Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (1933)

Ich bitte auch, bei Lieberbringung der Glück 
wünsche an Seine Durchlaucht auch den Dank 
des Landtages für die -große Opferwilligkeit 
zu übermitteln. 
Die Herren Abgeordneten ernennen auch 
heuer wieder die Finanzkommission als Lan- 
desausschuß. 
Regierungschös: Herr Präsident! 
Vorerst möchte ich noch das Abschluszergeb- 
nis des Budgets mitteilen, nachdem es nun- 
mehr zusammengezählt ist. Dasselbe ist: Ein- 
nahmen 1,854,500.— Fr. und Ausgaben Fr. 
1,434,176.—. Es bleibt somit ein Rechnungs 
überschutz von 420,324.— Fr. Dieser Heber- 
schütz ist ein ganz respektabler. Die Erfahrun- 
gen der letzten Jahre haben gezeigt, daß wir 
sehr vorsichtig im Budgetieren waren. Wir 
haben meistens beträchtlich mehr eingenom- 
men, aber dann auch mehr ausgegeben für 
öffentliche Arbeiten. 
, Ich danke dem Herrn Präsidenten für die 
schönen^ freundlichen Worte. Es ist uns eine 
Genugtuung, wenn unsere Arbeit auch aner- 
kannt wird. Ich danke den Herren Abge- 
ordneten für die Mitarbeit und benütze diese 
Gelegenheit, Ihnen allen recht fröhliche Fei- 
ertage und ein glückliches Neues Jahr zu 
wünschen. 
Indem ich nunmehr von der Höchsten Er- 
mächtigung Gebrauch mache, schließe ich im 
Auftrage Seiner Durchlaucht des Landesfür- 
sten den Landtag für das abgelaufene Jahr. 
Schluß der Sitzung um K Uhr. 
Vorarwergisch-Qechtensteinifches 
Wörterbuch. 
Bericht über die im Jahre 1932 durchgeführten 
Arbeiten. 
L i e ch t e n st e i n: Eschen: Ferd. Hoop, Leh- 
rer (123); Gamprin: Egon Meier, Lehrer (284) 
Mauren: Johann Meier, Oberlehrer (185); 
Ruggell: Willibald Heeb, Lehrer (91); Schaan: 
I. Falk, Lehrer (220); Triesenberg: Dav. Beck, 
Lehrer (569); Dr. I. Vetsch-Hübscher (136); Va 
duz: Jos. Ospelt, Fürstl. Rat (496). Zusam- 
men: 2,104 Zettel. 
Außerdem wurden in Vorarlberg Aufnah- 
men gemacht durch stud. phil. A. Hug in Brand 
(512); Dalaas (43?); Fraxern (599); Höchst 
(402); Lauterach (555); Lustenau (987); durch 
stud. phil. A. Schwarz in Hohenweiler (497), 
Langen b. Bregenz (454); Riefensberg (398); 
Sibratsgsäll (242); Sulzberg (492); durch den 
Herausgeber in Bizau (133); Schoppernau 
(154); Schwarzenberg (206); 
In Liechtenstein durch Frl. stud. phil. Hanny 
Mayr in Balzers (441); Bendern-Gamprin 
(210) und in Schaan (102). 
Zusammen: 6,821 Zettel. 
Herr Hofrat A. Frick, Direktor der Lehrer- 
bildungsanstalt in Innsbruck hatte d. Freund- 
IichKeit, die von ihm angelegte Wörtersamm- 
lung für Gisingen zur Verfügung zu stellen. 
Es wurden daraus bisher 875 Zettel verarbei- 
tet. Die Verarbeitung dieser Sammlung wird 
sortgesetzt. Weitere Sammlungen dieser Art 
sind von verschiedener Seite zur Verwertung 
angeboten worden; ihre Verarbeitung wird 
im Laufe der Zeit nach und nach erfolgen. 
Die Verarbeitung der in den Sechzigerjah- 
ren des vergangenen Jahrhunderts durch I. v. 
Bergmann durchgeführten Sammlung ergab 
für Bludenz (Sugg) 120; Buchboden (Unge- 
nannt) 42; Dornbirn (L. Herburger) 166; Egg 
(Stöckler) 1053; Hohenems (K. Häfele) 636; 
Jnnerwald (I. Elsensohn) 309; Lustenau (S. 
Alge) 748; Mittelberg (Ungenannt) 497; Schop- 
pernau (Frz. Mich. Felder) 1187; Vorderwald 
(verschiedene Sammler) 588; Jos. von Berg- 
mann 1406. Zusammen 6,752 Zettel. 
Die Verzettelung dieser Sammlung, die von 
der Direktion des Bundesgymnasiums in 
Feldkirch leihweise zur Verfügung gestellt 
wurde, wurde durch den Gefertigten unter 
Mithilfe von stud. phik A. Hug und stud. phil. 
A. Schwarz durchgeführt. 
zweites Testament beglaubigt hat. Er wird 
sich vielleicht einiger Umstände erinnern, die 
aus unsere Entdeckung Licht werfen". 
Der Notar, den Haller bei Abfassung des 
Testaments zu Rate gezogen, war ein gewisser 
Herr Dorting, ein kleiner schmächtiger Herr, 
der in der Singenburg nächstgelegenen Kreis- 
stadt seinen Wohnsitz hatte und, wie Brand 
richtig vermutete, einige Auskünfte erteilen 
konnte. , , j 
Man prbat seinen Besuch im Herrenhause 
und erklärte aus Befragen, daß er das Testa- 
ment abgefaßt, erinnerte aber auch seinen 
Kollegen Brand daran, daß er ihm bereits bei 
dem Tode Hallers mitgeteilt, daß ihm Haller 
Gründe für die Abänderung seiner früheren 
letztmaligen Verfügung nicht angegeben habe. 
Herr Brand gab das zu und sagte dann: 
„Hat Herr Haller Ihnen denn keine Andeu- 
tung darüber gemacht, wichtige Mitteilungen 
empfangen zu haben? Sagte er Ihnen nicht 
etwa, wie sehr ihm daran gelegen sei, ein al- 
tes Unrecht wieder gut zu inachen?" 
„Das gerade nicht", lautete die Antwort. 
„Herr Haller hat mir auch nicht direkt den^ 
Grund fUr seine Sinnesänderung gesagt, son- 
dern ließ nur leise durchblicken, daß ihm. Hr.; 
Darberg großen Verdruß durch sein beharrli 
ches Verlangen bereitet habe, eine junge Da- 
Die Auswertung von Schriftwerken zunächst 
aus der neueren Zeit wurde in Angriff ge- 
nommen. Es ergaben sich aus den Schriften 
von H. Barbisch: Wege, die ich wandle. Bre- 
genz, 1927 (100); Gamspirsch im Rhäti^on. 
Bregenz 1925 (290); Vandans, eine H^ichat- 
Kunde aus dem Tale Mvntafon. Inn^bmck, 
1922 (761), zusammen 1151 Zettel. Die Bear- 
beitung des letztgenannten Werkes ist^ yoch 
nicht abgeschlossen und wird fortgesetzt.' ; 
Somit ergibt sich gegenwärtig ein Bestand 
von 32,866 Zetteln, die Einsendungen von we- 
niger als 20 Zetteln nicht eingerechnet. ,Sie 
find überprüft und bis auf einen geringen 
Rest für die endgültige Verarbeitung Zweck 
mäßig geordnet. 
Während der Sommerferien wurden durch 
den Herausgeber, sowie durch die Studieren- 
den der Universität Innsbruck: A. Hug, Frl. 
H. Mayr und Arthur Schwarz auf Wanderun- 
gen in Vorarlberg und Liechtenstein neben 
d. obenerwähnten selbständigen Ergänzungs- 
aufnahmen auch mit unvollständigen oder un- 
deutlichen Angaben eingelaufene Zettel Kon- 
trolliertund ergänzt. Insbesondere mußte 
ein größerer Teil der durch I. v. Bergmann 
seinerzeit veranstalteten Sammlung auf diese 
Weise behandelt werden. 
Im engsten Zusammenhange mit dem Aör- 
terbuche steht eine zusammenfassende, volks- 
tümlich gehaltene Darstellung der Mundarten 
Vorarlbergs und Liechtensteins, die von dem 
Herausgeber des Wörterbuches in Angriff ge- 
nommen wurde. Von dieser Arbeit ist die hi- 
storisch-geographische Einleitung, sowie die 
Darstellung der geschichtlichen Entwicklung der 
einfachen Vokale und der Diphthonge abge- 
schlössen. 
Dem Herausgeber erwächst die Pflicht, zum 
Schlüsse des Berichtes insbesondere allen 
Sammlern für ihre selbstlose Tätigkeit den 
Dank auszusprechen. Weiterhin ist das Un- 
ternehmen den Behörden, vorzugsweise den 
Herren Bezirksschulinspektoren Regierungs- 
rat R. Lutz (Bregenz), Regierungsrat Prof. A. 
Strolz (Bludenz), Dr. G. Winsauer (Feldkirch), 
dann dem Vorstande des „Historischen Vereins 
für d. Fürstentum Liechtenstein", Hrn. Fürstl. 
Rat Josef Ospelt, zu großem Dank verpflich- 
tet. Ihrer verständnisvollen Teilnahme und 
Mitarbeit ist es zuzuschreiben, wenn die Sam- 
meltätigkeit rasch und störungsfrei beginnen 
und weitergeführt werden konnte. 
Es wäre unmöglich gewesen, die Arbeit ein- 
zuleiten, wenn nicht von verschiedener Seite 
die Mittel zur Deckung des Sachaufwandes 
beigestellt worden wären. Die Oesterreichisch- 
Deutsche Wissenschaftshilse bewilligte den Be- 
trag von 500 RM., der Deutsche und Oesterr. 
Alpenverein 300 RM., und die InnsbAcker 
Wissenschaftliche Gesellschaft 300 S. Die Fürst- 
lich Liechtensteinische Regierung stellte - zur 
Deckung der Auslagen für Liechtenstein den 
Betrag von 300 Fr. zur Verfügung. 
Allen diesen Stellen sei hier der Dank aus- 
gesprochen. 
Schließlich soll nicht darauf vergessen wer- 
den, daß auch die Tageszeitungen Vorarlbergs 
und die liechtensteinischen Blätter den Verös- 
sentlichungen des Unternehmens stets bereit- 
willig und unentgeltlich Raum gaben. Auch 
dafür sei gedankt. 
Innsbruck, Mitte Dezember 1932. 
Der Herausgeber: 
Dr. L. I u tz, 
Prof. an d. Universität Innsbruck. 
1 Wleslm LieMslei» 1 
«MZSSWWeMNWSWMWESSSWSSWMVS 
Mauren. (Einges.) 
Mit dem Feste der hl. 3 Könige gehen die 
Christbaumfeiern zu Ende. In Mauren hält 
an diesem Tage (Dreikönigsfest) die hiesige 
freiwillige Feuerwehr ihre Christbaumfeier 
mit Gabenverlosung im Saale des Gasthau- 
ses zum „Freihos" ab. Um den werten Be- 
me zu heiraten, welche Verbindung Herr Hai- 
ler entschieden mißbilligte". 
„Stella", flüsterte Malchen. 
„Und", suhr Dorting fort, „er sagte mir, 
eine Erbin gefunden zu haben, die den Kern 
zu einem großen Charakter in sich trage. Ich 
kann mich dieser Worte genau erinnern, denn 
sie machten damals Eindruck auf mich. Den 
Kern zu einem großen Charakter, sagte er". 
„Haben Sie nach der Testamentsangelegen- 
heit noch weiter mit Haller zu tun gehabt?" , 
„Ich habe ihn noch einmal gesprochen, da» 
war wenige Tage vor seinem Tode. Sein 
Ende rückte ziemlich plötzlich heran, und ehe 
es eintrat, ließ er mich rufen. Er gab mir 
einen Brief mit der Weisung, ihn erst in sechs 
Monaten nach seinem Tode an die Adresse zu 
befördern, und dann fing er an, abgerissen 
u. verworren von.gewissen Papieren zu spre- 
chen, ich glaubte, er wollte versuchen, mir- den 
Aufbewahrungsort der Schriftstücke zu bezeich- 
nen, aber was er sagte, war ganz unverstynd- 
lich und er erholte sich auch nicht mehr.wie- 
der, um mir oder anderen.klarere Weisungen 
geben zu können. Das ist ,alles, was ich,poch 
weiß'!. m 
. „Und der Brief?" fragte Brand neuMrig. 
„An wen war der Brief adressiert?" 
„An eine Frau Bendler, und ick) habe ihn 
suchern dieser Feier einige gemütliche Stun- 
den zu bereiten, bringt der Verein ein die 
Lachmuskeln reizendes Theaterstück „Perlen 
der Feuerwehr" zur Ausführung. So gibt es 
am gleichen Abend beste Unterhaltung. Wer 
möchte also fern bleiben! 
Ruggell. Unfall. 
Hier verunglückte Polizeianwärter Ernst 
Oehri, der die Polizeischule in Bregenz be- 
sucht, über Weihnachten daheim in Urlaub 
weilte, infolge Ausgleitens auf der Stiege des 
väterlichen Hauses, was eine Gehirnerschütte 
rung zur Folge hatte. Die Verletzung scheint 
ernsterer Natur zu sein, als man anfänglich 
glaubte. Wir wünschen dem Verunfallten 
baldige Besserung. 
Balzers. (Einges.) 
Wie man hört, beabsichtigt der Kirchenchor 
Balzers unter gefl. Mitwirkung des Töchter- 
chores am Dreikönigstagabend in der „Trau- 
be" Mäls nach vieljährigem Unterbruch wie- 
der einmal mit einem Konzerte, verbunden 
mit Christbaumfeier und Gabenverlosung, an 
die Öffentlichkeit zu treten. Wir wünschen 
den Vereinen ein volles Haus. 
Zur geft. Beachtung 
Wegen des auf Freitag fallenden Feiertages 
sollen Inserate und Einsendungen möglichst 
bis Donnerstag abend ausgegeben werden. 
Schriftleitung und Verwaltung. 
Berge in Flammen! 
Dieser große Film — ein Kriegsdrama aus 
den Bergen — läuft ab Freitag den 6. Jan. 
im Tonkino Vaduz. Die Sturmglocken von 
1914 läuten durch das Tirolerland, in den 
Frieden der Berge und Täler. Es kommt der 
Tag der italienischen Kriegserklärung an Oe 
sterreich, und es beginnt das Heldenlied des 
Tiroler Verteidigungskampfes. 
Der Film zeigt entscheidende Momente aus 
den Kämpfen in den Dolomiten. Die Spren 
gung des Col di Lana, die Kämpfe am Laga- 
zoi, sowie die verwegenen Gänge einzelner 
Tiroler Soldaten in ihre vom Feind besetzten 
Heimatorte. 
Das Publikum wird gebeten, die Karten 
frühzeitig zu kaufen, um sich die schönen 
Plätze zu sichern. Karten-voroerkauf ab Frei- 
tagmittag an der Kinokassa. Jugendliche ha- 
den an den Nachmittagsvorstellungen Zu- 
tritt. 
Ser Papst und die Preise. 
0 Der Heilige Vater hat in letzter Zeit wie- 
derholt aus die Notwendigkeit der katholischen 
Presse hingewiesen. Er tat dies z. B., als ihn 
vor einigen Tagen die Leiter der k a t h o l, 
Aktion an den italienischen Universitäten 
besuchten. Da sagte er u. a., er habe oft Ar- 
tikel gelesen über die „Wissenschaft des Iour- 
nalismus", über die „Arbeit zur Herstellung 
der Zeitung", über die „Zeitungswissenschaft" 
(dieses Wort sagte der Papst in deutscher 
Sprache), lauter sehr nützliche Dinge, die ja 
gewiß sein müssen, wie eine geistige BeHerr- 
schung der journalistischen Technik sein muß 
und wie es eine eigene Drucktechnik der Zei- 
tung gibt. Sehr gute Dinge, gewiß, und der 
Heilige Vater wünsche sie der Presse der Ka- 
tholischen Aktion: aber mit diesen Dingen al- 
lein kann man die Zeitung nicht vorwärts 
bringen! Dafür wünsche er dieser Presse, daß 
jeder einzelne sich seiner Pflicht bewußt fei, 
ein A p o st e l sein zu müssen nicht nur für die 
Verbreitung der katholischen Zeitung. 
Es liegt zweifelsohne ganz im Sinne des 
päpstlichen Mahnwortes, was der K a t h o l. 
P r e ß v e r e i n, der in der Schweiz segens- 
reich wirkt, in einem auf den Presse-Sonntag 
erlassenen 
auch pünktlich nach Vorschrift befördert. Ich 
erinnere mich jetzt auch der Adresse: Frau Di. 
Bendler, geb. Nobel. Stadtlerstraße 54". 
2 0. Kapitel/ 
„Bitte, komme sofort — Mutter stirbt und 
verlangt nach dir. Stella". 
Malchen las die Depesche eine Woche später 
am Frühstückstisch. 
„Wie seltsam. Sie stirbt und will mich spre- 
chen. Ich will mit dem ersten Zuge fahren". 
„Ob sie wohl bei klarem Verstand ist!" — 
meinte Frau Grau. „Ob sie uns wohl Aus- 
Klärung über den Brief von Herrn Haller ge- 
den kann, über den Herr Dorting sprach? — 
Das würde uns manches aufhellen". 
„Ach, ich kann mir nicht denken, daß jener 
Brief etwas Wichtiges enthalten hat. Frau 
Bendler würde, es mir doch früher gesagt ha- 
den, wenn sie von einer Verwandtschaft zwl- 
schen meinem Paten und mir etwas gewußt 
hätte. Ich denke, sie verlangt nach mir nur, 
um mir zu sagen, daß sie es bedauert —" 
„Zweimal den Versuch gemacht zu haben, 
dich umzubringen", ergänzte Frau Grau mit 
grimmigem Ernst, der ihrer sonstigen Sanft- 
Mut wenig ähnlich sah. „Ich will gegen eine 
Sterbende nichh hart sein, aber der Gedankt 
daran, was sie dir angetan hat, erfüllt mich 
doch mit Schaudern". 
Appell 
ausgeführt hat: „Unsere katholische Presse hat 
Anspruch auf die werktätige und opferfreudi- 
ge Unterstützung durch das katholische Volk! 
Gerade in der jetzigen, wirtschaftlich fchwe- 
ren Zeit heißt es in vermehrtem Maße für je- 
den Katholiken feine eigene Presse zu hal- 
ten, zu fördern und zu unterstützen! In je- 
des> katholische Haus gehört ein katholisches 
Blatt! Katholisches Schweizervolk! Betätige 
die katholische Solidarität durch die Treue zur 
katholischen Presse! Durch doppelte Treue ge- 
rade in dieser schweren Zeit! 
Unsere katholische Presse ist die wichtigste 
Waffe im geistigen Riesenkampf unserer Tage! 
Katholisches Volk und katholische Presse ge- 
hören zusammen! 
Osteuropäisches. 
O Zuweilen werden nicht nur.in jenem Ost- 
europa, das R uch l a n d. heißt, Uxthi(e gefällt, 
die wir Westeuropäer nicht verstehen. Auch in 
Polen kommen derlei Dinge vor. 
Ende November wurden in Wilna sechs 
weißrussische Führer nach fünftägiger Ver- 
Handlung zu Zuchthausstrafen von ly> bis 8 
Iahren verurteilt. Niemals hat das weiß- 
russische Volk, das in der Sowjet-Union über 
eine autonome Republik verfügt, in Polen 
auf die Verwirklichung feines Selbstbestim- 
mungsrechtes verzichtet. Einer der ersten Füh- 
rer und Vorkämpfer für die Erweckung der 
weißrussischen Kultur, der ehemalige Abge- 
ordnete — früherer Universitätsprofessor in 
Petersburg — Taraskiewicz, wurde zu acht 
Iahren Zuchthaus verurteilt. Seit fünfzehn 
Iahren stand dieser Mann im Kampfe um die 
Erhaltung seiner Nation. Als das Wilnaer 
Gebiet unter polnische Oberhoheit gestellt wur- 
de, betätigte er sich als Rektor am weißrus- 
sifchen Gymnasium in Wilna. Als Abgeord- 
neter im Warschauer Sejm gründete er die 
weißrussische Partei Hromada. Bis zum Iah- 
re 1926 galt er als unbeschränkter Herrscher 
seines Volkes. Im Jahre 1927 wurden 56 
Führer der Hromada verhastet, darunter 
trotz seiner Immunität als SejmMbgeordne- 
ter, Taraskiewicz. Im Mai 1928 wurde er zu 
12 Iahren Zuchthaus verurteilt. Die Gesamt- 
Zuchthausstrafen betrugen damals 212 Jahre. 
1930 sah sich der polnische Staatspräsident 
veranlaßt, Taraskiewicz und seine Genossen 
zu begnadigen. Die Jahre der Gefangen- 
schaft haben Taraskiewicz von seinem Ziele 
nicht abbringen können und nach seiner Frei- 
lassung setzte er sich erneut für die Freiheit 
seines Volkes ein, bis ihn wiederum sein 
Schicksal erreichte. In dem neuen Prozeß be- 
kannte er sich offen als Gegner des polnischen 
Staates, weil er das Vertrauen verloren ha- 
be, daß dem weißrussischen Volke in Polen je- 
mals die zugesagte Freiheit gewährt wird, 
die es gebraucht, um seine Kultur entwickeln 
zu können. Einem Kulturfilm gleich wurde 
Bild auf Bild der unermüdlichen und opfer- 
vollen Arbeit der weißrussischen Führer und 
seines Volkes aufgerollt, das durch Groschen- 
betröge einen weißrussischen Fonds geschaffen 
hat, von dem die Polizei noch 12,000 Dollar 
beschlagnahmte. 
Gewiß ist der Terror, den Polen gegen die 
nationalen Minderheiten ausüben, noch lange 
nicht so drückend, als die Gewalt, mit welcher 
die nationalen Minderheiten in Rußland dar- 
nieder gehalten werden. Bestehen tut er aber 
doch und zu billigen ist er nicht. Das bringt 
man den herrschenden Polen aber nicht bei. 
Sie sind fanatische Nationalisten, die kein Ver- 
ständnis für andere völkische Gruppen haben, 
die mit ihnen im gleichen Haus leben müssen! 
Die Grafentochter als Bettlerin. 
Die ungarische Gräfin Karoline Eziraki, eine 
geborene Stiasny, deren Vater zu den reich- 
sten Leuten der ungarischen Hauptstadt ge- 
hörte, hat, wie „Pesti Naplo" meldet, um die 
Bettlerbewilligung angesucht, da sie sich in 
äußerster Not befinde. 
„Ich bin überzeugt, sie bereut es jetzt", ent- 
gegnete Malchen, und das dachte sie auch, als 
sie mehrere Stunden später von Stella an der 
Tür begrüßt wurde, — einer sehr, sehr blas- 
sen und erschöpft aussehenden Stella, mit 
dunklen Ringen unter den Augen und besorg- 
ten Mienen. 
„Es ist so lieb von dir. daß du gekommen 
bist. Malchen. Mutter hat die ganze Nacht un- 
aufhörlich nach inr verlangt. Vor zwei Tagen 
ist sie ernstlich Mrankt.,aber bei dWMMr- 
lichen Leiden hat sich ihr Geist erholt und ge- 
stern abend bat sie mich flehentlich, dir zu de- 
peschieren". 
„Ich freue mich, sofort gereist zu sein". — 
Malchen schlang den Arm um die bebende Ge- 
stalt der anderen und küßte sie zärtlich. „Ist 
deine Mutter wirklich so ernstlich erkrankt, 
wie du mir telegraphiert hast?" 
Die beiden Mädchen waren die Treppe hin- 
ausgegangen und saßen nun im Salon, der 
jetzt so öde und vernachlässigt aussah. 
Im Zoologischen. — Warum sind die Assen 
heute alle aus den Käsigen herausgelassen? 
Die haben heute Feiertag! 
Feiertag? die Affen? 
Jawohl. Darwins Geburtstag.
	        

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