Liechtensteiner Volksblatt
Sport
Montag, 10. Januar 2000 15
Fussball
Manchester Uniteds
Titelträume beendet
Champions-League-Sieger Manchester United
hat das zweite Gruppenspiel an der Klub-WM
vor 75 000 Zuschauern im Maracana-Stadion in
Rio de Janeiro gegen Vasco da Gama 1:3 verlo
ren (Bild) und alle Chancen auf die Finalteil
nahme verspielt. Für «ManU» wird somit nichts
aus dein fünften Titelgewinn innerhalb eines
Jahres.
Vasco da Gama führt die Tabelle der Gruppe
B ungeschlagen an. Den Brasilianern reicht im
letzten Spiel gegen den mexikanischen Conca-
caf-Sieger Necaxa ein Remis für den Einzug in
den Final. Necaxa selber würde Vasco da Gama
mit einem Sieg Überholen. In der Gruppe A
wird der Fmalplatz am letzten Spieltag in einem
Femduell zwischen den Corinthians Säo Paulo
und Real Madrid entschieden. Der brasiliani
sche Meister und der spanische Traditionsverein
trennten sich im direkten Duell in Sao Paulo 2:2
und liegen damit punktgleich an der Spitze.
Altstar Romano mit einem Doppelschlag in
der 25. und der 27. Minute sowie Edmundo
schössen für Vasco da Gama gegen das erneut
enttäuschende Manchester United schon in der
ersten Halbzeit einen 3:0-Vorsprung heraus.
Butt verkürzte für die ohne den gesperrten
Beckham und den verletzten Cole angetretenen
Engländer erst zehn Minuten vor Schluss.
Dida, der frühere Torhüter des FC Lugano,
hielt für die Corinthians acht Minuten vor
Schluss beim Stand von 2:2 einen Foulpenalty
von Real Madrids Stürmer Anelka, der davor
beide Tore für die Spanier geschossen hatte und
somit einen Hattrick hätte erzielen können.
Auch die Corinthians hatten mit Edilson einen
zweifachen Torschützen.
Der französische Stürmerstar Nicolas Anel
ka, der nach seinem Wechsel von Arsenal Lon
don in keinem Emstkampf für Real ein Tor ge
schossen hatte, traf an der Klub-WM nun be
reits dreimal und führt damit die Skorerliste an.
Goalie Dida seinerseits festigte seinen Ruf als
«Penalty-Killer». Im letzten Jahr hielt er für sei
nen Verein und für Brasiliens Nationalmann
schaft insgesamt sieben Penalties.
Klub-WM in Brasilien, Gruppenspiele
Gruppe A
Corinthians Sao Paulo - Real Madrid
AI Nassr - Raja Casablanca
1. Real Madrid
2. Corinthians
3. AI Nassr
4. Raja Casablanca
5:3
4:2
5:6
3:6
Gruppe B
Manchester United - Vasco da Gama
Necaxa - South Melbourne
1.VascodaGama 2
2. Necaxa 2
3. Manchester United 2
4. South Melbourne 2
5:1
4:2
2:4
15
2:2(1:1)
43(1:1)
4
4
3
0
1:3 (0-3)
3:1 (2:1)
6
4
1
0
News und Transfers
• Am 21. Januar beginnt in Rom der Prozess ge
gen Gianluca Vialli. Dem Trainer von Premier-
League-Klub Chelsea wird von Fenerbahce
Trainer Zdenek Zeman Ehrenbeledigung vor
geworfen. Vialli hatte im April den damaligen
Coach der AS Roma auf 4,2 Millionen Franken
Schadenersatz verklagt, weil ihn Zeman des
Dopingkonsums verdächtigt hatte. Zeman kon
terte mit einer Gegenklage, weil ihn Vialli einen
«Terrorist» genannt hatte.
• Franz Beckenbauer ist im Sportstudio des
ZDF als deutscher Fussballer des Jahrhunderts
ausgezeichnet worden. Während seiner aktiven
Karriere gewann er mit Bayern München vier
mal den deutschen Meistertitel und dreimal den
Meistercup. Beckenbauer bestritt für Deutsch
land 103 Länderspiele, wurde 1972 Europamei
ster und zwei Jahre später Weltmeister. 1990
wurde der Bayer auch alsTeamchef Weltmeister
mit der Nationalmannschaft.
U18 erobert die Fussballwelt
Liechtenstein erspielte sich in Sindelfingen den sensationellen achten Rang
Auch am zweiten Turniertag
beim DaimlerChrysler Junior-
Cup in Sindelfingen gab sich
die U18 des LFV keine Blosse
und brachte die grossen Fuss
ballnationen Ins Schwitzen. Im
letzten Gruppenspiel wurde
der erste Ttamiersieg eingefah
ren. Die Türkei unterlag den
Liechtensteinern mit 2:1. Im
Spiel um den siebten Rang
hatten die Loose-Schützlinge
aber wieder Pech und mussten
den Platz als (h2-Verlierer ver
lassen.
Oliver Beck
Nachdem die Liechtensteinische
Fussball-U18 samstags mit viel'Pech
zweimal kurz vor Schluss den Sieg
verschenkte und damit mit «nur»
drei Punkten auf dem fünften und
vorletzten Tabellenplatz lag, lief es
für sie am Sonntag um einiges bes
ser. Als letzter Gruppengegner war
tete die Türkei auf die Loose-
Schützlinge. Eine ziemlich haarige
Aufgabe, da die Türken ihren zwei
ten Platz behalten wollten, um wei
terhin um den T\irniersieg mitspie
len zu können. Doch ihrerseits woll
ten die Liechtensteiner natürlich,
unbedingt den ersten Türniersieg
landen. So entwickelte sich eine
spannende Partie. Die Türkei ging
ziemlich schnell in Führung, aber
die heimische Auswahl spielte wei
ter gut mit. Der wegen grosser Per
sonalnot (die A-Nationalspieler
Ronny Büchel und Matthias Beck
verletzten sich im Laufe des l\ir-
niers) nachnominierte Fabio D'Elia
rechtfertigte das in ihn gesetzte Ver
trauen und erzielte den verdienten
l.i-Ausgleich.
Liechtensteins U18 konnte in Sindelfingen voll überzeugen und brachte die grossen Nationen ins Schwitzen.
Doch damit nicht genug. Thomas
Beck sicherte der Loose-Truppe mit
seinem zweiten Tlirniertreffer den
überraschenden Sieg. Mit diesem
dreifachen Punktegewinn rückte die
LFV-Auswahl auf den vierten Grup
penrang vor. Trainer Ralf Loose
zeigte sich vom Spiel seiner Mann
schaft sehr angetan: «Wir haben sehr
gut und vor allem auch sehr diszipli
niert gespielt. Der Sieg war äusserst
wichtig für unsere Moral.»
Erneut spätes Gegentor
Im Rangierungsspiel um den
siebten Platz wartete Israel. Die
starke Leistung der FL-Mannschaft
war sicher auch den Israelis ins Au
ge gestochen. Waren die Loose-
Schützlinge anfangs vielleicht noch
etwas unterschätzt worden, so war
das jetzt sicher nicht mehr der Fall.
Israel spielte stark und ging in der
zweiten Spielminute in Führung.
Die Liechtensteiner setzten in der
Folge alles auf ein Karte und kamen
auch zu Chancen, doch anstatt dem
Ausgleich fiel in der letzten Spiel
minute das spielentscheidende 2:0
für den Gegner. Bereits zum dritten
Mal hatten die U18-Kicker in der
Endphase des Spiels einen Iteffer
kassiert. So schlössen sie dasTUrnier
auf dem immer noch sehr beach
tenswerten achten Rang ab und de
monstrierten eindrucksvoll, dass
sich der Liechtensteiner Fussball
weiterhin im Vormarsch befindet.
«Ich bin von meiner Mannschaft
sehr beeindruckt. Ich hätte nicht er
wartet, dass wir so gut mithalten
können. Leider hatten wir oft etwas
Pech, dass wir die Führungen nicht
über die Zeit bringen konnten. Hät
ten wir das geschafft, wären wir si
cher unter die ersten zwei in der
Gruppe gekommen und hätten
noch weiter um denlbrniersieg mit
spielen könne. Es wäre sicher mehr
möglich gewesen. Aber wir können
trotzdem sehr zufrieden sein. Die
Mannschaft hat ein tolles Ibrnier
gespielt», so der U18-Trainer.
Loose bemerkte auch, dass das
Ibrnier hervorragend organisiert
war und den Zuschauern tolle Spie
le geboten werden konnten. Erwäh
nenswert ist auch, dass der Liech
tensteiner Keeper Peter Jehle zum
besten Torhüter des gesamten Hir-
niers gewählt wurde, was sicher eine
besondere Ehre darstellt und neben
den tollen Resultaten des Teams
ebenfalls zeigt, dass sich in Liech
tensteins Fussballszene einiges tut.
Österreich feierte Türniersieg
Den Hirniersieg in Sindelfingen
holte sich Österreich, das im Finale
die Türkei mit 2:0 bezwang. Dritter
wurde die Ukraine vor dem Gastge
ber Deutschland.
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Grosse Ehre: Peter Jehle (rechts) wurde zum besten Goalie gewählt.
Die heimischen Nachwuchs-Kicker spielten gross auf.
Tadellose Leistung der Weikl-Schützlinge
Fussball:Ul6 erspielt sich beim Hallenturnier Gaildorf den zehnten Platz
Neben der U18 stand auch die U16
während des Wochenendes im Ein
satz. Am internationalen Hallentur
nier von Gaildorf sicherten sich die
jungen Liechtensteiner mit bra
vourösen Leistungen den hervorra
genden zehnten Scfalussrang. Super
ist die Tatsache, dass sie mit den
Nachwuchsmannschaften von eu
ropäischen Spitzenclubs ohne gros
se Probleme mithalten konnten.
Oliver Beck
Im ersten Gruppenspiel wartete auf
die U16 der leichteste Gegner in der
Gruppe, der gastgebende Verein
TSV Gaildorf. Die Liechtensteiner
wurden ihrer Favoritenrolle gerecht
und bezwangen die Hausherren
durch Tore von Ritter, Beck,Tlirnell
und Tiziani souverän mit 4:0. Das
zweite Spiel bestritten die Weikl-
Schützlinge gegen die englische
Mannschaft West Ham United. Bis
kurz vor Schluss stand es 1:1. Manu
el Ritter hatte für seine Farben ge
troffen und liess die LFV-Auswahl
auf eine weitere Aufstockung des
Punktekontos hoffen. Doch die
Engländer schienen etwas gegen ei
ne Punkteteilung zu haben und er
zielten den 2:1-Siegtreffer.
Den Bayern alles abverlangt
Der Verlauf des dritten Gruppen
spiels war mit dem des zweiten bei
nahe identisch. Dank eines TVeffers
von Polverino sah es lange Zeit da
nach aus, als ob Liechtenstein den
grossen Bayern ein 1:1 abtrotzen
könnte. Aber die grosse Sensation
sollte ausbleiben. Die Münchner
schössen zum 2:1 ein und konnten
sich über einen glücklichen Sieg
freuen. Im vierten Spiel wartete der
tschechische Traditionsclub Slavia
Prag auf die Weikl-Thippe. Mit ei
nem hart erkämpften OK) sicherten
sich die U16-Kicker einen Punkt.
Im abschliessenden Gruppen
spiel gegen Borussia Dortmund
wurde doch ein Kräfteverschleiss
sichtbar und die Liechtensteiner
verloren mit 1:4. Doch das deutliche
Resultat täuscht über das Spielge
schehen hinweg. Lange bot das
Team von Josef Weikl dem grossen
Favoriten paroli und lag nur mit 1:2
in Rückstand. Erst zwei dumme Ge
gentore in der Schlussphase der
Partie brachten die U16 endgültig
auf die Verliererstrasse. Tiziani war
um den Ehrentreffer der Liechten
steiner besorgt.
Super Einstellung
Mit einem Sieg, einem Unent
schieden und drei Niederlagen plat
zierten sie sich auf Rang fünt Im
Siebenmeterschiessen um Rang 9
traf die Weikl-Truppe auf den SV
Werder Bremen. Aber auch jetzt
blieb der LFV-U16 das Glück ver
wehrt und sie verloren knapp mit
3:4. Mit den Leistungen seiner Spie
ler ist Josef Weikl sehr zufrieden:
«Wir haben sehr gut mitgespielt.
Leider hat uns einfach das letzte
Quentchen Glück gefehlt. Man hat
auch gesehen, dass die anderen
Mannschaften immer einen Tick
cleverer agierten. Zu bemängeln ha
be ich nichts. Uns fehlten drei starke
Spieler des Jahrgangs 83. Das muss
man berücksichtigen. Der zehnte
Platz ist nicht zu verachten, wenn
man die Voraussetzungen die die
Proficlübs haben, mit denen die wir
haben, vergleicht. Die Einstellung
der Spieler hat vollkommen ge
stimmt. Sie haben meine Erwartun
gen erfüllt», äusserte sich der zufrie
dene TVainer.
«Ich denke, dass die Spieler wie
der tolle Erfahrungen sammeln
konnten», sieht Weikl den grössten
Vorteil dieses lUrniers. Erfahrun
gen, die für den einen oder anderen,
der später vielleicht einmal für ei
nen Proficlub an den Ball tritt, si
cher von grossem Nutzen sein kön
nen.