Wirtschaftliche Erwägungen erfassten einst, wie auch heute
teilweise noch, die Natur und bedingten damals die Abholzung
der Wälder. Die damit zerstörte Vegetationsdecke ermöglichte
den Ansatz der Bodenerosion, die sich infolge klimatischer, bo-
lenmässiger und anderer Begünstigungen in diesen Gebieten
sehr rasch ausbreiten konnte. Heute liegen endlose Felsengebir-
ge, Stein- und Staubwüsten, wo einst, in menschlichen Zeitbe-
griffen gemessen, ausgedehnte Wälder wuchsen. Die Völker
versanken in Armut und Bedeutungslosigkeit.
Die gleichen Vorgänge sind auch im mifteleuropäischen
Raum im Gange, nur in etwas anderer Form, und durch die
Gunst klimatischer, bodenmässiger und anderer Faktoren, we-
sentlich stärker verlangsamt. Wir erkennen heute die weitgrei-
fende Bedeutung der Bodenerosion mit allen damit verbunde-
nen Auswirkungen nicht, weil wir an die Allmacht unserer tech-
nischen Einrichtungen glauben, die aber schlussendlich nur auf
einem intakten Lebensraum basieren können. Ich erinnere hier
besonders an das Wasser, ohne das viele Zweige unserer Indu-
strie gar nicht. lebensfähig wären und ohne das überhaupt
menschliches Treiben nicht denkbar ist. Genügend sauberes und
vregelmässiges Wasser ist jedoch allein das Produkt einer funk-
tionierenden Landschaft.
Liechtenstein. ist ein Alpenländchen. Daher sollen vorwie-
gend Fragen der Bodenerosion im Berggebiet, besonders im
Alpweidegebiet zur Sprache kommen.
3. Bodenerosion im Alpweidegebiet.
Einst war das gesamte Alpenland bis zu einer Höhe von 2000
Meter und stellenweise weit darüber, von dichten, teilweise
kaum durchdringlichen Wäldern besetzt. Der Gürtel des sich in
dieser Höhe auflösenden Hochwaldes war von Buschwaldungen
(Legföhren/Grünerlen) durchsetzt, die die Bodendeckung nach
»ben hin fortsetzten und die noch weiter oben von Zwerg-
strauchgesellschaften abgelöst wurden. Die heute den Anblick
des Alpgebietes vielfach bestimmenden Grasflächen sind durch-
wegs menschliche Produkte.
Die einstige Besiedlung des Hochgebirges erfolgte überwie-