Liechtensteiner Volksblatt
Land und Leute
Montag, 21. Februar 2000 9
Nachrichten
Niederländischer Verein
feierte Jubiläum
Der Niederländische Verein im Fürstentum
Liechtenstein lud am Freitag seine Mitglieder
zur 10. Generalversammlung ein. Dieses Ju
biläum ist mit einem gemütlichen Abend voller
Überraschungen gefeiert worden. So haben bei
spielsweise die Frauen des Vereinsvorstandes
als Nonnen verkleidet Lieder aus dem bekann
ten «Sister Act»-Film vorgesungen. Die Texte
der Lieder haben sie jedoch etwas abgeändert
und in ihre eigene Sprache übersetzt. Am spä
teren Abend hat die Guggenmusik Röfischrän-
zer die Anwesenden unterhalten. Die Ver
sammlung wurde durch Neuwahlen geprägt.
Die Präsidentin Thea Rechsteiner und Vizeprä
sidentin Annie Büchel durften Hilde Kranz als
neue Kassierin begrüssen. Die beiden Beisitze
rinnen sind Antonia Tersteeg und Miranda Wol
finger (von links). (Bild: bak)
Buntes Angebot
Auch diesen Samstag fand wieder der allmonat
liche Trödelmarkt in der Mehrzweckhalle
Spörry in Vaduz statt. Aus Liechtenstein, Öster
reich und der Schweiz stammen die Anbieter,
die ein sehr grosses Sortiment mit vielen schö
nen Stücken anboten. Bilder, Bücher, Kleinmö
bel, Geschirr, Schmuck, bäuerliche Geräte,
Briefmarken und sogar afrikanische Kunstge
genstände konnte man dort erstehen. Zahlrei
che Besucher kamen, sahen und kauften. Noch
einmal wird der Trödelmarkt im März in der
Mehrzweckhalle stattfinden, ab April geht es
wieder hinaus. Der beliebte Markt wird dann
wieder auf der Parkgarage Vaduz stattfinden.
Die Veranstalterin Regina Büchel informierte,
dass einige Fixausteller zu jedem Markt kom
men, aber auch viele variieren. Somit sei das
Sortiment jedes Mal anders und wieder interes
sant, erkundet zu werden. (Bild: I.D.)
Vorlesung über Karl
Popper
BENDERN: Morgen Diens
tag, den 22. Februar um 18.00
Uhr wird Dr. Daniel Brühlmei
er (Bild) im Liechtenstein-In-
stitut, Auf dem Kirchhügel, in
Bendern, über «Karl Popper:
Ein Optimist in einem verrück
ten Jahrhundert» referieren.
Mit Dr. Daniel Brühlmeier (geb. 1951) wird ein
weiterer ausgewiesener Kenner der politischen
Philosophie den fünften Abend der Ringvorle
sung «Politische Denker im 20. Jahrhundert»
bestreiten. Auf dem Hintergrund der Biogra
phie von Karl Popper (Erster und Zweiter Welt
krieg sowie Kalter Krieg) und der Wissen
schaftstheorie (Logik der Forschung) wird Dr.
Daniel Brühlmeier die zentralen Inhalte dessen
beschreiben, was Karl Popper in seinem Jahr
hundertwerk die «offene Gesellschaft» nennt.
Im Weiteren wird er die Wirkung dieses bedeu
tenden Sozialphilosophen auf die politische Phi
losophie und Praxis aufzeigen und dessen Ge
sellschaftskritik erläutern. Dabei wird er veran
schaulichen, dass uns Carl Popper letztlich zeigt,
wie man seinen Optimismus in einer verrückten
Well aufrechterhalten kann und soll. (Eilig.)
&
Beeindruckender Auftritt des «Playback Theater Zürich» in der «Alten Weberei,Triesen»
Einen zugeworfenen Ball kann
man zurückwerfen. Schwieri
ger wird es, wenn der Begriff
«sich die Bälle zuwerfen» im
übertragenen Sinn gemeint ist.
Und ganz schwierig wird es,
wenn in einem Theater Zurufe
oder Mini-Geschichten aus
dem Publikum vom Schauspiel
ensemble, in gespielte Szenen
umgesetzt, «zurückgeworfen»
werden. Genau dies macht das
«Playback Theater Zürich».
Gerolf Häuser
Unter «Playback» versteht man üb
licherweise ein Verfahren, bei dem
z.B. ein Sänger nur die Lippen be
wegt, die Musik aber vom Band
kommt, also nicht live gesungen
wird. Das «Playback Theater
Zürich» demonstrierte am Freitag
abend im Verein «Alte Weberei» in
Triesen das genaue Gegenteil: Noch
echter, ehrlicher und lebendiger
kann Theater wohl kaum sein.
Playback-Theater?
Playback-Theater setzt die hohe
Kunst voraus, kreativ und spontan
Wörter, Sätze oder Geschichten in
Bilder umzusetzen. Das «Playback
Theater Zürich» wurde 1992 von
Karin Bettina Gisler gegründet und
besteht aus speziell ausgebildeten
Schauspielerinnen und Musikern.
Neben über hundert Auftritten in
der Schweiz trat das PTZ auch im
Ausland auf: In China am Weltfo
rum der Frauen, am Theatertreffen
Budapest und am Internationalen
Kongress der Psychiatrie in Wien.
Diese grosse Fähigkeit des PTZ, im
provisiertes Theater zu zeigen, ist
beeindruckend. Dass bei den Dar
stellungen der vom Publikum er
zählten Gedanken und Geschichten
aus seinem Leben aber «das We
sentliche greifbar wird», wie es in
Das «Playback Theater Zürich» bot am Freitag in der «Alten Weberei» in Triesen eine Glanzleistung. (Bild: bak)
den Prospekten des PTZ heisst,
«dass neue Aspekte auftauchen, Lö
sungen ausprobiert und Visionen
verwirklicht werden können, sich im
Spiegel des Spiels Vielfalt und Ge
meinsamkeit des Menschseins zei
gen», scheint ein wenig hoch gegrif
fen zu sein. Aber warum nicht mit
schwimmen auf der Welle der «Psy-
chiatrisierung» unserer Gesell
schaft, dazu noch, wenn es so ge
konnt und amüsant dargeboten
wird.
Erlebte Geschichten
«Talismahdl Hilfe oder Hum
bug?» war cfistfrhema des ersten
Teils in der «Arten Weberei». Ange
regt von der Spielleiterin Karin Bet
tina Gisler berichteten Zuschau
erinnen von ihren Maskottchen,
dem Rappenstück in der Tasche, ei
nem besonderen Schlüsselanhän
ger, der Christopherusfigur im Auto
usw. Das Ensemble, vier Frauen und
zwei Männer (Heidi Bützberger, El
la Hofmann, Sonja Röösli, Franzis
ka Zeller, Alberto Wanderley, Peter
Wanzenried), und der Musiker Flo
rian Funk, der die Szenen mit Klari
nette bzw. Bassklarinette gekonnt
untermalte, setzte die Erzählungen
in Theaterszenen um. Ohne sich
vorher abzusprechen, begann das
jeweilige Spiel, bei dem nicht nur
spontan das aus dem Publikum
Gehörte, sondern ebenso spontan
ein gesprochenes Wort, eine Geste,
einen Laut des Mitspielers aufge
griffen, variiert und weitergeführt
wurde. So entstanden Bilder, op
tisch und akustisch, zeitgleich und
übereinandergelagert, einem musi
kalischen Cluster gleichend. Im
zweiten Teil des Abends erzählten
Zuschauerinnen erlebte Geschich
ten und durften bestimmen, wer aus
dem Ensemble welche Figur und
welchen Gegenstand aus der Ge
schichte spielen sollte. Das Team
stellte sich kurz in einem Kreis zu
sammen, fand wortlos (!!!) den An
fang und spielte, manchmal mit Hil
fe sparsamster Requisiten, z.B. ein
Tuch oder ein Seil, die Szene, ohne
der Erzählung etwas hinzuzufügen
oder etwas wegzulassen. Ein inte
ressanter und auch fröhlicher
Abend, der das Publikum gekonnt
aus der Passivität des «Guckka
stentheaters» und der damit ver
bundenen Distanz, aus der heraus
kritisiert werden kann, herausholte.
«Hochkarätige, bestechende Bildaussage
»
Ausstellung mit Bildern von Gordon M. Gerstner in der Galerie Altesse in Nendeln
Dass der Galerist Werner Gamper
sich für junge und (noch) unbe
kannte Künstler einsetzt, zeigte die
erste Ausstellung im Jahr 2000 mit
Bildern von Alexandra Schädler.
Mit neuen Arbeiten von Gordon
Markus Gerstner, er hatte schon vor
drei Jahren in der Galerie Altesse
ausgestellt, setzte Werner Gamper
«einen Paukenschlag und Höhe
punkt», wie Vernissageredner H.W.
Stolz-Löliger sagte.
Gerolf Hauser
Gordon Markus Gerstner wurde
am 25. August 1966 in Wels/Öster
reich geboren. 1989 bis 1955 studier
te er an der Hochschule für künstle
rische und industrielle Gestaltung
in Linz und erwarb 1995 das Diplom
H.f.G., Linz, an der Meisterklasse
für Malerei und Grafik. Heute lebt
und arbeitet der Künstler auf
Schloss Aschach an der Donau.
Der Weiterentwickler
Gerstners Arbeiten wurzeln im
Impressionismus, können daher, als
postimpressionistisch bezeichnet
werden. 1874 gab ein Gemälde von
Claude Monet mit dem Titel «Im
pression» einem Kritiker das Stich
wort für die Bildung des Begriffs
Impressionismus, gedacht als
Schimpfwort im Sinne von ober
flächlicher Sudelei. Denn damals
wirkte der Verzicht auf zeichneri
sche Klarheit provozierend, auch
wenn damit eine ganz neue Art des
Wiedergebens von Licht- und Farb
eindrücken hervortrat. Die Im
pressionisten, vor allem Degas, Mo
net, Pissarro, Renoir oder Sisley, be
tonten in ihren Bildern das Atmos
phärische und die Auflösung von
Gegenständlichem durch Licht. In
ihrer Nachfolge, nicht als Nachah
mer, sondern' als Weiterentwickler
der impressionistischen Idee, steht
Gordon Markus Gerstner. Seine
Arbeiten seien, so H.W. Stolz-Löli
ger in der anlässlich der Ausstellung
erschienenen hervorragenden Pub
likation über das Werk und Wirken
des Künstlers (Edition Galerie Al
tesse), gekennzeichnet von einer
«hochkarätigen,bestechenden Bild
aussage.» Er habe als Vordenker
den sich abzeichnenden «Weg ohne
Ausgang» der modernen, abstrak
ten Malerei gezielt umgangen und
eine hoffnungsvolle Brücke hinein
ins neue Jahrtausend geschlagen.
«Der Mensch ist es leidsam satt ge
worden», heisst es in der Publikati
on, «sich jeden Schrott und Geistes
furz, jede Kleckserei und Farbver-
In der Galerie Altesse in Nendeln sind seit Samstag Bilder Gordon Markus
Gerstner (links) zu sehen. In der Bildmitte dessen Freundin, und rechts int
Bild Galerist Werner Gamper. (Bild. A. Kiebcr)
schwendung als hochgepriesene
«Kunst» aufschwatzen zu lassen.»
Die Epoche des Bluffs, die Ära der
«Künstlermacher», der Begriffsver
wechslung von «Gunst» statt Kunst
scheine die besten Zeiten hinter
sich zu haben. Dafür seien die «teils
monumentalen Schöpfungen des
Gordon Markus Gerstner, eines
hochbegabten und ausgefuchsten
Genius der ersten Reihe» ein Be
weis.
«Lichttechnik»
In seinen grossformatigen Aktbil
dern in Öl zeigt sich die Paarung ex
tremer Techniken: «Direkt neben
Partien feinster, transparenter La
surtechnik finden sich, an Spurbrei
te nicht mehr zu überbietende, pa
stos aufgetragene Spachtelflächen,
ohne die geringste Wirkung von
Disharmonie.» Schon als Schüler
habe er viel gemalt und gezeichnet,
sagt der Künstler. «Malen ist harte
Arbeit für mich. Während des Mal
prozesses habe ich nur selten das
Gefühl, dass alles in einem Zug
stimmt und passt. So gibt es bei mei
ner Arbeit viele Korrekturen, und
diese harte Arbeit, bis endlich das
von mir gewünschte und von mir
vorgestellte Ergebnis vorliegt, är
gert mich tatsächlich.» Diese gross
artigen «ärgerlichen» Ergebnisse
sind bis zum 19. März 2000 in der
Galerie Altesse zu sehen. Öffnungs
zeiten: Donnerstag und Freitag 15
bis 19 Uhr; Samstag 10 bis 12 und 14
bis 17 Uhr; Sonntag 15 bis 18 Uhr;
und nach telefonischer Vereinba
rung; Telefon: 373 20 85; 373 25 23;
079/413 03 62.