. Der Name: «Gloria».
Das «Heilige Jahr» 2000 ist Anlass für diese
neue Veranstaltung in der Messestadt Dorn
birn. Angeboten werden all jene Gegenstände,
die zur Ausstattung einer Kirche gehören:
Lautsprecheranlagen genauso wie Kerzen
oder christliche Literatur. Zu den Anbietern
zählen Restauratoren, Tischler und Handels
firmen, die der Andacht dienende Gegenstän
de (Statuen, Rosenkränze) offerieren.
Darüber hinaus soll dem religiösen Leben
grosses Augenmerk geschenkt werden, denn
die «Gloria» bietet den staatlich anerkannten,
christlichen Religionsgemeinschaften eine völ
lig neue Plattform, um sich der Öffentlichkeit
zu präsentieren. Diese Chance werden auch
soziale Einrichtungen, Biidungszentren, Klös
ter oder karitative Vereine nutzen.
Damit richtet sich die Fachmesse einer
seits an Einkäufer in den Pfarreien und
Diözesen, andererseits erhalten auch interes
sierte Gläubige an den drei Messetagen
zahlreiche Anregungen. Dafür wird auch
eine Vortragsreihe sorgen. Themenbereiche
sind «Kunst und Kirche», «Engel und Heilige»
oder «Der Ablass aus Anlass des Heiligen Jah
res».
Zur ersten «Kirchenmesse», die übrigens in
Österreich eine Einmaligkeit darstellt, werden
rund hundert Aussteller erwartet. Einzugsge
biet für Aussteller und Besucher sind Öster
reich, Süddeutschland sowie die Schweiz und
Liechtenstein. Für die inhaltliche Ausrichtung
steht der Messeleitung ein Fachbeirat zur Sei
te. Die Projektleitung hat der langjährige Pro
kurist der Dornbirner Messe, Ing. Bruno Bau
er, inne.
Sarganser Guggerball
SARGANS: Heute ist «Schmutziger Donners
tag». und genau heute Abend ist es wieder so
weit - im Hotel Post Sargans findet der tradi
tionelle Sarganser Guggerball statt! Das lange
Warten hat endlich ein Ende! Die vier Gug-
genmusiken Schlosstätscher Sargans, Knappa-
Gugga Sargans, Valeis-Guggä Vilters und die
Städtlischränzer Sargans werden alles geben.
Show. Action, Stimmung und Tanz unter dem
Motto «Amerika» - sind angesagt. Für letzte
res sorgt die Sarganserländer Tanzband «Trio
Voyager».
Der zur Tradition gewordene Sarganser
Guggerball ist der älteste Anlass dieser Art in
der Region und ist längst zum Insidertipp für
Fasnachtsbegeistcrte geworden. Vier gewaltige
Guggenshows, Tanz und Unterhaltung, sowie
zwei gemütliche.Bars - dieses Jahr unter dem
Motto Amerika, resp. Ramba Zamba - sorgen
für Stimmung! Beginn der Veranstaltung ist 20
Uhr. Weitere Informationen auch unter
www.staedtlischraenzer.ch.
Auch zur Tradition geworden ist der freie
Eintritt. Dass es ohne geht, beweisen die Sar
ganser Guggenmusiken schon seit je her. Für
die Organisation sind dieses Jahr die Städt
lischränzer verantwortlich. Auch bekannt als
«the football gugge». What's the name of the
game?
Die Städtlischränzer freuen sich auf ein zahl
reiches Publikum! See you at the pärty - don't
missit! (Eing.)
SÄ
Ein Kraftwerk zu Hause
Effiziente Wasserkraftnutzung durch moderne Steuerungstechnik
Tipptopp in Schuss ist Ernst
Meiers 1927 erbautes Kleinst
kraftwerk am Mühlbach von
Grabs. Vor kurzem mit moder
ner Steuerungstechnik ausge
stattet, deckt der stolze Besit
zer damit den eigenen Strom
verbrauch und liefert darüber
hinaus Energie ins öffentliche
Netz.
Der Mühlbach in Grabs hat als Lie
ferant von Wasserenergie lange Tra
dition. Handwerks- und Produkti
onsbetriebe nützten bis vor wenigen
Jahrzehnten seine Kraft für Strom
erzeugung und Transmissionsan
triebe. Auch die Tuchfabrik Vetsch
baute 1927 an der Mühlbachstrasse
zur Eigenversorgung ein kleines
Kraftwerk mit Francis-Ttirbine und
einer Leistung von 6 kW. Als Ernst
Meier die Liegenschaft 1977 über
nahm, war das Kleinstkraftwerk
stillgelegt und in desolatem Zu
stand. «Schade um die verschenkte
saubere Energie,» dachte sich der
Hobby-Techniker und machte sich
daran, dem Industrie- und Technik
denkmal neues Leben einzuhau
chen. Turbine und Rechen wurden
in Schwerstarbeit gängig gemacht
und ein gebrauchter Generator an
geschafft. Das Werk funktionierte
und lieferte genug Energie für
Warmwasseraufbereitung und
Elektroheizung.
Moderne Technik notwendig
Der Freude Abbruch tat, dass die
Ernst Meier (rechts) besitzt heute am Grabser MUhlbach ein mit modernster
Technik ausgestattetes Kleinstkraftwerk. Links im Bild Reinhard Matt vom
Büro Marquart Elektroplanung + Beratung, das die Anlagensteuerung ent
wickelte.
alte Kraftwerkstechnik sehr viel
Anwesenheit benötigte, da alle Ein
stellungen noch per Hand vorge
nommen werden mussten. Als das
ebenfalls aus dem Mühlbach Ener
gie beziehenden Grabser E-Werk
seine Produktion auf Spitzenstrom
umstellte und damit die Wasserzu
fuhr starken Schwankungen unter
zog. war das Kleinstkraftwerk nicht
mehr vernünftig zu betreiben.
Die Konsequenz hiess Moderni
sieren, und Ernst Meier suchte
dafür einen kompetenten Partner.
den er in der Marquart Elektropla
nung + Beratung AG. Buchs und Va
duz, fand.
Firmenchef Urs Marquart - selbst
aus Grabs - und sein qualifiziertes
Team sind überaus erfolgreich in
ihrem Metier tätig. Das unter ande
rem auf Steuerungen und Automa
tisierung spezialisierte Marquart-
Büro in Vaduz mit Lukas Büchel,
Reinhard Matt und Manfred Ma-
rock nahm sich der Sache an und
konstruierte für Ernst Meier auf
Basis eines Industriesteuerungs
systems eine Lösung, die dem Hob-
by-Kraftwerker eine Menge Bedie
nungsaufwand erspart.
«Unsere Steuerungsanlage sorgt
dafür, dass die Türbinenregelung,
die Einlaufrechensteuerung und die
Niveausteuerung der Wasserkam
mer rechnergesteuert kontinuier
lich dem Wasserangebot angepasst
werden,» erklärt Marquart Mitar
beiter Reinhard Matt die Technik.
Praktisch bedeutet dies eine Vollau
tomatisierung des Betriebes und
der Stromerzeugung, mit dem Er
folg, dass sich das anfallende Was
serangebot annähernd zu 100 %
nutzen lässt.
40 000 kWh Jahresproduktion
Ernst Meier zeigt sich begeistert:
«Durch die Investition können wir
nicht nur unseren gesamten Haus
haltsbedarf decken, sondern auch
noch Strom ins Netz einspeisen.»
Dabei wird genau Buch geführt.
8 kW beträgt die Kraftwerksleis
tung, auf rund 40 000 kWh beläuft
sich die Gesamt-Jahresproduktion
bei guten Wasserverhältnissen.
Vom EW Grabs wird die einge
speiste Überproduktion vergütet.
Kein grosses Geschäft zwar, doch
für Ernst Meier insgesamt eine
«gfreuti Sach.» Schliesslich hono
rierte auch das Schweizer Bundes
amt für Energie im Rahmen des
Aktionsprogrammes Energie 2000
(Pilot- und Demonstrationsanla
gen) diese Aktivitäten mit einer
bescheidenen finanziellen Unter
stützung.
Chancen sind grösser als Risiken
«
»
St. Galler Regierung sieht in bilateralen Verträgen mit EU mehr Vorteile
SARGANS: Die St. Galler Regie
rung sieht in den bilateralen Verträ
gen mit der EU mehr Vor- als Nach
teile. Sie erwartet, dass die ohnehin
schon überdurchschnittliche Ver
flechtung mit den Nachbarregionen
noch enger wird.
Laut der St. Galler Volkswirtschafts
direktorin Rita Roos wickelt der
Kanton schon heute 70,3 Prozent
der Exporte und 85,9 der Importe
mit EU-Ländern ab. Dies sei bedeu
tend mehr als der schweizerische
Durchschnitt, sagte sie an einer Ta
gung in Sargans vor über 100 Unter
nehmerinnen und Unternehmern.
«Die bilateralen Wirtschaftsver
träge stellen für uns also nicht eine
Öffnung von null auf hundert dar»,
bilanzierte Roos zum Auftakt des
Abstimmungskampfes. Vielmehr
würden die Abkommen besonders
für die grenznahen Wirtschaftsre
gionen neue Chancen eröffnen.
Nahe bei grossen Zentren
Davon war auch Alois Ochsner
vom Integrationsbüro des Bundes
überzeugt. Als Vorteile nannte er
die Erleichterungen im Personen
verkehr. Sie ermöglichten es, drin
gend nötige Fachkräfte aus dem
EU-Raum zu bekommen, aber
auch, dass junge Schweizer Berufs
leute ungehindert im Ausland Er
fahrungen sammeln könnten. Für
St. Gallens ländlichen Raum sind
laut Ochsner auch die Abkommen
über die Landwirtschaft von Bedeu
tung. Er verwies auf die Nähe zu
grossen. Zentren wie Innsbruck,
München und Stuttgart. Sie seien
für qualitativ hoch stehende
Schweizer Agrarerzeugnisse auf
nahmefähig. Grosse Chancen räum
te er Bioprodukten ein.
Wichtig für den grenznahen
Raum sei auch die gegenseitige An
erkennung von Diplomen sowie
von Produkteprüfungen. Letzteres
erleichtere den Handel und bedeu
te Zeitgewinn an der Grenze. Für
die Wirtschaft im gesamten St. Gal
ler Rheintal erachtet Ochsner die
Chancen als bedeutend grösser als
die Risiken.
Konkurrenzfähigkeit stärken
Die Risiken der bilateralen Ver
träge, beispielsweise die Öffnung
der Grenzen für ausländische Pro
dukte, will die St. Galler Regierung
durch eine aktive Regionalpolitik
abfedern. «Es ist unser Anliegen,
die Regionen aufzuwerten und ihre
Konkurrenzfähigkeit zu stärken»,
sagte Regierungsrätin Roos.
Für die Wirtschafts- und Touris
musförderung, Pflege innovativer
Betriebe, Strukturwandel im ländli
chen Raum und Regionalmarketing
stellen Bund und Kanton namhafte
Fördermittel zur Verfügung. Davon
könnten initiative Regionen ge
genüber passiven überproportional
profitieren, betonte die Volkswirt
schaftsdirektorin.
Von Wirtschaftsseite wurde da
rauf hingewiesen, dass Betriebe im
Rheintal dank ihrer hohen Produk
tivität rascher wachsen könnten,
stünden genügend Fachleute zur
Verfügung. Die Zustimmung zu den
Verträgen wäre eine imagemässig
wertvolle Aufwertung des Feri
enlandes Schweiz, betonten die
Touristiker.
Mitte-Links- oder Mitte-Rechts-Regierung?
St. Galler Regierumgsratswahlen vom 12. März - SVP drängt in die Exekutive
ST. GALLEN: Das St. Galler Volk
entscheidet am 12. März, ob der
Kanton in den kommenden vier
Jahren weiterhin eine Mitte-Links
oder eine Mitte-Rechfs-Exekutive
haben wird. Die SVP drängt in die
Regierung, die SP will ihre beiden
Sitze behalten. Zehn Kandidatin
nen und Kandidaten kämpfen um
die sieben Sitze. Ein zweiter Wahl
gang ist programmiert.
Drei CVP-,zwei FDP-, zwei SP-Sit-
ze - so lautet die St. Galler Regie-
rungsformel seit vier Jahren. 1996
luchste die SP dank Frauenbonus
und Kathrin Hilber der FDP ein
Mandat ab. Jetzt aber treten die Re
gierungsräte Hans Rohrer (SP) und
Walter Kägi (FDP) zurück.
FDP will wieder drei Sitze
Die FDP will wieder drei Sitze.
Sie tritt mit dem bisherigen Erzie
hungsdirektor Hans Ulrich Stöck-
ling (59) und den neuen Willi Haag
(52) sowie FDP-Präsidentin Karin
Keller-Sutter (37) an. Haag, Ge-
meindjfaimann der St. Galler Vor-
ortsgerfteinde Wittenbach, und die
Dolmetscherin Keller sitzen seit
vier Jahrqn im Kantonsrat.
'Die SP'schickt das Tandem Kath-
rih Hilfcer (49) und Markus Linder
(39) inl' Rennen. Hilber, die Über
raschungssiegerin von 1996, steht
dem Departement für Inneres und
Militär vor. Sie gilt als die starke
Frau in-der Regierung.
Der Germanist und Pädagoge
Linder hat bereits zwölf Jahre Er
fahrung als Kantonsrat und präsi
dierte den Grossen Rat. Dennoch
wäre seine Wahl geradezu eine Sen
sation. Denn in den Grossratswah
len verlor die SP sieben ihrer bisher
34 Sitze und sackte auf 27 ab.
SVP mit Neulingen
Die SVP erhöhte ihre Mandats
zahl von 14 auf 42 und rückte zur
zweitstärksten Kraft im Kanton auf:
Jetzt will sie in die Regierung und
tritt mit zwei Kandidaten an, dem er
folglosen Ständeratskandidaten
Manfred Zemp (55) und dem Be
rufsschullehrer Heinrich Schlegel
(44), ein politisch völlig unbeschrie
benes Blatt. Weder der Jurist Zemp
noch Schlegel sassen bisher im Par
lament. Schlegel wurde jetzt in den
Grossen Rat gewählt. Den grössten
Zündstoff bietet allerdings die CVP,
die zwar mit drei Bisherigen - Peter
Schönenberger (60), Anton Grünin
ger (53) und Rita Roos (49) - antritt,
deren bisherige Regierungsrätin Ri
ta Roos aber von Rechtsbürgerli
chen hart und unfair bekämpft wird.
Offen ruft ein pensionierter St. Gal
ler Ex-CVP-Jurist zur Nichtwahl der
Volkswirtschaftsdirektorin auf.
Hetzjagd gegen Roos
Die Strategie ist offensichtlich:
Rita Roos gilt als «linke» CVP-
Frau. Da die CVP sich klar für die
Beibehaltung der bisherigen Zu
sammensetzung der Regierung und
damit gegen drei FDP-Sitze und die
Regierungsbeteiligung der SVP
ausgesprochen hat, wird jetzt gegen
die CVP-Frau Roos geschossen mit
dem Ziel, eine Mitte-Rechts-Regie-
rung zu erreichen.
Begonnen hatte die Kampagne,
nachdem Rita Roos die Wahl in den
Bundesrat haarscharf verpasst hat
te. Als sie einen Leiter des Rechts
dienstes entliess, wurden Vorwürfe
gegen sie erhoben. Es herrsche Un
ruhe in ihrem Departement. Rita
Roos gestand Fehler ein und ver
sprach aktiv auf jede Kritik einzu
gehen. Doch die Hetze, welche die
CVP-Frauen «Hexenjagd» und
«Schlammschlacht» sowie schieres
«Mobbing» nennen, ging weiter.
Unter Titeln wie «Das Mass ist voll,
Frau Roos» oder «Jetzt reichts,Frau
Roos», wirft der 72-jährige Rechts
anwalt Bruno Scherrer der CVP-
Regierüngsrätin per Inserat
Führungsmängel vor.
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