Liechtensteiner Volksbiatt
Wirtschaft
Dienstag, 22. Februar 2000 11
Nachrichten
Wettlauf im Netz
FRANKFURT/MAIN: Das Bankgewerbe geht
online. Im Eiltempo geht die deutsche Finanz
welt Kooperationen mit Partnern aus Telekom
munikation und Informationstechnologien ein.
Alle wollen die Nase vorn haben, ehe es auf der
Datenbahn eng wird. Auf dem Weg in die virtu
elle Zukunft buhlen die wichtigsten Akteure
des Kreditgewerbes händeringend um Beifah
rer. Und von diesen kann es offensichtlich nicht
genug geben: AOL, SAP, Mannesmann, Nokia,
Yahoo, Lycos, RTL und andere hat der Bran
chenführer Deutsche Bank bereits an Bord ge
nommen. Die Commerzbank hatte vor wenigen
Tagen unter anderem mit T- Online vorgelegt;
weitere Partner sollen folgen. Die Dresdner
Bank sieht sich schon heute in punkto Online-
Service für Firmenkunden und Kapitalmärkte
in der Pole Position. Auch die Münchener Hy-
poVereinsbank sucht neue Horizonte im Netz:
Vor allem bei Immobiliengeschäften über das
Internet will die zweitgrösste deutsche Privat
bank schon bald kräftig Terrain gewinnen. Die
«Revolution» Internet wird das Kreditgewerbe
gründlich umkrempeln. Da ist sich der Deut-
sche-Bank-Chef Rolf Breuer sicher. «Diese
Entwicklung ist zwangsläufig. Wir können gar
nicht anders, selbst wenn wir wollten», sagt er.
Zu gross sei ausserdem der Konkurrenzdruck
auf diesem Gebiet, zu rasant der technische
Fortschritt.
SWX: Ab März einen
Index für New Market
ZÜRICH: Ab 1. März publiziert die Schweizer
Börse SWX Swiss Exchange einen Index über
den Verlauf des SWX New Market. Zugleich
werden künftig die jungen Firmen zwei Monate
nach der Kotierung auch in den SPI aufgenom
men, wie die SWX am Montag mitteilte.
Die Schweizer Börse berechnet den neuen In
dex über den Kursverlauf am neuen Markt auf
zwei Arten: Als reinen Kursindex SNMI Swiss
New Market Index sowie als Index inklusive Di
videnden SNMI (total return). Die Gewichtung
der einzelnen Titel wird aufgrund der aktuellen
Kurse täglich angepasst. Am 18. Februar ge
wichteten Biomarin mit 25,29 Prozent Anteil,
Miracle mit 20,51 Prozent und 4M Technology
mit 19,96 Prozent am stärksten. Die weiteren
SNMI-Titel sind Swissfirst (16 %), Card Guard
Scient. (13,82 %) und Complet-E (4,06 %). Mi
racle, 4M, Swissfirst und Complet-E werden ab
1. März auch in die Berechnung des SPI und die
Subindices aufgenommen. Für künftige Neuko
tierungen von schweizerischen oder liechten
steinischen Gesellschaften gelte eine Karenz
frist von zwei Monaten, wie die Börse weiter be
kannt gab.
Micro Value konnte
1999 zulegen
ZÜRICH: Die Beteiligungsgesellschaft Micro
Value AG, die in Unternehmen der Mikrotech-
nologie investiert, kann ein gutes Jahr 1999 ver
zeichnen. Der Aktienkurs habe sich um 129 Pro
zent auf 884 Fr. erhöht, teilte Micro Value am
Montag mit. Vor allem die erfreulichen Resulta
te der grössten Beteiligungen Micronas, Gretag
Imaging und Disetronic hätten zum guten Ge
schäftsgang beigetragen, schreibt Micor Value.
Die Börsenkapitalisierung verdreifachte sich
auf 317 Mio. Fr., und der innere Wert pro Aktie
stieg um 101 Prozent auf 788,25 Franken.
EU und China verhandeln
über WTO-Auftiahme
PEKING: Unterhändler Chinas und der EU ha
ben am Montag in Peking Uber den Beitritt der
Volksrepublik in die Welthandelsorganisation
WTO verhandelt. Diese zweite Verhandlungs
runde wird am Dienstag fortgesetzt. Dies sagten
Vertreter des Chinesischen Aussenhandelsminis-
teriums. Über Einzelheiten der Gespräche im
Gebäude des Aussenhandelsministeriums woll- 1
ten die Beamten beider Seiten nicht sprechen.
Die EU-Delegation wird von dem Deutschen
Hans-Friedrich Beseler angeführt. Bei den Chi
nesen hat Vize-Aussenhandelsminister Long
Yongtu den Vorsitz. EU-Handelskommissar
Pascal Lamy hatte in der vergangenen Woche er
klärt, er sei bereit, nach Peking zu reisen, falls die
Verhandlungsrunde erfolgreich anlaufe. Die
EU-Delegation habe zwei oder drei Tage Zeit,
um zu beurteilen, ob ein Durchbruch möglich
sei. Es sei notwendig, China in der WTO zu ha
ben. Ende Januar hatte es bereits dreitägige Ver
handlungen in Brüssel gegeben. Dabei war es
um den Marktzugang für Industriegüter, Agrar-
produkte und Dienstleistungen wie Telekommu
nikation oder Finanzdienste gegangen.
Kein leichtes Jahr 1999
Agie Charmilles: Deutlich weniger Umsatz und Ertrag als im Vorjahr
ZÜRICH: In einem schwieri
gen Marktumfeld verlor die
zum Georg Fischer Konzern
gehörende Agie-Charmilles-
Gruppe an Umsatz und Ertrag.
Für das Jahr 2000 rechnet sie
mit einer positiven Entwick
lung.
Nach einem Spitzenjahr 1998 se
hen die Zahlen des auf Funkenero
sion spezialisierten Werkzeugma
schinenherstellers Agie Charmil
les eher ernüchternd aus. Kurt Stir-
nemann, Vorsitzender der Grup
penleitung, zeichnete am Montag
vor den Medien dennoch ein posi
tives Bild der Geschäftstätig
keiten.
Schwacher US-Markt für
Werkzeugmaschinenbranche
Geprägt war das Jahr 1999 vor al
lem durch den starken Einbruch in
den USA, wo laut Stirnemann die
gesamte Werkzeugmaschinenbran
che einen Umsatzverlust von 35
Prozent hinnehmen musste. Gleich
zeitig entwickelte sich der europäi
sche Markt ambivalent, während
Asien erst wieder im Anziehen be
griffen war. Zwar trug die im Januar
1999 akquirierte Bostomatic Cor
poration rund 30 Mio. Fr. zum Um
satz bei. Dagegen musste die Her
stellerin von Hochleistungsfräsma
schinen einen Verlust von mehreren
Mio. Dollar hinnehmen, wie Finanz
chef Roland Abt sagte.
Ziel der Geschäftsleitung sei es
unter anderem, für 2000 die Ameri
kaner wieder in die Gewinnzone zu
bringen. Dies soll laut Stirnemann
mit einer Straffung des Sortiments
und dem bereits im Aufbau begrif-
Ein Blick ins Labor der Agie Charmilles. Für das Jahr 2000 rechnet sie mit
einer positiven Entwicklung.
fenen Verkaufsnetz in Europa er- Charmilles vom boomenden Markt in
reicht werden.
Jährlich 1000 neue Maschinen
dank Telekommunikation
Viel verspricht man sich bei Agie
der Telekommunikation. Bis 2005, so
rechnete Stirnemann vor, dürften
rund 35 000 Werkzeugmaschinen für
die Herstellung von Handys und
Telefonen im Einsatz sein. Für Agie
Charmilles seien dies jährlich rund
1000 Maschinen, die nur für dieses
Segment hergestellt werden könnten.
Bei einem Umsatzrückgang von
3,8 Prozent auf 901,3 (936,8) Mio.
Fr. musste die Gruppe einen Rück
gang des Betriebsertrages (EBIT)
um 28,7 Prozent auf 50,1 (70,3) Mio.
Fr. hinnehmen. Die EBIT-Marge,
zurzeit bei 5,6 Prozent, soll auf rund
acht Prozent gesteigert werden,
hielt Stirnemann fest. Der Grup
pengewinn sank um 23 Prozent auf
37,2 Mio. Franken.
Die starke globale Stellung von
Agie Charmilles im Bereich Funken
erosion sei nach wie vor unange
fochten, verkündete Gruppenchef
Stirnemann. Durch den Erwerb der
brasilianischen Engemaq habe man
ein wichtiges Standbein im lateina
merikanischen Wachstumsmarkt er
worben.
Börse reagierte freundlich
Auf dieser Schiene will Agie
Charmilles auch in der Zukunft wei
terfahren, sagte Stirnemann auf An
fragen. Ein Wachstum sehe man
mehr im gezielten Ausbau der
regionalen Märkte und im Bereich
Service und Zubehör. Obwohl die
Werke von Agie und Charmilles im
ersten Semester 1999 noch über un
genügende Bestelleingänge verfüg
ten, schloss Stirnemann Kurzarbeit
für das laufende Jahr aus.
Die Börse quitierte die Ankündi
gungen freundlich. Im Nachmittags
handel legte die Agie Charmilles-
Namen am Montag um fünf Prozent
auf 155,5 Fr. zu. Den Aktionären
soll trotz Gewinnrückgang eine un
veränderte Dividende von 3,50 Fr.
ausbezahlt werden.
A
«Financial Times Deutschland»
In der Schweiz ist die neue Zeitung an grösseren Kiosken erhältlich
HAMBURG: Für die deutschspra
chigen Wirtschaftsinteressierten
gibt es ein neues Angebot im Blät
terwald: Seit Montag ist an den Kios
ken - zumindest an den grösseren -
die «Financial Times Deutschland»
(FTD) erhältlich.
Die erste Ausgabe bietet ein Inter
view mit Bundeskanzler Gerhard
Schröder, hauptsächlich zu den Ge
sprächen Uber einen Ausstieg
Deutschlands aus der Atomenergie.
Daneben macht die 48 Seiten starke
Zeitung mit einer Auflage von
150 000 Exemplaren zahlreiche
newsträchtige Schlagzeilen.
Siemens dementiert
So soll gemäss «FTD» Siemens ei
nen radikalen Konzernumbau pla
nen, was Siemens aber umgehend
dementierte. Über eine Konzentra
tion auf die zwei Kernsparten bei
Siemens war in den letzten Mona
ten wiederholt an den Märkten und
in den Medien spekuliert worden.
Weiter berichtet die Zeitung, dass
die Deutsche Telekom über ihre
Tochter T-Online in den
europäischen Reisemarkt einstei
gen und sich dafür mit dem in
Deutschland führenden Reisever-
Kiosken für 2,50 DM, an den gröss
eren Schweizer Kiosken für drei Fr.
erhältlich. Auch auf Internet
(www.ftd.de) ist sie abrufbar.
Das lachsfarbene Blatt wird
vom Hamburger Grossverlag Gru-
ner+Jahr und der britischen Pear-
son-Gruppe herausgegeben. Es ist
die erste Gründung einer über
regionalen Tageszeitung in
Deutschland seit der «taz» 1979. Sie
richtet sich an Entscheidungsträger
in Politik und Wirtschaft sowie an
private Kapitalanleger.
Der ersten Ausgabe liegt ein 24-
seitiges Sonderheft bei, das Einblick
in die Entstehungsgeschichte, die
publizistischen Ziele und den journa
listischen Anspruch der Zeitung gibt.
Für drei Franken ist die neue Zeitung auch in der Schweiz erhältlich.
triebssystem Start Amadeus ver
bünden will.
Fokus Deutschland
Weitere deutsche Unternehmen
stehen im Zentrum der Bericht
erstattung. Über die Landesgrenzen
hinaus finden in der ersten Nummer
der neuen Zeitung nur die italieni
sche Fiat und das US-Einzelhandels-
unternehmen Wal Mart grössere
Beachtung. In der Rubrik Spezial
sind Kommentare, Kolumnen, ein
Sieben-Tage- Rückblick und ein
Forum zu finden.
In der Schweiz für drei Franken
Die Zeitung ist an den deutschen
PanAlpina Sicav
Alpina V
Preise vom 21. Februar 2000
Kategorie A (thesaurierend)
Ausgabepreis: € 68.20
Rücknahmepreis: € 66.78
Kategorie B (ausschüttend)
Ausgabepreis: € 67.60
Rücknahmepreis: € 66.16
Think Tools will an die Börse
Alt-Bundesrat Flavio Cotti neu im Verwaltungsrat
REKLAME
ZÜRICH: Die im Bereich Knwo-
ledge-Management tätige Think
Tools AG wird voraussichtlich Ende
März 2000 ihren Börsengang am
SWX New Market realisieren. Über
die Modalitäten gab man sich aber
noch zugeknöpft.
Im vergangenen Geschäftsjahr stieg
der Umsatz der Think Tools um rund
100 Prozent auf zehn Mio. Franken,
das operative Ergebnis betrug 5,5
Mio. Fr. Man erwarte für die kom
menden zwei Jahre ein ähnliches
Wachstum, sagte Verwaltungsrat
spräsident Albrecht A.C von Müller
am Montag vor den Medien. Organi
sches Wachstum und strategische
Partnerschaften in Form von Joint
Ventures stehen laut von Müller im
Vordergrund. Die hohen Wachstums
prognosen seien durchaus gerecht
fertigt, die Nachfragenach Dienstleis
tungen von Think Tools übersteige
das derzeitige Potential der Unter
nehmung um das Zehnfache. Weder
über die Modalitäten des Börsengan
ges, das Volumen der Kapitalisierung
noch über das Datum des Listing am
SWX New Market wollte von Müller
Details bekanntgeben und verwies
statt dessen auf die Bookbuilding-
Phase vor dem IPO.
£ Rjrtuna
■um Investment AG Vaduz
Inventarweit vom 21. Februar 2000
FORTUNA
Europe Balanced Fund Euro
EUR 105.67*
FORTUNA
Europe Balanced Fund
Schweizer Franken
CHF 101.23*
*+Ausgabekommission
o
centh1mbänk