Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Extra 
Samstag, 26; Februar 2000 25 
■ Die Singdrossel - trickreiclSe Sänge 
rin m «BIO-LIFE» mit Kräuterpfarrer 
Weidinger ■ Schutz gegen Artentod 
Nachrichten 
Sonderkommission für 
Giftunglück 
Eine internationale Sonderkommission soll 
Lehren aus dem GiftunglUck an der Donau zie 
hen und Hilfen koordinieren. EU-Umweltkom- 
missarin Margot Wallström stellte am Freitag in 
Brüssel die so genannte Taskforce vor, deren Se 
kretariat in Wien sein soll. Die Gruppe soll aus 
Mitgliedern der EU-Kommission, der Vereinten 
Nationen, Vertretern aus Ungarn und Rumäni 
en sowie der Umweltorganisation WWF beste 
hen. Als Hauptaufgaben der Kommission nann 
te Wallström die Analyse der Unglücksursachen 
im rumänischen Goldbergwerk und der Auswir 
kungen der Zyanid-Vergiftung. Auch soll ge 
klärt werden, wie künftig ähnliche Unfälle ver 
hindert werden können und wo potenzielle Ge 
fahrenquellen liegen. Die Öffentlichkeit soll 
über die Erkenntnisse informiert werden. Über 
die Flüsse Theiss und Donau gelangte das Gift 
nach Ungarn, Jugoslawien, Bulgarien und in die 
Ukraine. In einigen Flussabschnitten starb alles 
Leben ab. Mehr als 100 Tonnen tote Fische wur 
den seither aus den Flüssen gezogen. 
«BIO-LIFE» mit Kräuter 
pfarrer Weidinger 
B REGENZ: Vom 3. bis 5. März findet zum er 
sten Mal im Festspielhaus Bregenz die BIO LI 
FE - Messe für Natur und Gesundheit statt. 
Hinter dem Titel «BIO-LIFE» verbirgt sich ei 
ne Erlebnisveranstaltung, die unterschiedlich 
ste Natur- und Gesundheitstrends präsentiert, 
denn der Blick vieler Heilsuchender wandte 
sich in den vergangenen Jahren verstärkt den al 
ternativen Medizinsystemen zu. Kernstück sind 
zwei Vorträge des bekannten Kräuterpfarrers 
Hermann-Josef Weidinger (Bild) am Samstag 
ab 16.30 Uhr und Sonntag ab 11.30 Uhr mit dem 
Thema «Heilkräuter für meine Gesundheit» 
das Messegeschehen. Kräuterpfarrer Weidinger 
fasziniert die Zuhörer immer wieder mit seinem 
ungeheuren Wissen und die vielen Kräuterre 
zepturen, die er praktisch aus dem Stegreif dem 
ratsuchenden Zuhörer mitgibt. Öffnungszeiten 
der Messe: Am Freitag von 13 bis 19.30 Uhr, am 
Samstag von 10 bis 19 Uhr und am Sonntag von 
10 bis 18Uhr. 
Schutzzonen gegen 
Artentod gefordert 
LONDON: Angesichts der jährlich 700 bis 1000 
aussterbenden Tier- und Pflanzenarten haben 
Forscher grossflächige Schutzzonen gefordert. 
Die 25 «biologischen Hotspots» sollten dem 
grössten Artensterben seit dem Verschwinden 
der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren entge 
genwirken. Als die .wichtigsten Regionen mit 
der höchsten Artenvielfalt gelten: Madagaskar, 
die Philippinen, die Sunda-Inseln, die atlanti 
schen Wälder Brasiliens, die Karibik, Indien 
und Burma, Sri Lanka sowie die östlichen Wäl 
der und Küsten von Kenia und Tansania. Aber 
auch der gesamte Mittelmeerraum und ganz Po 
lynesien werden dazu gerechnet. Dies schreibt 
eine Gruppe britischer und US-amerikanischer 
Forscher im Fachjournal «Nature» vom Don 
nerstag. In den 25 Kernzonen hoher Artenviel- 
falf wachsen derzeit 44 Prozent aller höheren 
Pflanzen und leben 35 Prozent aller Landwir 
beltiere. Tatsächliche aber nehmen die bezeich 
neten Gegenden nur 1,4 Prozent der totalen 
Landoberfläche ein, wie Norman Myers vom 
Green College im englischen Oxford und seine 
Kollegen herausgefunden haben. 
Trickreiche Sängerin 
Singdrossel kehrt Ende Februar aus Winterferien zurück 
Das Lied der Singdrossel ver 
mittelt Vorfrühlingsstimmung. 
Der unscheinbare Vogel hat 
aber auch ein paar recht seltsa 
me Angewohnheiten. 
Die Singdrossel kommt schon Ende 
Februar aus ihren Winterferien in 
südlichen Gefilden zu uns zurück. 
Besonders am Morgen und nach ei 
nem Gewitter kann man ihren me 
lodiösen Gesang hören. Bevorzugt 
auf Fichtenwipfeln trägt sie ihre 
mehrfach wiederholten Motive vor, 
die die Menschen schon immer zu 
den unterschiedlichsten Deutungen 
veranlasst haben. «David, David, 
Kühedieb», soll die Drossel rufen, 
andernorts wiederum flötet sie an 
geblich «Küss die Braut». 
Kitzeliger Badespass 
Gerne badet die Singdrossel in 
seichten Gewässern. Eine andere 
Art des Badevergnügens mutet da 
gegen seltsam an: Mit gespreiztem 
Gefieder hockt sich der Vogel mit 
ten unter Ameisen und lässt diese 
über die Federn krabbeln. Dabei 
reizt die Drossel die Ameisen, bis 
sie aggressiv ihre Säure verspritzen. 
Die Funktion dieses «Einemsens» 
ist noch nicht klar - wahrscheinlich 
nutzt die Singdrossel die insektizide 
Wirkung der Ameisensäure für ihre 
Gefiederpflege. 
Ihr Nest baut die Drossel aus 
Zweigen und Halmen gut versteckt. 
Besonders am Morgen und nach einem Gewitter kann man den melodiösen Gesang der Singdrossel hören, die schon 
Ende Februar aus ihren Winterferien in südlichen Gefilden zu uns zurückkommt. (Bild:pn) 
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in Bäumen "oder Büschen. Dabei 
kleidet sie das Innere mit einer glat 
ten, wasserdichten Schicht aus 
Holzmull, Lehm und Speichel aus. 
Gegen Feinde wird das Nest heftig 
verteidigt - Wenn es gar nicht anders 
geht mit gezieltem Kotspritzen. 
Ab April schlüpfen die Drossel- 
nestlingeTflUSideäleufhtend blauen 
Eiern. Während der nächsten zwei 
Wochen versorgen die Eltern die 
jungen Drosseln. Nachdem sie das 
Nest verlassen haben, werden sie 
noch ein paar Tage vom Drossel 
männchen betreut, bevor die Eltern 
mit der nächsten Brut beginnen. 
«Da die Nahrung der Singdrossel zu 
einem grossen Teil aus Schnecken 
besteht, ist sie im Garten gern gese 
hen», weiss Christoph Vogel, Vogel 
experte bei Pro Natura. Um die 
Gehäuse zu öffnen, schlägt die Sing 
drossel die Schnecke an einem Stein 
auf. Diese sogenannten Drossel 
schmieden sind an den zurückblei 
benden Gehäusesplittern zu erken 
nen. 
REKLAME 
Patent-Debatte: Greenpeace legte Einsprache ein 
HAMBURG: Die Umweltorgani 
sation Greenpeace hat diese Woche 
formal Einsprache gegen das Patent 
auf gentechnisch veränderte 
menschliche Embryozellen einge 
legt. 
Diese solle zu einer Sammelein 
sprache erweitert werden, bei der 
sich jede Bürgerin und jeder Bürger 
gratis beteiligen könne, teilte 
Greenpeace^: am. Donnerstag in 
Hamburg mit. Bei dem Patent geht 
es um die Forschung mit gentech 
nisch veränderten Stamm- und Em 
bryozellen, die Wissenschaftler zu 
Organen oder Geweben heranzüch 
ten wollen. Ep schliesst ausdrücklich 
die Verwendung von menschlichen 
Zellenein. '* [ 
Die Grüben im bayerischen 
Landtag hatten bereits Einspruch 
gegen das Patent eingelegt, die 
deutsche Regierung hatte- ihn am 
Mittwoch angekündigt. Über Ein 
sprachen entscheiden beim Eu 
ropäischen Patentamt (München) 
vor allem eigene Abteilungen. Das 
umstrittene Patent bleibt auch wäh 
rend eines Einspracheverfahrens 
gültig. 
Erde erwärmt sich schneller als erwartet 
Forscher schlagen Alarm: Temperaturen stark angestiegen 
US-Forscher schlagen Alarm wegen 
der Erwärmung der Erde, die offen 
bar schneller voranschreitet, als es 
nach den bisherigen Berechnungen 
zu erwarten gewesen wäre. 
Wissenschafter des US-Zentrums 
für nationale Klimadaten (NCDC) 
erklärten in der neuen Ausgabe der 
Fachzeitschrift «Geophysical Rese 
arch Letters», die Erderwärmung 
habe in den letzten 25 Jahren so 
stark zugenommen, wie es erst für 
das 21. Jahrhundert erwartet wor 
den war. 
Die Durchschnittstemperaturen, 
seien im Untersuchungszeitraum 
seit 1976 deutlich schneller ange 
stiegen als gegen Ende des 19. Jahr 
hunderts und im 20. Jahrhundert im 
Durchschnitt. 
Besonders stark habe sich die Er 
de 1997 und 1998 erwärmt. Damals 
seien 16 Monate ununterbrochen 
neue Durchschnitts-Temperaturre- 
korde aufgestellt geworden. Dies 
habe es seit der regelmässigen Auf 
zeichnung der Temperaturen An 
fang des 19. Jahrhunderts nicht ge 
geben, berichtete der Leiter des 
NCDC, Thomas Karl. 
Den Forschern zufolge besteht 
nur eine Chance von eins zu 20, dass 
sich dieses Phänomen nicht wieder 
holt. Das wärmste Jahr im vergan 
genen Jahrhundert war 1999. Witte- 
rungsphänome wie El Nino seien ei 
ne der Folgen dieser Erwärmung, 
erklärte Karl. Eine US-Regierungs 
kommission hatte 1995 vorausge 
sagt, dass die Temperaturerhöhung 
im Verlauf des 21. Jahrhunderts bei 
insgesamt ein bis 3,5 Grad Celsius 
liegen werde. In den vergangenen 
tr 
25 Jahren allerdings stieg die mittle 
re Temperatur so stark, dass dies auf 
ein Jahrhundert hochgerechnet be 
reits zwei bis drei Grad ergeben 
würde. 
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Gemäss US-Forschem hat die Erderwärmung in den letzten 25 Jahren so stark zugenommen, wie es erstßr das 21. 
Jahrhundert'erwartet worden war. Damit einher gehen Erosion und Trockenheit (Archivbild) 
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