Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

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Liechtensteiner Volksblatt 
Region 
Dienstag, IS. Februar 2000 19 
Nachrichten 
Fahrerflucht nach 
Streifkollision 
TEUFEN: Nach einer heftigen Streifkollision 
auf der Bühlerstrasse in Teufen am Sonntag 
abend hat der Unfallverursacher Fahrerflucht 
begangen. Beim Unfall enstand Schaden von 
rund 4500 Franken. Verletzt wurde niemand. 
Der Unfallverursacher geriet um 18.40 Uhr im 
Bereich des lYansportunternehmens Studach 
auf die Gegenfahrbahn, wo er einen entgegen 
kommenden Personenwagen touchierte. Der 
Lenker habe kurz angehalten und sei danach 
weitergefahren, ohne sich um den Schaden zu 
kümmern, teilte die Polizei am Montag mit. 
Beim gesuchten Fahrzeug handelt es sich um ei 
nen silbergrauen Personenwagen der Marke 
Volvo Kombi mit Firmenaufschrift. Die Polizei 
sucht auch allfällige Zeugen der Streifkollision. 
Für kommunales 
Ausländerstimmrecht 
ST. GALLEN: Die neue st. gallische Kantons 
verfassung soll den Gemeinden ermöglichen, 
das Stimm- und Wahlrecht für Ausländerinnen 
und Ausländer einzuführen. Dies fordert die Po 
litische Frauengruppe (PFG). Die PFG habe 
mit Befremden festgestellt, dass im neuesten 
Entwurf die Möglichkeit eines kommunalen 
Stimmrechts für die ausländische Bevölkerung 
gestrichen worden sei, heisst es im Communi- 
qu6 vom Montag. Das Argument, dieser Punkt 
könne bei der Volksabstimmung die ganze Vor 
lage gefährden, weist die PFG zurück. «Wir er 
warten, dass der Grosse Rat in der Februarses 
sion auf den ursprünglichen Vorschlag zurück 
kommt und damit ein klares Zeichen für eine 
offene Gesellschaft und für ein gutes Zusam 
menleben setzt», heisst es. Auch der Kanton 
Appenzell-Ausserrhoden habe das Ausländer 
stimmrecht in seine neue Verfassung aufgenom 
men. 
Farbräume und 
Naturlandschaften 
ST. GALLEN: Kultur im Bahnhof (KIB) stellt 
ab 18. Februar und bis zum 2. April in der Gale 
rie im 2. Stock den St. Galler Künstler Johannes 
Ernst Schläpfer vor. Er zeigt unter dem Titel 
«Augenblicke - Einblicke - Durchblicke» Ma 
lereien, Fotomontagen und Fotografien. 
Johannes Ernst Schläpfer, vor 50 Jahren in 
Waldstatt AR geboren, absolvierte in St. Gallen 
das Studium der Sozialarbeit. Während sieben 
Jahren beschäftigte er sich intensiv mit der 
astrologischen Psychologie, seit zehn Jahren lei 
tet er die AIDS-Hilfe St. Gallen-Appenzell. 
1979 begann er mit der autodidaktischen Erar 
beitung von Fotografie und Malerei. Zahlreiche 
Reisen führten ihn nach Griechenland, Israel, 
Türkei, Spanien und Sinai, auf die Kanarischen 
Inseln sowie in die Dolomiten. Dabei entstand 
ein umfangreiches Archiv mit Reisefotografien 
und Fotomontagen. Seit 1997 hat Schläpfer die 
Beschäftigung mit der Malerei in seinem eige 
nen Atelier intensiviert und stellt jetzt erstmals 
seit 1986 wieder aus. «Die Seele hat viele Räu 
me», sagt er, «sie teilt sich in Bildern mit. Die 
Ausstellung zeigt deshalb sieben grundlegende, 
formale Aspekte oder Räume meiner eigenen 
Persönlichkeit.» Vernissage ist am Donnerstag, 
den 17. Februar mit dem Künstler (Einführung) 
sowie mit Paul Giger (Violine) und Marie-Lou 
ise Dähler (Cembalo). Öffnungszeiten der Ga 
lerie im 2. Stock: Montag bis Freitag, 8 bis 22 
Uhr; Samstag, Sonntag, 9 bis 14 Uhr. (Eing.) 
«idee:scholle» auf 
guten Wegen 
Die geplante Kunstausstellung in der alten 
Schollenmühle im Altstätter Bannriet ist bei 
den Rheintaler Gemeinden, dem Kanton St. 
Gallen, bei Stiftungen und in der Wirtschaft sehr 
gut aufgenommen worden. Die Ausstellung im 
August 2000 steht unter dem Thema «Scholle» 
und «Ried» und umfasst nebst klassischen Aus 
drucksformen wie Zeichnung, Malerei, Skulp 
tur und Fotografie auch Arbeiten wie Video, In 
stallation und Objektkunst, nicht aber Kunst 
handwerk. Vorgesehen ist auch ein literarischer 
Teil. Eine eigene Publikation ist geplant, erste, 
vielversprechende Texte sind bereits eingegan 
gen. Der Arbeitsgruppe «idee:scholle» geht es 
einerseits um eine Gesamtschau der künstleri 
schen Auseinandersetzung mit dem Schollen 
ried und anderseits um einen aktuellen Zugang 
zum Thema, als Ausdruck einer regionalen Kul 
tur. Die Hauptausschreibung läuft bis zum 31. 
März 2000. Literarische Beiträge sind bis zum 
15. März einzureichen. Informationen und Be 
werbungsformulare: Daniel Stiefel, 071/777 32 
18, daniel.Stiefel@bluewin.ch. (Eing.) 
Unterschätzte Gifte in 
Kinderzimmer und Haushalt 
Wie gefährlich sind PVC- und CHLOR-Verbindungen? 
1,2 Millionen Tonnen PVC 
(Polyvinylchlorid) werden 
jährlich aHeine in Deutschland 
produziert. Für diesen Stoff 
wird von der Produktion bis 
zur Vernichtung ein beispiello 
ser Umwehfrevel in Kauf ge 
nommen: Vinylchlorid, das 
Vorprodukt von PVC, ist eine 
der krebserregendsten Chemi 
kalien. In den 70-er Jahren ver 
ursachte der sorglose Umgang 
mit VC am Arbeitsplatz Hun 
derte von Krebs- und Todesfal 
len. TYotz wesentlich verbes 
serter Sicherheitsmassnahmen 
setzen PVC-Werke jedoch 
noch immer einige hundert 
Tonnen Vinychlorid pro Jahr 
in die Luft frei. 
Andreas Caliebe 
Schätzungsweise entfallen drei bis 
vier Prozent der Produktmasse als 
Giftmüll. Man schätzt, dass es ca. 
40 000 Tonnen im Jahr sind. Bis vor 
wenigen Jahren wurde dieser Müll, 
zusammen mit anderen giftigen Ab 
fällen, auf der Nordsee noch ohne 
jegliche Schutzmassnahmen ver 
brannt. Diese Praxis ist inzwischen 
verboten - verbrannt oder depo 
niert wird dafür jetzt an Land. 
PVC ist überall im Haushalt 
ebenso wie im Büro, im Auto und im 
Haus. Es findet sich als Boden- und 
Wandbelag, Duschvorhang, in Elek 
trogeräten, Kabeln und Jalousien. 
Im Bausektor wird es z. B. zur 
Herstellung von Rohrleitungen, Re 
genrinnen, Verkleidungen und Fens 
terrahmen verwendet. Büro- und 
Haushaltsartikel, Verpackungen 
und ähnliche Produkte mit einer 
Lebensdauer von bis zu zwei Jahren 
machen etwa 20% der produzierten 
PVC-Menge aus. Weitere 20 % ent 
fallen auf Produkte aus dem medizi 
nischen Bereich, Autozubehör so 
wie Klein- und Sportgeräte mit ei 
ner Lebensdauer von bis zu 15 Jah 
ren. Die übrigen 60% werden vor 
wiegend im Bausektor verwendet. 
Da zwischen Produktion und Ent- 
Greenpeace versucht seit Jahren, Städte und Kommunen, aber auch die PVC- 
verarbeitende Industrie zum Verzicht auf den Problemkunststoff zu bewe 
gen. (Bilder: ac) 
sorgung in diesem Bereich eine 
Zeitspanne von 15 bis 40 Jahren 
liegt, konnte das Problem lange ver 
drängt werden. 
Appell an Städte und 
Gemeinden 
Greenpeace versucht seit Jahren, 
Städte-und Kommunen, aber auch 
die PVC-verärbeitende Industrie 
zum Verzicht auf den Problem 
kunststoff zu bewegen. Die Bilanz 
kann sich sehen lassen: Über 200 
Städte.und Kommunen verwenden 
bei öf^ntlichten Bauprojekten nur 
noch in Ausnahmefällen PVC, und 
Firmen wie Herlitz oder Ikea ver 
zichten ganz auf PVC und bieten 
Alternativen an. 
Wie vierhält sich PVC, wenn es 
brennt? 
Eine der grössten Gefahren für 
Mensch und Umwelt ist PVC im 
Brandfall. PVC bildet beissenden 
Rauch und eine Vielzahl von chlor 
organischen Verbindungen. 
Das im PVC enthaltene Chlor 
wird grösstenteils als Chlorwasser 
stoff (HCl) freigesetzt, der mit 
Feuchtigkeit zu Salzsäure reagiert. 
Die Salzsäuregase können bei ei 
nem Zimmerbrand auch in benach 
barten Räumen Daten auf Disket 
ten und Computern zerstören. Von 
der PVC-Industrie wird häufig ein 
gewandt, dass der Chlorgehalt des 
PVCs dessen Entzündung erschwe 
re oder sogar verhindere. 
Doch auch bei Schwelbränden 
bilden sich die typischen Zerfalls 
produkte, und die Folgen sind ähn 
lich wie bei einem Brand mit offe 
nen Rammen. Weil PVC in keinem 
modernen Haushalt fehlt, spielt 
PVC bei jedem Wohnungs- oder 
Gebäudebrand eine Rolle. 
PVC im Kinderzimmer 
Eine Presseerklärung vom 
1.12.1999 mit demUtel:« Augen auf 
beim Spielzeugkauf, EU verbietet 
Weich-PVC nur für Baby-Spiel 
zeug» macht die Problematik deut 
lich. Zitat: «Die Mitgliedsstaaten 
der Europäischen Union haben 
heute einstimmig grünes" Licht für 
ein Sofortverbot von Weich-PVC in 
Beiss-Spielzeug wie Beissringen 
oder Rasseln gegeben. Eine Rück 
rufaktion für diese Spielsachen ist 
damit allerdings nicht verbunden. 
Ausserdem ist durch das Verbot 
nicht sämtliches Weich-PVC-Spiel- 
zeug für Kinder unter drei Jahren 
erfasst... In den letzten Wochen 
hatten die Vertreter der chemischen 
Industrie immer wieder versucht, 
das Verbot noch zu kippen, allen 
voran die «Arbeitsgemeinschaft 
PVC und Umwelt». «Wir appellie 
ren an die Händler, den Weichma 
cher-Plunder freiwillig auszusortie 
ren, um ihrer Verantwortung ge 
genüber Kleinkindern gerecht zu 
werden», meint Axel Singhofen. 
Die sogenannten Phthalat-Weich- 
macher in PVC-Plastik erwiesen 
sich bei Tierversuchen als nieren- 
und leberschädigend. 
In Laboruntersuchungen des For- 
schungs- und Beratungsinstituts 
Gefahrstoffe in Freiburg wurde im 
Auftrag von Greenpeace schon im 
November 1997 bestätigt, dass die 
Chemikalien in erheblichen Men 
gen aus den Produkten entweichen 
können. Das führt dazu, dass die 
Weichmacher von kleinen Kindern 
beim Lutschen und Saugen direkt 
aufgenommen werden. 
Wer mehr über diese Thematik 
erfahren will, findet (neben dem 
Volltext einer Studie) diese Woche 
interessante Links zum Thema 
PVC. 
http://mitglied.tripod.de/volks- 
blatt/index.htm - Get Your Private, 
Free Email at http^/www.hotmail. 
com 
Auch vor allem für Kinder bergen 
Kunststoffe nicht zu unterschätzen 
de Gefahren. 
Das «Pickerl» soll teurer werden 
Vignettenpreis: Vorarlberger Tourismus undAutolobby protestieren 
Die neue österreichische Bundesre 
gierung will die Autobahn-Jahres- 
vignette Anfang 2001 von 550 auf 
1000 Schilling (125 Franken) ver 
teuern. Verschiedene Automobil 
verbände und der Vorarlberger 
Tourismus protestieren dagegen be 
reits lautstark. 
Die Ankündigung der ÖVP/FPÖ- 
Bundesregierung, den Preis für die 
Autobahnvignette drastisch anzu 
heben, hat einen Sturm der Entrüs 
tung ausgelöst. Ab nächstem Jahr 
soll die Jahresvignette knapp das 
Doppelte kosten, für die Zehnta- 
ges-Vignette sollen statt 70 rund 
100 Schilling (Fr. 12,50) bezahlt 
werden. 
Die Tourismusgebiete Montafon, 
Arlberg, Klostertal und Brandner 
tal sind entsetzt über die geplante 
Vignettenverteuerung. «Das hat uns 
gerade noch gefehlt», schimpft 
Heinrich Sandreil, Bürgermeister 
von Gaschurn und Geschäftsführer 
der Silvretta Nova Bergbahnen. 
Er befürchte katastrophale Aus 
wirkungen auf den Tourismus, so 
Sandreil. Die Branche habe bereits 
jetzt mit dem Imageverlust Öster 
reichs im Ausland zu kämpfen. Zu 
sätzliche finanzielle Belastungen 
seien nicht mehr verkraftbar. 
Abwanderung von 
Feriengästen befürchtet 
Sandreil zeigte sich überzeugt, 
dass die Einnahmen aus den höhe 
ren Vignettenpreisen längst nicht so 
hoch ausfallen würden wie geplant. 
«Viele Autofahrer werden auf Bun- 
desstrassen ausweichen, und viele 
Gäste werden einfach nicht mehr 
nach Österreich kommen», meint 
er. Ähnliche Ansichten vertreten 
auch der deutsche Automobilver 
band ADAC, seine österreichische 
Schwesternorganisation ÖAMTC 
und die bayerische SPD. Die bayeri 
sche SPD bezeichnete die Vignet 
tenverteuerung als «unfreundlichen 
Akt gegenüber Bayern». 
Die «Abzockerei» sei keine Sym 
pathiewerbung für das Tourismus- 
iand Österreich. Auch der ADAC 
zeigt kein Verständnis für die «mass 
lose Preiserhöhung». Österreich 
solle sich an der Schweiz orientie 
ren, die Schweiz sei ein gutes Bei 
spiel dafür, dass es auch billiger ge 
he, rät Reiner Walsch vom ADAC in 
München. 
Aktion «Jetzt reichts» 
Der ADAC will bei der öster 
reichischen Bundesregierung gegen 
die Vignettenverteuerung protestie 
ren. Der ÖAMTC hat bereits die 
Aktion «Jetzt reichts» ins Leben ge 
rufen. Die österreichischen Autofah 
rer werden aufgefordert, mit Unter 
schriften gegen die geplanten finan 
ziellen Belastungen der Autofahrer 
zu protestieren. 
Ausser der Vignette sollen auch 
Mineralölsteuer und Kraftfahr 
zeugsteuer erhöht und eine Schwer 
verkehrsabgabe eingeführt werden. 
«Ein Grossteil der Einnahmen wird 
nicht im Sinn der Autofahrer zum 
Bau von Strassen, sondern zum 
Stopfen von Budgetlöchern ver 
wendet», ärgert sich Jürgen Wagner 
vom ÖAMTC Vorarlberg. 
Der Schweizer Touring-Club 
(TCS) will sich nicht in die öster 
reichische Angelegenheit einmi 
schen, wie Pressesprecher Stephan 
Müller auf Anfrage der Nachrichten 
agentur sda erklärte. 
Dass es auf Schweizer Strassen zu 
Ausweich-Mehrverkehr kommen 
könnte, wird beim TCS St. Gallen- 
Appenzell als eher unwahrschein 
lich beurteilt. Mit spürbar mehr 
Durchgangsverkehr müsse aber die 
Stadt Bregenz rechnen. 
Der Vorarlberger ÖVP-Landes- 
hauptmann Herbert Sausgruber 
und sein Stellvertreter Hubert Gor 
bach (FPÖ) wollen sich wegen der 
Vignettenverteuerung an die Bun 
desregierung wenden. Sie versicher 
ten, sich bei ihren Parteifreunden in 
Wien einzusetzen, damit der Pfän 
dertunnel von der Vignettenpflicht 
befreit werde. 
Dies soll verhindern, dass Autofah 
rer Richtung Schweiz noch mehr als 
bisher auf die Bundesstrasse aus 
weichen. Die Ortsdurchfahrten zwi 
schen Bregenz und der Schweizer 
Grenze in St. Margrethen sind be 
reits jetzt während der Sommermo 
nate total Uberlastet. 
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