Liechtensteiner Volksblatt
Wirtschaft
Donnerstag, 24. Februar 2000 19
Nachrichten
Drei Kandidaten für
IWF-Chefposten
WASHINGTON/BERLIN: Um den Chefpos
ten des Internationalen Währungsfonds (IWF)
zeichnet sich doch noch ein Tauziehen ab. In das
Rennen stiegen der Japaner Eisuke Sakakibara
und der US-Amerikaner und IWF-Vize Stanley
Fischer ein. Die beiden hätten ihre Kandidatur
offiziell angemeldet, teilte der IWF am Mitt
woch in Washington mit. Bislang hatte der
Deutsche Caio Koch-Weser als Einziger sein In
teresse bekundet. Er soll bis Montag offiziell als
Bewerber der EU nominiert werden. Die deut
sche Regierung zeigte sich «überrascht» über
die «spontane» Kandidatur Fischers. Dies sei
«bislang niemals Thema gewesen», sagte ein
Sprecher des deutschen Finanzministeriums der
Nachrichtenagentur AFP in Berlin. Der bisheri
ge IWF-Chef Michel Camdessus aus Frankreich
hatte Anfang vergangener Woche sein Amt
nach 13 Jahren aufgegeben; seitdem führt Fi
scher den Währungsfonds kommissarisch.
Russland platziert
Staatsanleihen
MOSKAU: Die russische Regierung hat erst
mals seit der schweren Finanzkrise im August
1998 wieder kurzfristige Staatsanleihen (GKO)
auf dem heimischen Markt platziert. Das Fi
nanzministerium bot am Mittwoch Papiere mit
dreimonatiger Laufzeit im Nominalwert von
insgesamt 2,5 Mrd. Rubel (142 Mio. Fr.) zum
Kauf an. Für absehbare Zukunft sei keine wei
tere Platzierung von Staatsanleihen geplant,
meldete die Nachrichtenagentur Interfax unter
Berufung auf Quellen im Finanzministerium.
Am Mittwoch seien Papiere im Nominalwert
von 2,23 Mrd. Rubel platziert worden, mit einer
Gewinnmarge von 20 Prozent aufs Jahr gerech
net, teilte das Finanzministerium mit. Die Nach
frage habe mehr als 7.5 Mrd. Rubel betragen. Fi
nanzminister Michail Kasjanow zeigte sich zu
frieden. «Das Ergebnis zeugt davon, dass wir
auf dem richtigen Weg sind», sagte er.
GBl verurteilt Bedin
gungen auf dem Bau
LAUSANNE: Jeder vierte Bauarbeiter verun
fallt einmal pro Jahr. Gestützt auf diese Er
kenntnis einer Studie hat die Gewerkschaft Bau
und Industrie (GBl) am Mittwoch die schlech
ten Arbeitsbedingungen in der Branche verur
teilt. Nicht nur der Lohnkonflikt, der die Bau
branche seit mehreren Monaten bewegt, ruft
die GBl auf den Plan. Sie hat am Mittwoch in
Erinnerung gerufen, dass ihr auch die Gesund
heit, Sicherheit und Hygiene am Arbeitsort ein
Anliegen ist. Deshalb hat die GBl im vergange
nen Jahr eine Studie in Auftrag gegeben, um die
Arbeitsbedingungen auf diese Punkte hin zu
untersuchen.
Hohe Entschädigung für
Hypo Vereinsbank
MÜNCHEN: Der Wirtschaftsprüfer KPMG
zahlt an die Hypo Vereinsbank AG Schadener
satz in Millionenhöhe. Damit wird eine Ausein
andersetzung um die Immobilien-Altlasten der
ehemaligen Hypo-Bank beigelegt, sagte ein
Sprecher der Bank am Mittwoch. Der Betrag,
den die KPMG bezahlt habe, liege aber unter
halb der Maximalsumme von zehn Millionen
DM, mit der der Wirtschaftsprüfer haftete. Die
KPMG hatte die Bayerische Hypotheken- und
Wechsel-Bank im Zuge der Fusion mit der
Bayerischen Vereinsbank 1998 geprüft. Die
Bank hatte den Prüfern vorgeworfen, sie unzu
reichend über die mangelnde Vorsorge der Hy
po-Bank für die Risiken aus ihren Immobilien
geschäften informiert zu haben. Nach der Fusi
on war ein zusätzlicher Wertberichtigungsbe
darf von 3,5 Mrd. DM (knapp 3 Mrd. Fr.) aufge
deckt worden, der die Bank in eine tiefe Krise
gestürzt hatte. Mit dem langjährigen Abschlus
sprüfer der Hypo-Bank, der Münchener Wirt
schaftsprüfungsgesellschaft Wedit, führe die
Bank dagegen noch Verhandlungen, bestätigte
der Sprecher am Mittwoch.
i
Ciba fasst wieder Tritt
Verbesserung bei Spezialitätenchemie im zweiten Halbjahr
ZÜRICH: Die Ciba Spezialitä
tenchemie hat in der zweiten
Hälfte des vergangenen Jahres
wieder Tritt gefasst. Dank der
Verbesserung des Marktum-
felds konnte das Basler Unter
nehmen einen Gewinn erarbei
ten, der leicht über den Erwar
tungen ausfiel.
«Wir haben 1999 die Herausforde
rungen gemeistert», sagte Rolf
Meyer, Konzernchef und Verwal
tungsratspräsident der Ciba SC, am
Mittwoch vor den Medien in
Zürich. Der Konzerngewinn belief
sich auf 325 Mio. Franken, nachdem
1998 bei hohen Sonderabschreibun
gen ein Verlust von 739 Mio. Fr. re
sultiert hatte. Der Umsatz stieg im
vergangenen Jahr um 7 Prozent auf
8,972 Mrd. Franken. Dies war auf
das starke zweite Semester zurück
zuführen, wo die Verkäufe um 11
Prozent anzogen. Die Ciba konnte
dabei von der deutlichen Verbesse
rung der Märkte in Asien und in Eu
ropa profitieren.
Als Klotz am Bein erwies sich al
lerdings die 49-Prozent-Beteiligung
am US-Unternehmen Hexcel. So
sank der Konzerngewinn - unter
Ausklammerung des Milliardenab
schreibers von 1998 - wegen des
a Spezialitätenchemie konnte einen Gewinn erarbeiten, der leicht über den Erwartungen ausfiel. (Bild: Key)
Verlustes aus . der Hexcel-Beteili-
gung und deni Wegfall eines einma
ligen Versicherungsertrags um 12
Prozent. Auch beim Betriebsgewinn
machten sich diese Faktoren be
merkbar: Der EBIT sank um 10
Prozent auf 790 Mio. Franken. Ohne
die Faktoren Hexcel und Versiche
rungsertrag wäre er aber um 6 Pro
zent gestiegen, rechnete Finanzchef
Michael Jacobi vor. Das Restruktu-
rierungsprogramm der Ciba sei ab
geschlossen, sagte Meyer: «Die an
gepeilten Einsparungen von 150
Mio. Fr. wurden sogar leicht über
troffen.» In den letzten 18 Monaten
hat Ciba weltweit rund 1800 Ar
beitsplätze abgebaut. Derzeit be
schäftigt das Unternehmen noch 23
189 Mitarbeiterinnen und Mitarbei
ter.
Neue WTC-Verhandlungen
Über Dienstleistungen - Schweiz skeptisch - Zu enge Ausgangslage
GENF: Die Welthandelsorganisati
on WTO wird am Freitag in Genf
die Verhandlungen über Dienstleis
tungen wieder aufnehmen. In einem
Monat steht der Agrarsektor auf
dem Programm. Die Schweiz ist
skeptisch über die Erfolgschancen
der sektoriellen Verhandlungen.
Die Ausgangslage sei zu eng defi
niert und es fehle der Zeitrahmen,
sagte Botschafter Pierre-Louis
Girard gegenüber der Nachrichten
agentur sda. Bei der Uruguay-Run
de waren bereits 1994 die Verhand
lungen über Dienstleistungen und
Landwirtschaft für Anfang 2000
festgelegt worden. Im letzten De
zember konnten sich die 135 WTO-
Mitgliedländer in Seattle nicht auf
eine umfassende Liberalisierungs
runde einigen. Bei den bevorste
henden Verhandlungen geht es um
die weitere Liberalisierung im
Dienstleistungsbereich, unter ande
rem bei Banken,Telekommunikati
on und Tourismus. Für Girard müs
sen zuerst die Arbeitsmethoden
festgelegt und die entsprechenden
Dossiers ausgefeilt werden. Im
Dienstleistungsbereich werden
zwei Bereiche speziell behandelt.
Einerseits geht es um Regeln be
züglich Subventionen, öffentlicher
Märkte und Schutzklauseln sowie
um Markt-Vorlagen für ausländi
sche Anbieter. Auch die bei der Uru
guay-Runde gemachten Zusagen
sollen umgesetzt werden. Die Ab
kommen bezüglich Marktzugang
mit einzelnen Ländern sollen kon
solidiert und die möglichen Berei
che für eine Liberalisierung festge
legt wecden.'jNach WTO-Angaben
'' ■ :1 : -iP
$ & .V'
ist die Agenda noch offen. Zur Spra
che kommen könnten die Liberali
sierung der Luft- und Seetransporte
sowie die audiovisuellen'Prödukte.
Bei der WTO rechnet man bis Ende
Jahr mit einer Klärung der Positio
nen; der Zeitrahmen wird auf drei
Jahre eingeschätzt. Die Schweiz
setzt den Massstab bei zwei Jahren
an. «Erstes Stichdatum ist die WTO-
Ministerkonferenz im Jahr 2001»,
sagte Girard. Bis dann müsse ein
Konsens über die Lancierung einer
breiter gefassten Verhandlungsrun
de vorliegen. Die Verhandlungen
zur weiteren Liberalisierung der
Landwirtschaft werden Ende März
in Genf eröffnet. Artikel 20 der Uru
guay Runde sieht einen «fortlaufen
den Diskussions-Prozess» über den
Marktzugang und die Restriktionen
der Exportsubventionen vor.
Cebit eröffnet
HANNOVER: Mit der Forde
rung nach mehr Sicherheit im
Internet hat Bundeskanzler
Schröder am Mittwochabend in
Hannover die weltgrösste Com-
putermesse CeBIT eröffnet. Das
mangelnde Vertrauen in die Si
cherheit der neuen Kommunika
tionstechniken halte noch viele
potenzielle Internet-Anwender
von der Nutzung ab, sagte Schrö
der. Die CeBIT dauert bis kom
menden Mittwoch.
PanAlpina Sicav
Alpina V
Preise vom 23. Februar 2000
Kategorie A (thesaurierend)
Ausgabepreis: € 66.90
Rücknahmepreis: € 65.53
Kategorie B (ausschüttend)
Ausgabepreis: € 66.30
Rücknahmepreis: € 64.93
Kleinere und mittlere Unternehmen sollen exportfähig werden
BERN: Die Exportförderung des
Bundes soll eine weitaus grössere
Zahl von kleinen und mittleren Un
ternehmen (KMU) erreichen als
heute. Dieses Ziel verfolgt der Bun
desrat mit einem am Mittwoch ver
abschiedeten neuen Gesetz.
Das Exportförderungsgesetz löst ei
ne auf das Jahr 1927 zurückgehende
Regelung ab. Mit der verwaltungs
unabhängigen Zentrale für Han
delsförderung (OSEC) soll eine
Leistungsvereinbarung abgeschlos
sen werden. Um sich neu ausrichten
zu können, soll die OSEC mit 3,6
Millionen Franken unterstützt wer
den.
Für die Exportförderung in den
Bereichen Information, Beratung
und Auslandmarketing will der
Bundesrat 40,8 Millionen für die
drei Jahre 2001,2002 und 2003 be
reitstellen. Diese Mittel sollen vor
allem KMU, die zwar exportfähig,
aber im Export unerfahren sind, zu
gute kommen.
Aber auch erfahrenen Expor
teuren soll der Vorstoss in neue
Märkte erleichtert werden. In
wichtigen Absatzgebieten werden
Exportstützpunkte eingerichtet,
Diese sollen das bestehende Ange
bot bei Botschaften, Konsulaten
und Handelskammern auf der
ganzen? Mj|it ^aufwerten und
röfrnercnenste leisten.
Exportrelevante Informationen
sollen zunehmend auf dem Internet
angeboten werden. Die Unterneh
men werden die Dienstleistungen
über Internet oder telefonisch über
ein Call-Center erreichen. Regional
werden ihnen zudem firmennahe
Exportberater bei Handelskam
mern und Verbänden zur Verfügung
stehen.
Bundesrat Vascal Couchepin (rechts) und David Werner Syz, Staatssekretär und Direktor des Staatssekretariates für
Wirtschaft, informierten gestern Uber das Exportförderungsgesetz. (Bild: Keystone)