gend an sonnenexponierten, mässig geneigten oder terrassen-
artigen Hanglagen, Dort fanden die Menschen die besten Le-
bensbedingungen. Man führte einen zähen. Kampf gegen den
sich vital erneuernden Wald und entdeckte bald, dass sich der
Wald an der Baumgrenze am leichtesten schwenden liess und
dass hier seine natürliche Regeneration infolge der Ungunst des
Klimas am langsamsten oder scheinbar gar nicht mehr erfolgte.
So entstanden die ersten Alpen in bescheidener Ausdehnung.
Man trieb das Vieh im Sommer auf diese künstlich, meist durch
Brandrodung entstandenen Weideflächen. Mit fortschreitender
Ausdehnung der Besiedlungen wurden auch die Alpweiden im-
mer mehr erweitert, indem die Wälder geschlagen oder gelichtet
wurden. Es entwickelten sich vorübergehend Grasflächen, aus
denen das Vieh die guten Gräser und Kräuter herausfrass, wäh-
rend sich die vom Vieh infolge schlechten Geschmackes oder zu
festen Gewebes verschmähten Pflanzen ungehindert ausbreiten
konnten. So ging der Weideertrag von Jahr zu Jahr zurück. Um
einen Ausweg zu finden wurde nun erneut Wald niederge-
brannt, kahlgeschlagen und gelichtet, damit das Weidevieh die
erforderliche Nahrung erhielt. Vorübergehend stieg der Futter-
ertrag, aber bald ging der Weideertrag erneut zurück, weil wie-
der die vom Vieh verschmähten Pflanzen sich ungehindert aus-
breiten konnten. Um den Weidebedarf zu ergänzen, wurde er-
neut Wald geschlagen. Diese Entwicklung dauerte jahrhunderte-
lang an. Dabei wurde die obere Waldgrenze um einige hundert
Meter nach unten verlegt, ohne dass die entwaldeten Böden eine
nachhaltig gute Weide lieferten. Zusätzlich waren die Alpböden
den Unbilden von Wind und Wasser ausgesetzt, so dass sie ver-
hagerten, austrockneten und ihren Quellenreichtum verloren.
Aus diesem Grunde liegen heute im gesamten Alpengebiet un-
geheure Flächen von Hungerweiden, vegetationslosen und ver-
karsteten Flächen vor. All diese Gebiete trugen einst reiche
Wälder. Dies ist keine Erkenntnis der heutigen Tage, sondern
bereits Anton Kerner von Marilaun verstand vor 100
Jahren diese Situation trefflich zu schildern und die Zusammen-
hänge klar zu erkennen:
«Die Lichtung der Wälder, und insbesondere die Vernichtung
der Bestände am oberen Saume des Waldgürtels wirkte aber in
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