Liechtensteiner Volksblatt
Inland
Samstag, 19. Februar 2000 3
Nachrichten
Zonenplan-Abstimmung
am Gemeinde-TV-Kanal
TR1ESENBERG: Am Wochenende des 2S./27.
Februar 2000 stimmen die Triesenberger
Stimmbürgerinnen und Stimmbürger über die
Bauordnungs- und Zonenplanvorlage für das
rheintalseitige Gemeindegebiet ab. Im Hinblick
auf die Informationsversammlung vom 11. Fe
bruar 2000 wurde die nunmehr 50-jährige Zo-
nenplangeschichte aufgearbeitet und an der
Informationsversammlung im Dorfsaal auf
Grossleinwand gezeigt.
Zwei Tage später tauschten Befürworter und
Gegner in der Radio-L-Sendung «Rampen
licht» Pro- und Contra-Argumente aus. Für all
jene, die nicht an der Informationsversammlung
teilnehmen konnten oder die Radio-L-Sendung
verpasst haben, werden die Beiträge bis am
kommenden Mittwoch täglich um 14 und 20
Uhr über den Gemeinde-TV-Kanal ausge
strahlt. (Eing.)
Dankeswallfahrt nach
Einsiedeln
Wir bitten alle bisher noch Unentschlossenen,
den Anmeldeschluss für die Dankeswallfahrt
der Pfarreien des Liechtensteiner Unterlandes
nach Einsiedeln zu beachten und den ausge
füllten Anmeldetalon noch heute Samstag auf
die Post zu bringen oder bis spätestens Montag
abend beim Pfarramt Ihrer Pfarrei abzuge
ben.
Wir freuen uns, wenn auch viele Familien an
dieser Dankeswallfahrt teilnehmen. Für weitere
Auskünfte stehen wir gerne zur Verfügung. Wir
danken den Unterländer Gemeinden für die
Übernahme der Fahrtkosten.
Priester und Pfarreiräte des
Liechtensteiner Unterlandes
Pfadfinder feiern
«World Thinking Day»
VADUZ: Der «Thinking Day» ist ein gemeinsa
mer Gedenktag an Lord und Lady Baden-Po-
well, die Gründer der Pfadfinder-Bewegung, die
beide am 22. Februar Geburtstag hatten. Seit
dem Jahre 1926 feiern Pfadfinderinnen und
Pfadfinder weltweit den Thinking Day als Tag
der Freundschaft und Verbundenheit.
Dafür tun sie auch etwas, beschäftigen sich
u.a. mit Themen zum Frieden und sammeln
den sogenannten «Thinking Day Penny», der
vorab zur Unterstützung der Pfadfinderbewe
gung in der Dritten Welt oder zur Selbsthilfe
den frei gewordenen Ländern Europas zugute
kommt.
Die Gildenverbände weltweit - Organisatio
nen der ehemaligen aktiven Pfadfinderinnen
und Pfadfinder - begehen diesen Freund
schaftstag seit deren Gründung auf verschie
denste Weise.
Wir in Liechtenstein haben uns vorgenom
men, das FlUchtlingszentrum zu besuchen. Ma-
rie-Louise Eberle, Leiterin des Aufnahme-Zen
trums, wird über das aktuelle Thema ausführlich
informierten. Beatrice Büchel ihrerseits wird
uns die Möglichkeit bieten, dass wir uns an die
sem Abend mit den Flüchtlingen unterhalten
und mit ihnen ins Gespräch kommen können.
Datum: Dienstag, den 22, Februar d.J., 19 Uhr
Treffpunkt: Flüchtlings-Zentrum, Heuwiese 8,
in Vaduz
Es würde uns freuen, wenn möglichst" viele
Gildemitglieder und am Flüchtlingsproblem In
teressierte die Gelegenheit wahrnehmen, sich
an Ort und Stelle zu informieren. Herzlich Will
kommen! Pfadftndergilde Liechtenstein
•t > v «.m
REKLAME
Reservieren Sie-sich
fiir den Parteitag Jer
Geduld bringt keine Rosen!
Stellungnahme von FBPL-Vizepräsident Johannes Matt zurTelefoniepolitik der Regierung
In den letzten Tagen wurden
wir vom Liechtensteiner Vater
land mit Appellen an die Ge
duld eingedeckt, kurz nachdem
ich das aussprach, was viele in
unserem Land denken oder
bald die Spatzen von den
Dächern pfeifen: Man sollte
den Fehler mit der Telefonie
nicht nur eingestehen, sondern
auch korrigieren! Die Autono-
mie-Übung abbrechen und mit
der Swisscom gemeinsam die
Telefonie in Liechtenstein si
cherstellen. Wie geduldig sind
wir Liechtensteinerinnen und
Liechtensteiner eigentlich?
FBPL-Vizepräsident Johannes Matt
Nach Meinung des Vaterlands und
des Regierungschefs sind wir zu we
nig geduldig. Sie geben die Schwie
rigkeiten zu, sie bestätigen, dass der
liechtensteinische Telefonkunde
mehr bezahlt für weniger Leistung,
und sie sehen auch, dass das Preis
gefälle zwischen den Tarifen in der
Schweiz und jenen in Liechtenstein
ganz enorm wachst: Mit den Tarif
senkungen durch die Swisscom um
bis zu 70 % werden wir in Liechten
stein wohl auf immer benachteiligt
bleiben.
Zahlreiche Reaktionen
Man sagt: «Papier ist geduldig!»
Papier kennt keine Emotionen,
keine Enttäuschungen, keinen Är
ger und auch keine Freuden. Pa
pier nimmt alles an, lässt sich mit
allem bedrucken, ob es stimmt
oder nicht. Auf meinen Aufruf, die
Telefonieübung abzubrechen, ha
be ich zahlreiche Reaktionen er
halten und festgestellt, dass die
Liechtensteinerinnen überhaupt
nicht wie Papier sind. Es ist also
nicht nur mir der Geduldsfaden
gerissen. Beeindruckend für mich
war, wie quer durch die politischen
und wirtschaftlichen Gruppierun
gen die Auffassung verbreitet ist,
dass die Eigenständigkeit in Sa-
FBPL-Vizepräsident Johannes Matt: «Bisher sind leider noch keinerlei An
zeichen der Einsicht erkennbar, deshalb muss die FBPL-Fraktion aktiv wer
den. Im Landtag werden wir ein Postulat einbringen, eine Aufforderung an
die Regierung, die Möglichkeiten ßr eine Korrektur der Telecom-Fehlinve
stitionen zu klären.» (Archivbild)
chen Telefonie ein missglücktes
Abenteuer ist.
Überaus grosse Geduld
Es gab natürlich auch verärgerte,
ablehnende Reaktionen, die aber
von Personen stammen, die mögli
cherweise eher ihr Prestige und
ihren persönlichen Nutzen im Auge
haben und weniger das sensible in
ternationale Kommunikationsnetz
Führung
wirt'schi
bereit smä'ferklnnte Fehler zu kor
rigieren. In dieser Hinsicht ist die
Geduld der Liechtentsteinerlnnen
gegenüber unseren politischen
Führungskräften jedoch schon
überaus gross. |
Manche denken möglicherweise,
dass wir uns die höheren Gebühren
wohl leisten können. Wenn es nur
te sind in der Privat-
itpSjgbar, wenn sie nicht
das wäre, konnte ich mich auch ge
duldiger geben. Der finanzielle
Aspekt ist jedoch nur ein Teil des
Problems. Das Dienstleistungsange
bot ist seit der Abkoppelung von
der Swisscom um einiges schlechter
als früher. Zahlreiche Dienstnum
mern können von Liechtenstein aus
nicht mehr benutzt werden. Die Er
reichbarkeit aus dem Ausland ist
nach wie vor nicht zufriedenstel
lend. Man kann zusammenfassend
feststellen, dass die Autonomie in
Sachen Telefonie den Telefonkun
den eigentlich nur Nachteile bringt.
Trotz Drohungen seitens des Amtes
für Kommunikation leisten sich im
mer mehr Betriebe kostspielige
Standleitungen zur Swisscom. Ihnen
ist der Kostenaspekt zweitrangig,
wenn dafür sichergestellt ist, dass
die telefonischen Geschäftsverbin
dungen nicht zum Erliegen kom
men. Vorausschauende Unterneh
men setzen also nicht auf den Fak
tor Geduld, sondern auf den Faktor
Sicherheit.
Fragwürdige Appelle
Mit Appellen wie «Habt Ge
duld!» «Gebt uns Vertrauen!»
«Blickt nach vorne (es wird schon
besser werden!)!« »Der Mut und
die Risikobereitschaft sollte doch
belohnt werden!» «In wenigen Jah
ren, wenn dieser Wirtschaftszweig
(gemeint ist die Telefonie!) floriert,
wird nämlich kaum mehr jemand
der Vergangenheit nachweinen wol
len.» versucht man die Kritiker der
misslungenen Telefoniepolitik zu
besänftigen. - Was sind das für Ap
pelle, die uns das Regierungsblatt
im Namen der Verantwortlichen ins
Haus liefert? Sind diese Hilferufe
nicht das Eingeständnis einer Feh
linvestition, die die Wirtschaft und
alle Telefonkunden gerade in unse
rem kleinen Land arg benachtei
ligt? Diese Geduld, die hier be
schworen wird, bringt uns mit Si
cherheit keine Rosen. Ich würde
mir wünschen, wenn der Regierung
in Sachen Telefonie der Gedulds
faden endlich reissen würde und sie
mit einem mutigen Entscheid den
Karren aus dem Dreck zieht! Viele
Liechtensteinerinnen und Liech
tensteiner würden aufatmen.
FBPL wird aktiv
Bisher sind leider noch keinerlei
Anzeichen der Einsicht erkennbar,
deshalb muss die FBPL-Fraktion
aktiv werden. Im Landtag werden
wir ein Postulat einbringen, eine
Aufforderung an die Regierung, die
Möglichkeiten für eine Korrektur
der Telecom-Fehlinvestition zu klä
ren. Konkret soll geprüft werden,
welche Änderung beim Aufbau der
Telekommunikation sowie bei den
rechtlichen Strukturen vorgenom
men werden muss, damit Bevölke
rung und Wirtschaft Liechtensteins
wieder in den Genuss der hohen
Qualität der Swisscom samt den
günstigen Tarifen gelangen.
Verkehr: Ein Ignorieren aller Bemühungen
Offener Brief der Gesellschaft für Umweltschutz LGU an die Regierung
Sehr geehrter Herr Regierungschef,
sehr geehrter Herr Verkehrminister,
die Haltung der Regierung in Bezug
auf die LKW-Abstellplätze in Schaan-
waid/Tisis bedeuten für uns ein Ig
norieren aller Bemühungen um ei
ne zukunftsorientierte Verkehrspo
litik. Unbeirrbar verharmlosen Sie
die aktuelle Situation in Schaan
wald, anstatt sich ausdrücklich ge
gen das Vorhaben Vorarlbergs zu
äussern.
Diese Woche haben Sie die Ansicht
geäussert, dass Wirtschaftswachs
tum an Strassengüterverkehr ge
koppelt sei.
Erlauben Sie uns einige Bemer
kungen zu einer nachhaltigen Ver
kehrspolitik:
Schon seit Jahren knüpfen Ver
kehrsplaner Mobilität nicht mehr
nur an die Strasse. LKW und PKW
sind lediglich zwei Mittel zut Be
friedigung des Mobilitätsbedürfnis
ses, die Uber Jahrzehnte massiv ge
fördert wurden. Nun machen sich
die negativen Auswirkungen dieser
Verkehrsmittelwahl auch in Liech
tenstein bemerkbar. Die Wahl des
Verkehrsmittels ist unserer Ansicht
nach ein springender Punkt in einer
nachhaltigen Verkehrspolitik: Wann
immer möglich, müssen wir andere,
umweltverträglichere Verkehrsmit
tel wählen. Ist es wirklich notwen
dig, dass die rund zwei Drittel der
LKWs des grenzüberschreitenden
Güterverkehrs, die nicht nach
Liechtenstein wollen oder von
Liechtenstein kommen, durch
Schaan-wald fahren? Könnten die
transportierten Güter nicht viel
früher auf die > Bahn verlagert wer
den? Müsste die Regierung nicht
längst die Rahmenbedingungen so
beeinflussen, dass auch die Güter
nach uad von Liechtenstein so lange
und vollständig wie möglich auf die
Schiene verlagert werden können?
Mit $iner weiteren Förderung des
Strassdngüterverkehrs geschieht
die Verlagerung auf weniger schäd
liche Verkehrsmittel nicht.
Was die Regierung mit dem Bau
von LKW-Abstellplätzen beim
Zollamt/Tisis. anstrebt, mag zwar
kurzfristig die Wirtschaft fördern.
Die Regierung fördert auf diese
Weise aber eihe Wirtschaft, die sich
einer Art von Verkehrsmittel unter
mehreren bedient, welches in dieser
Menge nicht zukunftsfähig ist.
Wir^ fordern die Regierung auf zu
erklären, wiej Ihr Verständnis von
Wirtschaftswachstum mit einer
nachteiligen ( Entwicklung Liech
tensteins vereinbar ist. Ist die För
derung; der Wirtschaft durch die
Förderung dfes Strassentransportes
wirklich wichtiger als die Verringe
rung der Verkehrs-Belastung und
damit die Sicherstellung der Le
bensqualität?
Seit Jahreij steigt die Verkehrsbe-
lastuüe in ^chaanwald und dem
Liechtensteiner Unterland kontinu
ierlich im. Auf österreichischer Seite
soll im Zuge der Realisierung des
LKW-Abstellplatzes zusätzlich das
bestehende ^Insel-Zoilgebäude ab
gebrochen und durch einen 5 Meter
breiten Neubau ersetzt werden.
«Die Verbesserung der Infrastruk
tur dieses Zollgebäudes verspricht
eine speditivere Grenzabfertigung»
- meint das Tiefbauamt in seinem
Bericht von Anfang dieses Jahres zu
den LKW-Parkplätzen in Tisis/
Schaanwald. Bereits durch die orga
nisatorische Vereinfachung der
Zollabfertigung 1993 wurde die At
traktivität des Zollamtes gesteigert.
Die Einfuhrabfertigungen nahmen
von 1993 bis 1996 um 17% und die
Abfertigungen im internationalen
Transit sogar um 27% zu.
Wer trägt die Verantwortung für
eine Verkehrspolitik, die der Le
bensqualität der Bevölkerung über
Jahrzehnte hinweg abträglich ist?
Es scheint uns ausserdem unver
antwortlich, den Zusammenhang
zwischen Letzetunnel und LKW-
Abstellplätze in Abrede zu stellen.
Die Markgemeinde Frastanz hat
Landeshauptmann Sausgruber 1996
einige Fragen zur Nutzen-Kosten-
Untersuchung (NKU) bezüglich
der Letzetunnelalternativen ge
stellt. Eine davon betraf Massnah
men, um Stau- und Parkzonen für
LKW's und PKWs auf Frastanzer
Ortsgebiet zu verhindern. Dazu
steht im Brief des Amtes der Vorarl
berger Landesregierung, Strassen-
bau Bregenz vom 5.12.1996 (Akten
zahl VHb- 291A-0060/84/1996) Fol
gendes:
«Dieser Aspekt hat entscheiden
den Einfluss auf die Ermittlung der
Bestlösung im Bereich Tisis. Es ist
jedenfalls dafür Sorge zu tragen,
dass vor dem Zollamt Tisis/Schaan-
wald genügend Abstellplätze für
LKW errichtet werden, da ein Ab
stellen von LKW im T\mnel zu ei
nem Verkehrsstillstand führen wür
de. Um Stauerscheinungen im Tlin-
nel zu vermeiden, ist es erforderlich,
dass der Abstand desThnnelportals
von der Grenze möglichst gross ist.
Auch dieser Aspekt fliesst im Rah
men der NKU als wesentlicher Fak
tor in die Trassenentscheidung mit
ein. Im Falle von Überlastungser
scheinungen an der Grenze werden
Stauerscheinungen im Hinnel nicht
gänzlich zu vermeiden sein. Dies ist
aber sowohl in Hinblick auf die Ver
kehrssicherheit als auch hinsichtlich
derT\innelbelüftungen bewältigbar.
Ein Übergehen auf Blockabferti
gung bei Stauerscheinungen im Be
reich der Staatsgrenze bzw. im Tun
nel ist jedenfalls nicht notwendig.»
Wir fordern die Regierung auf,
Stellung zu nehmen, wieso sie trotz
des oben zitierten Schreibens und
anderen in der bisherigen Ausein
andersetzung bereits genannten
eindeutigen Aussagen den Zusam
menhang zwischen Letzetunnel und
LKW-Abstellplätzen verneint.
Die LGU sieht dem Bau dieser
Parkplätze mit grossen Befürchtun
gen entgegen und setzt sich klar ge
gen die Förderung jeglichen Mehr
verkehrs und den Verrat der ansäs
sigen Bevölkerung zur Wehr.
Für die LGU: Regula Imhof
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