Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Kultur 
Montag, 10. Januar 2000 9 
Nachrichten 
Grenzgänger der 
Musikstilrichtungen 
BUCHS: Am Samstag, den IS. Januar 2000 um 
20 Uhr gastiert Heiri Känzig mit ethno netto im 
fabriggli Buchs. Als Grenzgänger der Musikstil 
richtungen verpflanzt das Quintett (Matthieu 
Michel, Trompete; Patricia Draeger, Akkor 
deon; Theo Kapilidis, Gitarre; Kaspar Rast, 
Schlagzeug) um den Zürcher Langzeit-Bassi 
sten des Vienna Art Orchestras Heiri Känzig al 
te Schweizer Volkslieder und folkloristisch in 
spirierte Eigenkompositionen in die Improvisa 
tionswelt des Jazz. Die Musiker kennen keine 
Berührungsängste und verweben Elemente der 
Volksmusik, des Jazz und der zeitgenössischen 
Musik zu einer Collage neuer Klangmuster. Die 
raffinierten Arrangements sind voller Überra 
schungen und lassen die Grösse der ursprüngli 
chen Kompositionen in einem neuen Licht er 
scheinen. Mit ihrem virtuosen und ausdrucks 
starken Spiel schaffen die Musiker sehnsuchts 
volle Baliaden, mitreissende Jazz-Rock-Num 
mern und immer wieder echte Ohrwürmer. Re 
servierung unter der Tel. Nr. 081/756 66 04, 
Dienstag bis Samstag 18 bis 20 Uhr, wird emp 
fohlen. (Eing.) 
Berliner Ensemble 
wieder eröffnet 
Berlin: Das Berliner Ensemble ist am Samstag 
abend unter dem neuen Intendanten Claus Pey- 
mann wieder eröffnet worden. Als Eröffnungs 
premiere brachte der 85 Jahre alte Regisseur- 
Altmeister George Tabori die Uraufführung 
seines Stücks «Die Brecht-Akte» auf die Bühne. 
Darin erzählt er vom Leben Bertolt Brechts 
nach der Emigration in die USA und seiner 
Überwachung durch das amerikanische FBI. 
Peter Fitz spielte Brecht. Unter den Gästen wa 
ren Schauspieler und Regisseure wie Otto San 
der, Hans Neuenfels, Hanne Hiob, Angela 
Winkler,Thomas Langhoff, Johann Kresnik und 
Katharina Thalbach. Acht Monate lang war das 
traditionsreiche Theater am Schiffbauerdamm 
für umfangreiche Sanierungs- und Umbaumas- 
snahmen geschlossen. Für insgesamt 18 Millio 
nen Mark wurden unter anderem eine neue Di 
rektionsetage angebaut, eine Probebühne er 
richtet und die Bühnentechnik erneuert. Peym- 
ann, zuvor Direktor des Wiener Burgtheaters, 
hatte 1999 genau 50 Jahre nach der Gründung 
des Berliner Ensembles durch Brecht und 
Helene Weigel seine Arbeit als neuer Hausherr 
aufgenommen. 
Absage Pavarottis 
führt zu Tumulten 
MADRID: In Madrid ist bei einem Konzert 
zum Gedenken an den vor vier Monaten ver 
storbenen spanischen Tenor Alfredo Kraus zu 
einem handfesten Skandal gekommen. Kurz vor 
Beginn der Gala am Freitagabend in der Oper 
wurde dem Publikum die Absage des italieni 
schen Tenors Luciano Pavarotti sowie der spa 
nischen Sopranistin Maria Bayo mitgeteilt, be 
richtete die Presse am Samstag. Dies führte zu 
heftigen Protesten der 1700 zahlenden Gäste. 
Mit Pfiffen und Buhrufen verliessen Hunderte 
den Saal und versammelten sich im Foyer, um 
ihr Geld zurückzufordern. Dort kam es zu tu 
multartigen Szenen: Wutentbrannte Zuschauer 
schleuderten ihre Programmhefte in die Luft 
und beschädigten die Türen des altehrwürdigen 
«Teatro Real». Schliesslich wurde die Polizei ge 
rufen, wie es weiter hiess. Zu Empörung führte 
insbesondere die Absage Pavarottis, da dieser 
als «Erzfeind» von Kraus gegolten hatte und 
sein Auftritt bei der Gala als posthumes Zei 
chen der Versöhnung verstanden worden war. 
Operndirektor Juan Cambreleng musste zwei 
Mal auf die Bühne kommen, um das Publikum 
zu beruhigen. Pavarotti habe wegen einer Un- 
pässlichkeit kurzfristig abgesagt, Bayo wegen 
einer Erkältung, erklärte er. Cambreleng warf 
den Zuschauern unflätiges Verhalten vor und 
bot ihnen schliesslich die Rückgabe des Ein 
trittsgeldes an. 
Musikalische Glanzlichter 
beim Neuj ahrskonzert des SOL 
Die Neujahrsgrüsse des Symphonischen Orchesters Liechtenstein (SOL) in Mauren 
«Ich wusste nicht, dass Liech 
tenstein ein so gutes Orchester 
hat», sagte eine begeisterte Be 
sucherin am Samstagabend im 
total überfüllten Gemeinde 
saal Mauren. Tatsächlich bot 
das SOL, die nicht mehr weg 
zudenkende Institution, nach 
dem «Paukenschlag» vergan 
genen September im Vaduzer 
Saal, mit den «Neujahrsgrüs- 
sen 2000» ein weiteres Glanz 
licht in seiner 10jährigen Kar 
riere. 
Gerolf Hauser 
Begeistert folgte das Publikum der 
grossartigen Programmzusammen 
stellung mit Klassischer Musik, die 
zu Unrecht im Verruf steht, immer 
nur ernst zu sein. Es war ein bunter 
Reigen mit Melodien aus bekann 
ten Opern und Operetten, wunder 
schöne und bekannte Lieder, die 
man gerne mitsingt.(im stimmungs 
vollen Konzert natürlich nur inner 
lich) - und sie wurden vom SOL und 
seinen Solistinnen im allerbesten 
Sinne unterhaltend dargeboten. 
Bezaubernde Klänge... 
Ernst Walch, Vereinspräsident 
des SOL, begrüsste das Publikum 
nicht nur, sondern führte locker und 
voller Humor durch das Programm. 
Bei der Ankündigung des Gastdiri 
genten z.B. sprach er in Hoch 
deutsch: «Jetzt wird's international: 
Proudly we present unseren Gastdi 
rigenten William Maxfield aus San 
ta Barbara, Kalifornien (USA) und 
(weiter gings im Dialekt) us Muu- 
ra.» William Maxfield dirigierte 
nicht nur, sondern hatte auch den 
Chor der Werdenberger Schloss 
festspiele mitgebracht. Ihm zu 
zuhören war ein Genuss, ob bei Ver 
dis Gefangenenchor aus «Nabucco» 
(es war eine grossartige Idee, den 
Chor gerade bei diesem Stück sin- 
Begeisterte beim Neujahrskonzert des Symphonischen Orchesters Liechtenstein am Samstag in Mauren: Solistin 
Konstanze Winter. (Bild: Ingrid Delacher) 
gend in den Saal kommen zu lassen) 
oder bei Offenbachs Barkarole aus 
«Hoffmanns Erzählungen». Inner 
halb des Reigens von Höhepunkten 
glänzten besonders jene Stücke, in 
denen Orchester, Chor und die bei 
den Solisten Konstanze Winter (So 
pran) und-.Karl Jerolitsch (Tenor) 
gemeinsam'auftraten: Das Trinklied 
aus «LaTraviata» (Verdi), «Schenkt 
man sich Rosen in Tirol» und «Im 
Feuerstrom der Reben» (aus «Die 
Fledermaus»). Bezaubernd, wie 
Konstanze Winter bei den Rosen 
aus Tirol brillierte, die Soli «LaWal 
ly» von Catalani und vor allem den 
Czardas aus «Die Fledermaus» 
sang. Karl Jerolitsch sang das Solo, 
«Una furtiva lagrima» von Donizet- 
ti wunderbar weich und sanft und 
beim neapolitanischen Lied «Core 
N'grato» (Cardilio) legte er die 
ganze Melancholie «mit Herz und 
Dank» in seine Stimme. 
... und Stimmung 
Der dritte Solist des Abends war 
der Geiger Nikolaos Ormanlidis (in 
Budapest als Sohn griechischer El 
tern geboren). Er spielte Sarasates 
Zigeunerweisen, die technische Vir 
tuosität wie grosses Einfühlungs 
vermögen fordern, brillant und im 
wahrsten Sinne des Wortes verzau 
bernd. Dass das SOL mit seinem Di 
rigenten Albert Frommelt, nicht 
erst seit heute, über einen qualitativ 
hochstehenden Klangkörper und 
ein vielfältiges Repertoire verfügt, 
stellte es mit den Neujahrsgrüssen 
wieder einmal unter Beweis, sei es 
mit Mozart oder mit Strauss. Wie 
gut die Stimmung im Saal und im 
Orchester war, zeigte sich z.B. bei 
der Pizzikato-Polka, die Albert 
Frommelt nach nicht exakten 
Einsätzen abbrechen und neu be 
ginnen konnte, am Dirigieren des 
begeistert mitklatschenden Publi 
kums beim Radetzkymarsch oder 
an der «Mitarbeit» der Zuhörerln- 
nen: Perfekt den Einsätzen des Diri 
genten folgend riefen sie 
«Kuckuck» und boten ein Vogel- 
Pfeifkonzert bei Straussens «Grap- 
fenwaldl». Erst nach einigen Zuga 
ben entliess das Publikum das Or 
chester (und sich selbst) zum von 
der Gemeinde Mauren offerierten 
Ap6ro. 
Festival im Sommer ist gesichert 
Aber trotzdem kämpft das Open Air St. Gallen ums Überleben 
ST. GALLEN: Das nächste St. Gal 
ler Open Air ist gesichert - trotz ei 
nes klaffenden Lochs in der Kasse. 
Lieferanten, die Stadt St. Gallen 
und die Urhebenrechtsgesellschaft 
Sulsa sind finanzielle Konzessionen 
eingegangen. Sonst hätte das Festi 
val Konkurs anmelden müssen. 
Ohne das Entgegenkommen der 
Stadt und der weiteren Beteiligten 
hätte der organisierende Verein En 
de 1999 die Bilanz hinterlegen müs 
sen, sagte Andreas Meier, Präsident 
der Geschäftsleitung an einer Me 
dienkonferenz am Freitag. 
Über 2 Mio. Ranken 
Schulden 
Vor dem Beginn der Sanierung 
standen einer Schuld von 2,17 Mil 
lionen Franken lediglich 450 000 
Franken flüssige Mittel gegenüber. 
Die Stadt St. Gallen stundet nun 
dem Open Air die Schuld von 
570 000 Franken bis nach der Durch 
führung des Festivals im Sommer. 
Der Betrag setzt sich aus Forde 
rungen für Dienstleistungen und of 
fenen Vergnügungssteuern zusam 
men. Zudem werde über die end 
gültige Höhe des rückzahlbaren be- 
trags noch verhandelt, sagte Meier 
weiter. 
Stadt stundet 
Ein zweiter Antrag beim Stadtrat 
ist noch hängig. Darin bittet das 
Open Air darum, sämtliche für das 
kommende Festival von der Stadt 
erbrachten Leistungen nicht bezah 
len zu müssen. Ebenfalls im Sinn ei 
ner einmaligen Unterstützung sol 
len die Vergnügungssteuern dieses 
Jahres entfallen. 
Die Suisa verzichtete auf die 
Hälfte der geschuldeten 320000 
Franken und die Lieferanten 
stimmten einem Nachlass von 30 
Prozent zu. Zusammen mit einem 
Bankkredit von 200000 Franken 
Hess sich so die Unterdeckung des 
Vereins auf 270000 Franken 
drücken. 
Festival 2000 
Bei einem reduzierten Budget 
soll bei einem einigermassen erfolg 
reichen Festival im kommenden 
Sommer nach der Durchführung 
ein Fehlbetrag von etwa 600 000 
Franken entstehen. 
• Darauf - so hoffen die Festival 
verantwortlichen - lasse sich eine fi 
nanzielle Sanierung aufbauen. Mit 
einem um 300000 Franken redu 
zierten Musikbudget werde ver 
sucht, die musikalische Qualität auf 
tieferem finanziellen Niveau zu hal 
ten,sagte Geschäftsleitungsmitglied 
Michaela Silvestri. 
Das Open Air werde wieder stär 
ker auf der Newcomer- Schiene fah 
ren, wie man es früher mit Erfolg 
getan habe. 
Vorverkauf 
Bereits Mitte Januar läuft der so 
genannte «Vor-Vor-Verkauf» an. 
50000 Mailings werden versandt. 
Ohne das Programm zu kennen, 
können bies Ende Februar 5000 
Festivalpässe für 99 Franken ge 
kauft werden. 
Der normale Pass wird im Vor 
verkauf 129 Franken kosten - zehn 
Franken weniger als im letzten Jahr. 
staunen 
Medienpartner 
Momente, die das Land verändern. 
Feiern Sie mit uns den touristischen Neuauftritt. 
Am 14. Januar 2000 um 18 l/hr im Städtle Vaduz. 
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