10 Samstag, 26. Februar 2000
K U LT U R
Liechtensteiner Volksblatt
Nachrichten
«Die Kirche im Dorf»
BALZERS: «Ein bissig-heiteres Programm
über Geistliches und andere Spirituosen» heisst
es in der Einladung zu der heillos-frommen
Berg- undTalarfahrt «Kirche im Dorf», bei dem
die Komikerin Regula Pavelka zusammen mit
Pfarrer Felix Wicki am Montag, den 28. Februar
2000 um 19.30 im Haus Gutenberg, Balzers, sin
gen und schwatzen werden.
Das klassische Nummern-Kabarett, in dem
sich Songs und Sketches abwechseln, behandelt
kirchliche Themen und Aspekte. Da beide, Ko-
mikerin und Pfarrer, aus der Schweiz kommen,
sind nicht alle Nummern in Schriftdeutsch ge
halten, sondern auch in verschiedenen, für das
Publikum aber gut verständlichen Schweizer-
Dialekten.
Von Berg und Talar
Felix und Regula - übrigens auch die Namen
der Stadtheiligen von Zürich - gründeten, moti
viert durch ihre gemeinsamen Interessen, vor
ca. einem Jahr das Duo FROH(e)- LOCKEN.
Felix Wicki ist als reformierter Pfarrer in Dietli-
kon, Zürich', tätig. Er versucht, seine Gemeinde
künstlerisch-musikalisch-textlich in Schwung zu
halten und hat damit seit etlichen Jahren Kir
chen-Kabarett-Erfahrungen sammeln können.
Dies, so sagt man, sei bei den «Stockprotestan
ten», die sich durch Nüchternheit und Strenge
auszeichnen; eine Besonderheit. Regula Pavel
ka ist seit 10 Jahren als Komikerin - vorwiegend
allein - mit verschiedenen Programmen unter
wegs. Sie ist Mitbegründerin und Mitspielerin
der «Gossauer Bühne» und besonders bekannt
geworden durch ihr erfolgreiches Programm als
bodenständige «Lina-Putzfrau» (im letzten Jahr
konnte sie ihren 150. Lina-Auftritt feiern). Da
Regula Pavelka schon immer an kirchlichen Be
langen interessiert war, erfüllt Sie sich mit die
sem Projekt «Duo FROH(e)LOCKEN» und
dem Programm «Kirche im Dorf» einen Traum.
Das Duo ist davon überzeugt, dass die Erfah
rungen in der evangelischen Kirche, von denen
ihr Kabarett geprägt ist, nicht allzu weit von der
Situation in der katholischen Kirche entfernt
sind. Die einzelnen Programmpunkte $on «Kir
che im Dorf» sind überschrieben mit: Kirche im
Dorf - oder sind wir nicht' alle...; Aufnahme
prüfung; Installation; Lueged vo Berg und Talar;
Audienz; CD-Rom; KG-Versammlung; Short
Message; Eifach ideal; Apropos; Kirchengeister.
Das Kirchenkabarett FROH(e)-LOCKEN
spielt «Kirche im Dorf» am Montag, 28.2.2000,
19.30 Uhr im Haus Gutenberg, Balzers. (G.H.)
«
Im Haus Gutenberg in Balzers spielt das Kir
chenkabarett FROH(e)-LOCKEN am Montag,
den 28. Februar das Stück «Kirche im Dorf».
(Archivbild)
REKLAME
hot&l
Im
20 Jahre
Hotel Kulm Triesenberg
Geniessen Sie das Leben einmal von einer
höheren Warte aus
z.B. mit unserem beliebten
Familienbrunch
jeden Sonntag ab 10.30 Uhr
mit Kinderspielzimmer
Jobbörse:
wir suchen
Servicemitarbeiter/in
Chef Öe Partie und Jungkoch
in einer
Der Autor Silvio Huonder im Projekt «Land Sichten» des Schichtwechsels
«Es kommt ein Star nach Va
duz», schrieb der Schichtwech
sel, der für sein Literaturpro
jekt «Land Sichten» als siebten
Schreibenden und Lesenden
Silvio Huonder eingeladen
hatte. Die Erfolge seiner Thea
terstücke und der autobiogra-
fisch geprägten Jugendromane
«Adalina» und «Übungsheft
der Liebe» können diesen Be
griff rechtfertigen.
Gerolf Hauser
Als Star benahm sich der in Chur
Geborene und in Berlin Lebende
am Donnerstag im Schichtwechsel
in Vaduz allerdings nicht. Eher
zurückhaltend las er, von dem die
Kritik schrieb; «Huonder ist zwei
fellos ein begabter Erzähler», die
neuen und, bis auf einen, unveröf
fentlichten Texte, in denen er in ei
ner Vermischung von Aussen- und
Innenansicht Land und Leute sich
tete.
Nur für mich gemacht
Er sei ein Berufsausländer, seit 17
Jahren im Ausland lebend. Das
schaffe die Möglichkeit der Aus-
senansicht. Aber wie in seinem Ro
man «Adaiina», in dem die Hauptfi
gur nach 20 Jahren zurück in die
Heimatstadt Chur kommt und von
Erinnerungen überwältigt wird, war
auch bei den im Schichtwechsel ge
lesenen Texten Seine Möglichkeit/
Silvio Hiionderlas am Donnerstag im Verein Schichtwechsel im Rahmen des Projektes «Land Sichten». (Bild:bak)
tisch-analytischen Betrachtungen.
Kaum hat man sich eingestellt auf
die Situation des der finnischen
Sprache nicht mächtigen Fremden
in Helsinki, kommt eine Abhand
lung über die Frage, was geschähe,
wenn nicht nur Worte, sondern auch
Gesehenes keinen Sinn mehr ver
mittelten. Aus dem grossartigen
Bild, in (lern der Fremde in Helsinki
bfeireinerh Bauern, der für ihn unver
ständlich Fragen stellt, Kartoffeln
katift, er'dabei hinter sich die eben-
der Innenansicht unübethörbar. Der ; unverständlichen Äusserungen
Text «Sprachlos in einer anderen ^aer japanischen Touristen hört, de
Welt» führte die Zuhörerlnnen nach
Helsinki - könnte man sagen. Hier,
wie in den anderen Texten, gibt es
zwar einen Handlungsort jjnd han-,
delnde Personen, aber Silvio Huon
der wechselt permanent hin und her
zwischen eindrücklichen Hand
lungsbeschreibungen und theore-
nen ep das nostalgische Fotomotiv
verstellt - aus diesem Bild hüpft, wie
deri^irtor es in der sich anschlies-
SMioentPiskussion selbst nennt, er in
eine Betrachtung, die in dem Satz
gipfelt: «Die Dinge sind mir nicht
wirklich fremd, aber sie scheinen nur
für mich gemacht zu sein.»
Inland - Ausland
Die Methode lässt beim Zuhören
straucheln - und aufmerksam wer
den. Es ist wie in «Adalina», das sich
so flüssig lesen Hesse, wenn Huon
der die direkte Rede nicht zer
stückeln würde. Z.B. kann es da
heissen: «Sie wollen mich, denkt er,
hinunterstossen». Diese Form kann,
ebenso wie das «Hüpfen» in den ge
lesenen Essays, störend wirken,
kann aber auch genaueres Hin
hören bewirken. Die Geschichte
«Picknick auf der Grenze» behan
delt seine erste Auslandsreise: Mit
den Eltern von Chur über den Lu-
ziensteig nach Liechtenstein - eine
herrliche Beschreibung. Das stei
gert sich noch, wenn er das Picknick
schildert, die Decke auf der Grenze
ausgebreitet, auf der der Vater in
der Schweiz und die Mutter in
Liechtenstein sitzen. Und wieder
kommt das Analytische, wirft einen
hinaus aus der humorvollen Ge
schichte. «Ich forschte beidseits der
Grenze nach Unterschieden, fand
aber nichts. Inland, das war zwi
schen Landquart und Domat/Ems,
war im Land. Ausland, das war aus
dem Land, war kein Land. Es ist ei
ne nicht verifizierbare Idee: Inland
- Ausland.» Ihm gehe es um Ein
flussbereiche, um die Grenzen zwi
schen Ideologien, Staaten, Religio
nen, «zwischen Frau und Mann, zwi
schen mir und dir.» Man spürt, jeder
Text begleitet ihn, ist work in pro-
gress: «Ich arbeite ständig daran,
streiche, kürze, ergänze.» Silvio
Huonder - ein Entdecker mit Tief
gang« ein Landsichter, der einem
das Zuhören und Lesen, das Nach
vollziehen der «Hüpfer» nicht leicht
macht.
Die Vermittlung kultureller Werte
Internationale Erfolge durch denVerein «Kultur Verbindet»
Fom. SchödUr • Fl «97 Ti
M. 07S/M7 797» • fa 075/87
W ww.UM*
rs/n7lt7ilj^
hAMLI iSSS
Schon 1998, im ersten Jahr seines
Bestehens, konnte der Verein «Kul
tur Verbindet» liechtensteinische
Musik-Formationen auf Reisen
schicken: Das Musikseminar Gam-
prin spielte in Altstätten, Bregenz
und Schwaz (Tirol); das Vokalen
semble «Ulrich von Liechtenstein»
trat in Südtirol und Deutschland
auf; die Werdenberger Kammermu
siker hatten Auftritte in Deutsch
land, Holland, Belgien, Luxemburg
und Frankreich und die Big Band
Liechtenstein tourte durch Öster
reich, Tschechien, die Slowakei und
Ungarn.
Gerolf Hauser
Auch 1999 konnte der Verein «Kul
tur Verbindet» Künstlern aus Liech
tenstein Auslandsengagements er
möglichen und Unkostendeckun
gen übernehmen. Wie wichtig diese
Aktivitäten sowohl für liechtenstei
nische Künstlerinnen'wie auch für
das Image des Landes sind, zeigen
die international errungenen Erfol
ge. Damit konnte der Verein «Kul
tur Verbindet» den Kulturaus
tausch, der auch im gestern von Re-
gierungsrätin Andrea Willi, Kultur-
beiratspräsident Arnold Kind und
Tom Büchel (Stabsstelle für Kultur
fragen) vorgelegten «Kulturbericht
2000» gefordert wird, realisieren.
Die Aktivitäten 1999
Das 1985 gegründete Musiksemi
nar Gamprin trat in Dornbirn, Mels
und in Schwaz im Tirol auf. Den
Auftakt bildete das Konzert am Os
termontag in Schaan, da, sozusagen
als Gegenleistung, vom Verein
«Kultur Verbindet» immer ein
«Heimspiel» gewünscht wird. Mar
kus Gsell (Saxophone und Basskla
rinette) und Roland Christen (E-
Bass), bekannt als «bassax», konn
ten in einem renommierte Jazzclub
in Barcelona auftreten - mit so gros
sem Erfolg, dass daraus weitere Ein
ladungen folgten (das «Heimspiel»
fand in der Alten Weberei in Triesen
statt). Die «Heimspiele» des «Li-
Ga» kennt wohl jeder. Dass das Ka
barett aber mit Unterstützung des
Vereins «Kultur Verbindet» Auftrit
te in Fribourg, Winterthur und
Zürich hatte, ist weniger bekannt.
ApropoJ - Unterstützung kann der
Vereiif alich gebrauchen; Infos gibt
es untfcr-232 03 65. Ebenfalls unter-
stütztwurde das «Norman Lee Pro
jekt» lüber den amerikanischen
Jazzmusiker, dessen Vorfahren aus
Liechtenstein stammen.
«Kultur verbessert die Welt»
Wie viel Sinn der Einsatz des Ver
eins «Kultur Verbindet», lässt sich
besonders deutlich am Beispiel der
«Werdenberger Kammermusiker»
aufzeigen. Fünf Musiker hatten sich
1988 zu einem Bläserquintett zu
sammengefunden: Hidefumi Iwaha-
na (Flöte), Robert Wenger (Oboe),
Klaus Beck (Klarinette), Gaston
Oehri (Horn) und Werner Gloor
(Fagott), dessen Repertoire vom
Barock bis zur Moderne reicht. Der
Verein «Kultur Verbindet» ermög
lichte 1999 eine sehr erfolgreiche
Konzerttournee durch Holland und
Südengland (Rochester, Bury St.
Edmunds, Banbury, Salisbury, Marl-
borough und Amersfort). Und wie
der resultierten aus den Auftritten
Einladungen für zehn weitere Kon
zerte in England im Jahr 2001 und
überraschend auch sieben Konzerte
in Kanada noch in diesem Jahr, für
die die Verträge bereits vorliegen
(die Frage der Finanzierung der
Flugtickets allerdings ist noch un
gelöst). Ebenfalls vertraglich fixiert
sind für dieses Jahr eine Reihe von
Konzerten mit den «Werdenber-
gern» in Japan.
Fazit: Weitgehend unbemerkt
verwirklichte der Verein «Kultur
Verbindet» den im «Kulturbericht
2000» formulierten Satz: «Mit dem
Näherbringen liechtensteinischer
Kultur im Ausland können Uber den
wirtschaftlichen Austausch hinaus]
Werte vermittelt werden, die das ge
genseitige Gespräch bereichern und
das Ansehen vertiefen.» Regie-
rungsrätin Andrea Willi brachte es
auf den prägnanten Punkt: «Kultur
verbessert die Welt».
Liechtensteiner Künstler und Vorstandsmitglieder des Vereins «Kultur Verbindet» bei der Vertragsunterzeichnung zu
Auslandsengagements.
(Bild: Gerolf Hauser)