Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Inland 
Dienstag, 22. Februar 2000 3 
Leserbriefe 
CSS ade! 
Nun ist es leider Talsache geworden: Die CSS gehl, 
bei mir bleibt die Erinnerung an eine Krankenkas 
se, mit der ich in allen Belangen, auch als-Gesund- 
heitsversicherung, zufrieden war - danke! Es 
bleibt die grosse Enttäuschung, dass die Regierung 
eine Krankenkassen-Monokultur geschaffen hat 
Für 30 000 Einwohner musste ein Solo-Liechten 
steiner-Krankenversicherungs-Gesetz her. Selt 
sam, dass in vielen anderen Bereichen die Gesetze 
problemtos an die Normen der EU angepasst wer 
den können, in diesem Falle aber die Rechtsgleich 
heit mit der Schweiz unmöglich war. Tja, der Re 
gierungschef hat an diese Konsequenz halt nicht 
gedacht, und VU-Präsident Oswald Kranz ist ihm 
sicherlich dankbar, für seine Versicherung, der 
Concordia, in dieser Art über 8000 Mitglieder ge 
wonnen zu haben. Patrik Kaiser, Schellenberg 
Offener Brief zur PUK- 
Polizei von Hansförg Goop 
Sehr geehrter Herr Batliner 
Ihre Aussagen und Folgerungen in der Sams 
tagsausgabe vom 19. Februar bezüglich meines 
Rücktrittes aus der PUK-Landespolizeisind zum 
Teil unwahr und tendenziös. Ich sehe mich daher 
veranlasst, Ihre Behauptungen richtig zu stellen. 
Aufgrund von politisch motivierten Angriffen 
entschloss ich mich schon einige Tage vor dem 
15. Februar, aus der PUK-Landespolizei zurück 
zutreten. Da am 16. Februar die Bürositzung des 
Landtagspräsidiums stattfand, teilte ich am 15. 
Februar per Fax dem Landtagssekretariat z. Hd. 
des Präsidenten meinen Rücktritt aus der PUK 
mit. Nur so konnte die Neubestellung rechtzeitig 
und ordnungsgemäss für die Landtagssitzung 
vom März traktandiert werden. Ihre Behaup 
tung, dass ein Brief des ehemaligen Polizeichefs 
mich zum Rücktritt bewogen habe, entbehrt da 
her jeder Grundlage. 
In ihrem Beitrag haben Sie zwar ganze Passa 
gen meines Rücktrittsschreiben fast wortgetreu 
übernommen. Interessanterweise haben Sie aber 
unterschlagen, dass ich in meinem Brief die zu 
erwartenden Polemiken gegenüber meiner Fami 
lie als weiteren Hauptgrund meines Rücktrittes 
aufgeßhrt habe. 
Sie kritisieren einerseits meine verwandtschaft 
lichen Beziehungen zu Mitgliedern der Polizei, 
andererseits verteidigen sie aber mit fadenschei 
nigen Begründungen die verwandtschaftlichen 
Beziehungen eines FBPL-Mitgliedes zu zwei 
ehemaligen Mitgliedern der Polizei, wie folgt: 
• Die VU-Fraktion habe bei der Wahl des FBPL- 
Abgeordneten dessen verwandtschaftlichen Be 
ziehungen nicht angemahnt. 
• Sie führen dann weiter aus, dass die Verwandt 
schaft des von Ihnen erwähnten FBPL-Abgeord- 
neten schon Jahre zurückliege und beim Zeitpunkt 
der Bestellung die Verwandten des FBPL-Abge- 
ordneten nicht mehr bei der Polizei tätig waren. 
Nach Ihrer Diktion wäre also eine verwandt 
schaftliche Beziehung nur dann ein Hinderungs 
grund für eine PUK-Mitarbeit, wenn sie bei der Be 
stellung angemahnt würde. Die Verwandtschaft ei 
nes FBPL-Abgeordneten ist für Sie erstaunlicher 
weise zeitlich begrenzt und ruht anscheinend wäh 
rend der Mitarbeit bei der PUK. Es ist richtig, dass 
bei der Bestellung des FBPL-Abgeordneten zum 
PUK-Mitglied keine Verwandten bei der Polizei 
tätig waren. Es ist aber auch richtig, dass in jüngster 
Vergangenheit zwei Verwandte des FBPL-Abge 
ordneten, die in der Polizei führende Positionen in 
nehatten, aus der Polizei ausgetreten sind. Da die 
PUK die Aufgabe hat, die Vorkommnisse und Prob 
leme bei der Landespolizei in den vergangenen 
Jahren zu untersuchen, müssten Sie korrekterweise 
auch den PUK-Einsitz des FBPL-Abgeordneten 
in Frage stellen. Hans-Jörg Goop, Schellenberg 
REKLAME 
y 
§ Rasenderen Si 
heute 
ärz2G 
för den ParteitolieT 
Am 31. März 2000 ist 
Wüstenrot-Tag! 
Stellungnahme der FBPL-Abgeordneten Marco Ospelt und Helmut Konrad zur Gesundheitsrefbrm 
Erinnern Sie sich an die Wer 
bung der deutschen Bauspar 
kasse? Sie hatte dazu aufgefor 
dert, bis zum Quartalsende ei 
nen Vertrag abzuschliessen, 
um von den günstigeren Bedin 
gung zu profitieren. Wir in 
Liechtenstein müssen bis zum 
Ende dieses Quartals neue 
Verträge zur Krankenversiche 
rung eingehen: Viele von uns 
müssen sich eine neue Kran 
kenkasse suchen, weil sich die 
meisten schweizerischen Kas 
sen zurückziehen und der freie 
Markt zerschlagen wird. 
Marco Ospelt und Helmut Konrad, 
Abgeordnete der FBPL 
Jede und jeder, wer bisher kollektiv 
versichert war, muss eine neue Ein 
zelversicherung mit höherer Prämie 
abschliessen. Und alle müssen sich 
entscheiden zwischen der freien 
Arztwahl und dem Hausarztsystem. 
Von günstigeren Bedingungen kann 
leider für die Versicherten keine 
Rede sein. Im Gegenteil müssen sie 
Einschränkungen und höhere Ko 
sten in Kauf nehmen. 
Es bleiben nur noch sechs 
Wochen! 
Schlimmer noch: Die Bedingun 
gen sind im Detail bis heute gar 
nicht bekannt. Weil nämlich die Re 
gierung ihre Verordnungen zum 
neuen Gesetz nicht ausgearbeitet 
hat. Die Krankenversicherer haben 
die Allgemeinen Versicherungsbe 
dingungen noch nicht bekannt ge 
geben, ja viel schlimmer: Sie wissen 
offensichtlich noch nicht einmal, 
wie hoch sie die Prämien ansetzen 
müssen. Die LKK hat erst vor weni- 
Der FBPL-Landtagsabgeordnete Dr. Marco Ospelt äussert sich zum neuen Krankenversicherungsgesetz. 
gen Tagen eine Umfrage abge 
schlossen, um überhaupt Grundla 
gen für di$ Berechnung der Prämi 
en zu bekommen! Wenn man be 
denkt, wie die' drei verbliebenen 
Krankenkassen jetzt mit unserem 
Geld - und die LKK mit den sechs 
Millionen Darlehen von der VU- 
und FL-Mehrheit im Landtag - teu 
re seitenlange Reklame machen 
und uns glauben lassen, sie kennten 
* Bb©'Krankenkassen:Am 
/üstenrot-Tag! 
sich auslSaebe' 
31.Mär^tyli 
Die «Gesündere Lösung» auf 
dem Sterbebett! 
Die Versicherten wissen nicht, 
wie sie sich im Hausarztsystem ver 
sichern können und wie ihre Prä 
mie aussehen wird. Dabei muss bis 
in sechs Wochen alles gelaufen sein. 
Bis dahin müssen alle in einer neu 
en Krankenkasse Unterschlupf ge 
funden haben. Alle müssen sich 
entschieden haben, ob sie ins Haus- 
arztsystem wollen oder nicht. Alle 
müssen ihren Hausarzt ausgewählt 
haben. Jede und jeder, wer bisher 
kollektiv versichert war, muss einen 
neuen Versicherungsvertrag mit 
höheren Prämien abschliessen. 
Und die ganze Verwaltung muss er 
ledigt sein. Wenn man sich den vor 
aussehbaren Ansturm vorstellt, 
dann kann man sicher gehen: Die 
Verwaltung wird «erledigt» sein. 
Fix und Foxi erledigt. Die Regie 
rung redet flockig, plant oberfläch 
lich und arbeitet flüchtig. Mit Infor 
mationen hält sie sich dagegen wei 
terhin vornehm zurück. Wie lange 
will sie denn noch warten, bevor sie 
den Bürgerinnen und Bürgern rei 
nen Wein einschenkt? Hat sie über 
haupt selber den Durchblick, oder 
hat sie sich ähnlich gründlich geirrt 
wie bei der Telekommunikation? 
Wenn sie so weiter macht, wird ihre 
«gesündere Lösung» nicht mehr 
weiter an Krücken humpeln, son 
dern sich aufs Sterbebett legen! 
Und wir Bürger fressen den Scha 
den aus, mit Telekom und 
Comcordia! 
Fragen zum abgeänderten 
Krankenversicherungsgesetz 
Antworten auf die Fragen der Leserinnen und Leser des Volksblatts - Teil 1 
Die Regierung hüllt Sich in 
Schweigen Uber die Gesundheits- 
reform, und wichtige Informatio 
nen sind noch nicht zugänglich, 
weil zum neuen Gesetz die Verord 
nungen und zum Hausarztsystem 
die Versicherungsbedingungen 
fehlen. Wir möchten uns trotzdem 
bemühen, jene Informationen wei 
ter zu geben, die bisher verfügbar 
sind. Schliesslich müssen die Bür 
ger wissen, wie es ab dem ersten 
April weiter geht mit ihrer Kran 
kenversicherung. Deshalb veröf 
fentlichen wir Ihre fragen zum 
Krankenversicherungsgesetz und 
die Antworten dazu - soweit es für 
uns möglich war, Antworten zu fin 
den. Für Ihr Interesse bedanken 
wir uns herzlich. 
Ist es möglich, eine Initiative oder 
das Referendum gegen das Gesetz 
zu starten? 
Eine Initiative zur Änderung des 
Gesetzes kann theoretisch jede 
Bürgerin und jeder Bürger unseres 
Landes auf den Weg bringen. Die 
Frist zum Referendum hingegen ist 
verstrichen. Das neue Gesetz wird 
am 1. April 2000 in Kraft treten 
(mit Ausnahme einiger weniger 
Artikel, welche den Risikoaus 
gleich unter den Krankenkassen 
und die Beiträge des Staates an die 
obligatorische Krankenversiche 
rung betreffen. Diese treten erst 
am 1. Januar 2001 in Kraft) 
Warum darf die Krankenkasse 
nicht Gelder der Privatversiche 
rung für die Verbilligung der 
Grundversicherung einsetzen? 
(Das war bis ( anhin möglich und 
sehr sozial, hieil die Grundversi 
cherung alle hlaben müssen und ei 
ne Zusatzversicherung nicht für je- 
dermahn zahlbar Ist. Die Regie 
rung setzt auch Steuergelderßr die 
Kindertarife ein.) 
Die Krankenkasse darf nicht 
mehr Gelderl der Privatversiche 
rung (im Gesetz wird von «freiwil 
liger Versicherung» gesprochen) 
zur Vdrbilligung der Grundversi 
cherung einsetzen, weil die Regie 
rung das aus- «Transparenzgrün 
den» nicht"will. Aufgrund der neu 
en Regelungen wird die Regierung 
wesentlich mehr Steuergelder als 
bisher einsetzen müssen, nicht nur 
für die Freistellung der Kinder von 
der Prämie und der Kostenbeteili 
gung, sondern-auch für die obliga 
torische Versicherung der Jugend 
lichen und der Erwachsenen. Wir 
selber werden aber auch tiefer in 
die Tasche greifen müssen. Unsere 
Prämien werden voraussichtlich 
ebenso steigen, nicht zu reden von 
der Kostenbeteiligung.Wir wissen 
noch nicht, zu! welchen Entlastun 
gen die Beiträge an einkommens 
schwache Versicherte im Hausarzt 
system führen werden. Auch hierzu 
fehlen bisher die Regelungen zur 
Durchführung der Prämienverbil- 
ligung, wolche.die Regierung durch 
Verordnung erlassen sollte. 
Gemäss Zeitungsbericht von 
Herrn Michael Ritter im vergange 
nen Jahr haben Ärzte mit Physio 
therapieplätzen ihre Gehälter um 
die Hälfte erhöht. (Das hat der 
Krankenkassenverband bereits 
1993 in einem Brief an die Regie 
rung geschrieben). Wie wird dem 
Vorgenannten Einhalt geboten? 
(Das gibt Einsparungen!) 
Der Vorwurf von Regierungs 
chef-Stellvertreter Dr. Michael 
Ritter war nicht eigentlich, dass die 
Ärzte mit angeschlossener eigener 
Physiotherapie ihre Gehälter um 
die Hälfte erhöhen. Um dies fest 
zustellen, müsste man die Kosten 
struktur der jeweiligen Physiothe 
rapie kennen. Er hat diesen Ärzten 
vielmehr vorgeworfen, dass sie im 
Durchschnitt 64 % mehr Kosten 
für Physio- und Ergotherapie ver 
anlassen. Darin sah er einen Grund 
für die enormen Kostensteigerun 
gen. Ob dies wirklich stimmt, wird 
man erst wissen, wenn die tatsäch 
lichen Kosten bekannt sind, die ein 
Arzt durchschnittlich pro Patient 
und Krankheitsfall selbst ver 
rechnet und bei anderen Leistungs 
erbringern, z.B. Physiotherapeuten 
und Spitälern, veranlasst. Es ist 
zum Beispiel bekannt, dass durch 
aktive Physiotherapie bei Rücken 
schmerzen Kosten eingespart, wer 
den können (für ärztliche Behand 
lungen, Operationen, Arbeitsaus 
fall durch Krankheit, Kuraufent 
halte, usw.) Die Regierung wollte 
dieses Problem allzu einfach lösen, 
indem sie den Ärzten verbieten 
wollte, Personen aus anderen Be 
rufen des Gesundheitswesens (z.B. 
Physiotherapeuten oder Kranken 
schwestern) anzustellen. Landtags 
präsident Dr. Peter Wolff hat dies 
verhindert. Er hat die Regierung 
darauf hingewiesen, dass eine sol 
che Regelung die Änderung vieler 
anderer Bestimmungen des Sa 
nitätsgesetzes bedingen würde. Die 
Regierung will nun eine umfassen 
de Revision des Sanitätsgesetzes 
«in einem späteren Zeitpunkt» in 
Angriff nehmen. Also am Sankt- 
Nimmerleins-Tag, wenn sie im glei 
chen Tempo weitermacht. 
Warum braucht die Regierung 
über sechs Jahre, um die Ärztetari 
fe zu überarbeiten? 
Ist die Regierung tatsächlich da 
bei, die Ärztetarife zu überarbei 
ten? Wir dachten, sie habe ganz 
andere Sorgen! Allerdings wundert 
es niemand mehr, dass sie auch mit 
diesen Ärztetarifen nicht vorwärts 
kommt! 
Wieviele Tage oder Stunden werde 
ich zur Verfügung haben, um nach 
vollständiger Information die ver 
bleibenden Möglichkeiten und Zu 
satzversicherungen vergleichen zu 
können - zwecks richtiger Ent 
scheidung bis zum 1. April 2000? 
Es ist wirklich unerhört, dass die 
Regierung die Bürgerinnen und 
Bürger bisher Uberhaupt noch 
nicht informiert hat. Wer weiss, ob 
sie es schafft, uns «vollständig» zu 
informieren? Bisher scheint sie 
selbst den Durchblick noch nicht 
zu haben! , 
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