Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

I 
Liechtensteiner Volksblatt 
Inland 
Mittwoch, 1. März 2000 7 
Leserbriefe 
Änderungen im Bereich 
Kirche und Staat? 
Zur Stellungnahme von Dr. Markus Walser, Ge 
neralvikar des Erzbistums Vaduz vom 25. Feb 
ruar 2000 
In seinem Leserbrief vom vergangenen Frei 
tag, den 25. Februar 2000 befindet Generalvikar 
Walser, dass der vom Verein für eine offene Kir 
che vertretene Standpunkt, zur Sicherung des 
religiösen Friedens in Liechtenstein derzeit in 
Sachen Kirche und Staat keine Verfassungsän 
derungen vorzunehmen, «konservativ» sei. 
Konservativ kommt vom lateinischen «conser- 
vare» und bedeutet «erhalten». Aus der Sicht des 
Vereins für eine offene Kirche sollte die ge 
spannte Situation in der Katholischen Kirche im 
Fürstentum Liechtenstein nicht durch unbe 
dachte und voreilige Änderungen der Verfas 
sung weiter angeheizt werden. Im übrigen sollte 
gemäss dem Wort des hl. Paulus alles geprüft 
und das Gute behalten werden (I. Thess. 5,21). 
Ganz klar bringt der Verein für eine offene Kir 
che auch zum Ausdruck, in welche Richtung all 
fällige Neuerungen gehen sollten: Mit der Ein 
führung der sog. Kirchengemeinde, welche in 
den schweizerischen Nachbarbistümern schon 
lange bestehen, würde auch den liechtensteini 
schen Verhältnissen am besten entsprochen. 
Gemäss den Ausführungen von Regierungsrat 
Dr. Markus Notter (Zürich) im Oktober 1999 in 
Triesen wurden die Kirchgemeinden im Kanton 
Zürich auf ausdrücklichen Wunsch der Katho 
lischen Kirche eingerichtet und waren bis zur 
Ernennung von Bischof Haas von Chur seitens 
der Katholischen Kirche auch nie in Zweifel ge 
zogen worden. Die von Erzbischof Wolfgang 
Haas favorisierte Lösung birgt die Gefahr in 
sich, dass die Katholische Kirche im Fürstentum 
Liechtenstein von einigen wenigen Grossspon 
soren finanziert und beeinflusst wird. Offen 
sichtlich will auch das Fürstentum das Verhält 
nis von Staat und Kirche derzeit nicht geändert 
wissen, weist doch der von Fürst Hans-Adam II. 
und Erbprinz Alois vorgelegte Verfassungsent 
wurf keinerlei Änderungen im Bereich Kirche 
und Staat auf. All diese Details fehlen in der 
Stellungnahme von Generalvikar Walser, der 
als Pfarrer von Untervaz vergangenen März 
seine Kirchgemeinde als Pöbel verhöhnte. 
Verein für eine offene Kirche 
Wolfgang Seeger, Präsident 
Thema «Kritik» 
Manche können sie, die Kritik nämlich, gut ver 
tragen und akzeptieren, vielleicht sogar Lehren 
daraus ziehen. Viele aber vertragen grundsätz 
lich keine Kritik, sie werden böse oder fertigen 
sie rundweg ab als «Negativ-Polemik», wie 
kürzlich in einem Leserbrief aus der zonen- 
plan-geplagten Gemeinde mit dem Hammer-Si- 
chel-Emblem. 
Kritik wird tagnächtlich an Dutzenden von 
Stammtischen praktiziert, leider meist nur 
mündlich - denn dann bleibt es ja «unter uns». 
Eine schriftliche Formulierung (z.B. als Leser 
brief) gibt es nur selten, sei es aus Mangel an 
Zivilcourage, aus Angst vor negativen privaten 
oder geschäftlichen Folgen - (oder vielleicht 
aus Mangel an schriftlicher Ausdrucksfähig 
keit?). 
öffentliche Kritik ist ein unabdingbarer Fak 
tor in einer Demokratie, und sie ist in zivilisier 
ten Ländern (deo gratias) auch nicht mehr 
strafbar wie in vergangenen Zeiten, als sich die 
Potentaten ihrer lästigen Kritiker auf einfache 
Art entledigten: Gefängnis, Kerker, Folter, Schei 
terhaufen, KZ, etc., etc. (Ausnahme: Lehramts 
verbot, Index für missliebige Schriften u.a. gibt 
es auch heute noch - und Rehabilitationen las 
sen Jahrhunderte auf sich warten). 
Martin Sommerlad, Triesen 


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Auch im Jahr 2000 keine 
generellen Lohnerhöhungen 
Lohnverhandlungsergebnisse des LANV mit dem Gewerbe und der Industrie 
Auch für das laufende Jahr 
2000 gibt es im liechtensteini 
schen Gewerbe keine generelle 
Lohnerhöhung. Die meisten 
Gewerbe-Sektionen befürwor 
teten hingegen eine leistungs- 
bezogene Lohnerhöhung von 
1,5 Prozent. 
«Mit unserer Forderung für eine ge 
nerelle Lohnerhöhung von 150 
Franken bis zu einem Sockelbetrag 
von 5000 Franken konnte sich lei 
der keine der 19 Sektionen des 
liechtensteinischen Gewerbes ein 
verstanden erklären», schreibt der 
Liechtensteinische Arbeitnehmer 
verband (LANV) in seinem gestern 
erschienenen Informationsblatt 
«Wir Arbeitnehmerinnen». Mit 
dieser generellen Lohnerhöhung 
wäre, so der LANV, vor allem der 
Kaufkraft-Verlust bei tieferen und 
mittleren Einkommen berücksich 
tigt worden. 
«Damit können wir leben» 
Per Ende September 1999 betrug 
die Teuerung 1,3 Prozent (Ende De 
zember: 1,7 Prozent). Die meisten 
Sektionen des liechtensteinischen 
Gewerbes haben laut LANV inzwi 
schen einer leistungsbezogenen 
Lohnerhöhung von 1,5 Prozent zu 
gestimmt. «Damit können wir beim 
LANV leben», heisst es im Mittei 
lungsblatt. Alle anderen Vereinba 
rungen wie Gratifikation und Be 
rufsbeiträge habe man auch für das 
laufende Jahr regeln können. Dies 
sei nicht selbstverständlich und 
müsse - so der Arbeitnehmerver 
band -jedes Jahr neu ausgehandelt 
werden. 
Im Bauhaupt- und Baunebenge 
werbe wird die Auftragslage den 
Angaben zufolge bisher als zufrie 
denstellend bezeichnet, die Preise 
seien jedoch uninteressant. Ein Pro 
blem für das hiesige Gewerbe stelle 
zunehmend die Konkurrenz aus der 
benachbarten Schweiz dar, die teil 
weise zu wesentlich günstigeren Be 
dingungen anbieten würde. 
Löhne in der Industrie 
Was die Löhne in der Industrie 
betrifft, so wurde dem LANV von 
der Liechtensteinischen Industrie- 
und Handelskammer (LIHK) Ende 
Dezember der Beschluss der Gene 
ralversammlung schriftlich mitge 
teilt, wonach den Mitgliedsfirmen 
eine leistungsbezogene Lohner 
höhung von 1,5 bis 2,0 Prozent 
empfohlen worden sei. Aufgrund 
der Lohnsysteme in den verschie 
denen Betrieben werde immer 
mehr von generellen Lohner 
höhungen abgesehen, bemerkt der 
LANV dazu. Durch die Einführung 
von leistungsabhängigen Prämien- 
und Bonussystemen bleibe der 
Grundlohn, der massgebend für die 
AHV oder Pensionsversicherung 
sei, unverändert. Bezüglich des Be 
rufsbeitrages konnte der Verband 
nach eigenen Angaben mit der 
liechtensteinischen Industrie noch 
keine Einigung erzielen. Die Ver 
handlungen würden weitergeführt. 
DV am 10. März 
Die diesjährige Delegiertenver 
sammlung des LANV findet am 
Freitag, den 10. März 2000 um 19.30 
Uhr im Triesenberger Bärensaal 
statt. In ihrem Bericht zum Ver 
bandsjahr 1999 hält LANV-Präsi- 
dentin Alice Fehr grundsätzlich 
fest: «Liechtenstein hat auch Ar 
beitslose, zunehmende Armut und 
auf der anderen Seite steigende 
Börsengewinne und Konzentration 
der Vermögen. Diese Entwicklun 
gen sind stark spürbar, als Gewerk 
schaft sind wir mit den sozialen 
Konflikten dieser Entwicklung 
Die meisten Sektionen des liechtensteinischen Gewerbes haben für das Jahr 2000 eine leistungsbezogene Lohner 
höhung von 1,5 Prozent beschlossen. (Archivbild) 
konfrontiert. Wir haben uns auch le Netz nicht reisst, nur dass die Ge- dem Staat zur Versorgung zuzu- 
dieses Jahr wieder für Verbesserun- winne in den Betrieben maximiert schieben. Wir wollen einen sozialen 
gen am Arbeitsplatz und in der Ge- werden können. Es dürfen Arbeit- Ausgleich, nachhaltiges Wachstum 
setzgebung eingesetzt. Bei uns müs- nehmerlnnen von den Arbeitge- und demokratische Mitbestim- 
sen wir auch achten, dass das sozia- bern nicht entlassen werden, um sie mung.» 
Lohnvcrlt!Ui(lliin)>scrf>chniss fiir das Jahr 2(MM) mit dem Liechtensteinischen Gewerbe (mil CAV-Vereinbarung) 
Branche 
Antrag des LANV 
bezüglich Lohnerhöhung 
(% oder Betrag) 
Resultat Tür das Jahr 2000 
Bauhauptgewerbe 
(Maurer und Pflasterer) 
Fr. 150.- 
generelle Lohnerhöhung 
1.5 % von Lohnsumme - leistungsbezogen 
Baugewerbe (Gipser 
und Zimmerleute) 
Fr. 150.- 
generelle Lohnerhöhung 
Gipser: 1.5 % Erhöhung der Mindestlöhne 
Zimmerleute: 1.5 % - leistungsbezogen 
Schreinergewerbe 
Fr. 150.- 
generelle Lohnerhöhung 
1.5 % von Lohnsumme - leistungsbezogen 
Metallgewcrbe 
Fr. 150.- 
generelle Lohnerhöhung 
1.0 % von Lohnsumme - leistungsbezogen 
Haustechnik- und 
Spenglerge werbe 
Fr. 150.- 
generelle Lohnerhöhung 
1.5 % von Lohnsumme - leistungsbezogen 
Malergewerbe 
Fr. 150.- 
generelle Lohnerhöhung 
1.5 % von Lohnsumme - leistungsbezogen 
Innendekorationsge 
werbe 
Fr. 150.- 
generelle Lohnerhöhung 
1.5 % von Lohnsumme - leistungsbezogen 
Elektro- Radio-TV- 
Elektronik-Gewerbe 
Fr. 150.- 
generelle Lohnerhöhung 
1.5 % von Lohnsumme - leistungsbezogen 
(auch fUr Radio-TV) 
Grafisches Gewerbe 
Fr. 150.- 
generelle Lohnerhöhung 
1.0 % von Lohnsumme - leistungsbezogen 
plus 1 weiteren Ferientag 
Coiffeurgewerbe 
Fr. 150.- 
generelle Lohnerhöhung 
1.5 % von Lohnsumme - leistungsbezogen - 
1.5 % Erhöhung der Mindestlöhne 
Informatik- und 
BUromatikgewerbe 
Fr. 150.- 
generelle Lohnerhöhung 
2.0 % Erhöhung der 
Mindestlöhne 
1.5 % von Lohnsumme - leistungsbezogen 
Bäckergewerbe 
Fr. 150.- 
generelle Lohnerhöhung 
1.5 % von Lohnsumme - leistungsbezogen 
Gebäudereinigungs 
gewerbe 
Fr. 150.- 
generelle Lohnerhöhung 
2.0 % Erhöhung der Mindestlöhne 
Anpassung der Mindest-Löhne um 5 - 7 % 
Transporigewerbe 
1 % Teuerungsausgleich - 
auf Mindest- und Vertragslöhne 
1.0 % von Lohnsumme - auf effektive Löhne 
Detailhandel 
Fr. 150.- 
generelle Lohnerhöhung 
2.0 % Erhöhung der Mindestlöhne 
1.5 % von Lohnsumme - 
2.0 % Erhöhung der Mindestlöhne 
Autogewerbe 
Fr. 150.- 
generelle Lohnerhöhung 
Erhöhung der Mindestlühne • 
für Automonteur und Hilfsarbeiter 
1.5 % von Lohnsumme - leistungsbezogen - 
Erhöhung der Mindesllöhne für 
Automonteure und Hilfsarbeiter 
Gastgewerbe 
Fr. 150.- 
generelle Lohnerhöhung 
2 % Erhöhung der Mindestlöhne 
0.5 % Teuerungsausgleich - Erhöhung der 
Mindesllöhne Fr.60.- bis Fr. 3'000- 
und Fr. 30.- über Fr. 3'000.~ 
Gürtnergewerbe 
1.5% 
generelle Lohnerhöhung 
2% Erhöhung der Mindestlöhne 
1.5 % von Lohnsumme - leistungsbezogen - 
sowie Erhöhung der 
Mindest-Löhne für Floristinnen auf 
Fr. 15.70 und Hilfsarbeiter auf Fr. 15.10 
Noch ollen: Innendekoration- undTextilreinigungsgewerbe
	        

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