Kat. Nr. 24
FRANCESCO DA PONTE
gen. BASSANO (1549-1592)
«DAS ELEMENT DES FEUERS»
Leinwand; 146,8 X 188 cm
Inv. Nr. G 232
Signiert: FRANC. A PONTE BASSS. ‚F.
Erworben: vermutlich vor 1712 durch Fürst Johann Adam Andreas I.
Das Gemälde des «Fuoco» hat als unmittelbare Referenz das
noch heute erhaltene Gemälde Jacopos, aufbewahrt in Sarasota
(The John and Mable Ringling Museum of Art), an das sich der
Sohn mit Abwandlungen hält. Neben der liechtensteinischen
Fassung sind in Liverpool (Walker Art Gallery) und in Warschau
(Nationalmuseum) noch weitere Werkstattvarianten erhalten,
die gleichwohl von Francesco signiert sind.
Schon Jacopo Bassano hatte, wie häufig in seinem Spätwerk, ein
Nachtstück gewählt, um das Element des Feuers darzustellen.
Gegen den dunklen Himmel erhebt sich noch eben sichtbar die
Silhouette des wohlbekannten Monte Grappa. Der dunkle
Bildraum wird von verschiedenen Feuern aufgehellt. Hoch über
der Landschaft, am Himmel, fährt Vulkan, der Feuergott mit der
Fackel in der Hand in einem Wagen, den zwei Hunde ziehen.
Auf der Erde tritt er ein zweites Mal in Erscheinung. Er ist der
Schmied, dem der geflügelte kleine Amor beigesellt ist. Vulkan
selbst schmiedet hier die mythischen Pfeile des Liebesgottes.
Die Frau am linken Bildrand schaut zu den beiden hinüber.
Der Blasebalg zu ihren Füßen pustete in die Richtung der
Schmiede, würde man ihn betätigen. Doch anders als die Venus
auf Jacopos Bild an dieser Stelle, ist Francescos weibliche Figur
wohl nur mehr irdisch, auch wenn sie durch Haltung und Gesten
ganz zu Vulkan und Amor gehört.
An die mythologische Sphäre der sonst trefflich ins irdische
Geschehen passenden Schmiede erinnern auch die Rüstungs-
teile, die der göttliche Schmied schuf. Sie sind als Stilleben am
unteren und rechten Bildrand arrangiert. In der dörflichen bzw.
städtischen Szene, die Francesco als Genre komponiert hat,
klingt also ein mythologischer Unterton an und zugleich zeigt
sich das Element des Feuers als Naturmacht hier im zivilen
Gebrauch.
An vielen bildlichen Momenten läßt sich die segensreiche Wir-
kung dieses Naturelementes für das menschliche Leben ablesen:
die Schmiede, das metallene Geschirr, dessen Kupfer und Mes-
sing in der Dunkelheit anheimelnd leuchten, das wärmende
Feuer im Bildhintergrund, die Rüstung und das Schwert vorne.
Aber es ist auch die Ambivalenz des Elementes dargestellt, denn
die Szene links im Bild, die von den Vordergrundfiguren gänz-
lich unbeachtet bleibt, zeigt die andere Seite der Natur. Hier
wütet eine Feuersbrunst. Im Unterschied zu Jacopos Bilderfin-
dung hat Francesco diesem dramatischen Ereignis im Sinne
eines realistischen Moments viel Platz auf der Leinwand einge-
räumt. Der städtische Palast droht im Feuer zu bersten, selbst die
vielen Helfer, einschließlich der Frauen, können ihn nicht mehr
retten. Francesco hat hier den in den Kompositionen des Vaters
noch vorherrschenden mythologischen Tenor zurückgenommen
und die inhaltlichen Gewichte zugunsten einer erzählerischen
Schilderung menschlicher Belange verschoben. Es ist ein Ge-
nerationsunterschied, der neben der allgemeinen historischen
Entwicklung das eigene künstlerische Wollen des Sohnes sicht
bar macht.
Ganz in der Nähe dieser für Francesco typischen Genreschilde-
rung hat er auf einer Säule, die als Zitat öfters in seinen Bildern
eingesetzt wird, seinen Namen hinterlassen, amüsant unterstri-
chen durch den Fingerzeig des Knaben, der häufig in seinen
Gemälden auftritt und vielleicht nicht nur an dieser Stelle auch
sine Identifikationsfigur für den Sohn des großen Jacopo ist.
Für die Datierung des Elementenzyklus ist vor allem die hohe
künstlerische Qualität entscheidend. Nicht allein kompositio-
nell, auch in allen Details und nicht zuletzt in jener interpretato-
rischen Umwertung zeigt sich Francesco in diesen Gemälden
auf dem Höhepunkt seines künstlerischen Vermögens. Nach der
Zeit der engen Zusammenarbeit mit dem Vater, die seit Mitte der
siebziger Jahre auch in gemeinsamen Signaturen dokumentiert
ist, entwickelte Francesco zu Beginn der achtziger Jahre jenes
säkularisierende Interesse an Jacopos Themen, welches ihn
schließlich im Sinne eines neuen, auf das 17. Jahrhundert
vorausweisenden empirischen Realismus zu einem bedeutenden
Initiator der Genremalerei in Italien werden ließ.
Geboren wurde Francesco Bassano 1549 in Bassano, wo er
seine Ausbildung ausschließlich in der Werkstatt seines Vaters
erfuhr. Seit 1579 arbeitete er selbständig in Venedig und war
dort unter anderem an der Neuausstattung des Dogenpalastes
beteiligt. Er starb in Venedig 1592, im gleichen Jahr wie sein
Vater Jacopo. M.H.
Ausstellungen und Literatur: Seite 153