ger bekannt sind die zahllosen kleinen Rutsche, die überall im
Gebirge jeden Winter abgehen, und die nicht etwa harmlos sind,
sondern die Bodendecke und deren Bewachsung durch ständige
Schädigung gefährden. Im liechtensteinischen Gebiet befinden
sich häufig oberhalb felsiger Steilzonen (z. B. Hahnenspiel ge-
gen Valüna) Weideflächen, die als Einzugsgebiete für Schnee-
rutsche funktionieren. Diese mehr oder weniger grossen Lawi-
nen fallen durch die felsigen Steilstufen und nehmen dort aller-
hand Schutt mit sich, der im unterhalb anschliessenden Wald
abgelagert wird, dort ständigen Schuttstrom und Steinschlag
verursacht, die Gesundheit dieses Waldes untergräbt und jeg-
liche Verjüngung verhindert. Der schädigende Fortgang ist um-
so rascher, je stärker diese Wälder selbst durch Holzung gelich-
tet und durchweidet sind. Auf diese Art können sich innerhalb
weniger Jahrzehnte geschlossene Wälder in Schuttreissen ver-
wandeln und zur Versteinung darunter liegender Weideböden
führen, wie sich das im Grossteg unterhalb dem Bergle und im
Kleinsteg unterhalb dem Hahnenspiel anbahnt.
Die Entwaldung weiter Alpengebiete erfolgte, wie schon er-
wähnt, auf dem Weg des geringsten Widerstandes. Dadurch
wurden gerade die hochgelegenen Waldgebiete, deren Böden
den stärksten Schutz benötigen, und die allein den darunter-
liegenden Gebieten Schutz gewähren können, nahezu total ver-
nichtet. Dann blieb, nach unten anschliessend, ein Waldgürtel
erhalten, der durch den oberhalb fehlenden Wald ständig nega-
tiven Einflüssen unterworfen ist, der vielfach selbst geschädigt
wird, und der daher meist nur äusserst mangelhaft die wieder-
um unterhalb liegenden Gebiete zu schützen imstande ist. Statt
dass die in den obersten Lagen besonders reichlichen Nieder-
schläge von Bestockungen aufgehalten werden, rinnen sie wie
von einer Glatze ungehindert nach unten und richten auf ihrem
Wege grosse Verheerungen an.
Diese Erscheinungen haben im gesamten Alpengebiet eine
für den Laien unvorstellbare Ausdehnung. Man beachte allein
die kahlen und versteinten Landschaften unserer Alpenpässe,
die einst Wälder trugen.
Heute wird im allgemeinen der extensive Weidebetrieb mit
Recht als Weideraubwirtschaft bezeichnet, denn er führt zu
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