Volltext: Fünf Jahrhunderte italienische Kunst aus den Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein

Kat. Nr. 59 
sen phantasievoll gestaltete Bronzekartuschen mit den Namen 
der Dargestellten auf. Soldani sparte nicht mit Eigenlob: Bei der 
Ausführung habe er für die Oberflächenbearbeitung viel Zeit 
and Geld aufgewandt, um eine möglichst große Ähnlichkeit mit 
den Originalen zu erzielen. 
Die Vorbilder für die beiden zuerst bestellten Frauenköpfe sind 
eine Marmorbüste, die früher als Porträt der Faustina d. Ä. an- 
gesehen wurde, und eine Büste Faustinas d. J., der Gemahlin des 
römischen Kaisers Marc Aurel. Beide Bildwerke befinden sich 
aeute in den Uffizien in Florenz. Die Büste Faustinas d. J. folgt 
einem bekannten Typus und wird auf 161 n. Chr., dem Geburts- 
jahr ihrer Zwillingssöhne, datiert. Auch das Vorbild für die Ha- 
drian-Büste wird heute in den Uffizien aufbewahrt. Hadrian galt 
als gerechter Kaiser und Freund der griechischen Kultur 
für besonders darstellungswürdig. 
Bei seinen Bronzekopien gelangte Soldani bei aller Vorbildtreue 
zu durchaus eigenständigen Varianten: Er reduzierte die Büsten- 
ausschnitte zugunsten einer harmonischeren Wirkung innerhalb 
des Ensembles und betonte mehr die Details, die sich durch eine 
scharfe und präzise Konturierung auszeichnen. So sind zum Bei- 
spiel die Haarpartien mit großer Sorgfalt herausgearbeitet. Sie 
kontrastieren wirkungsvoll mit den glatten, polierten Flächen 
und tragen so zu einem gleichermaßen kostbaren wie dekorati- 
ven Gesamteindruck bei. Durch die rotgolden leuchtende Patina 
wird der exquisite Charakter dieser Bronzearbeiten noch gestei- 
gert. Außer der hohen formalen Qualität zeichnen sich Soldanis 
Büsten aber auch durch eine feinsinnige Erfassung des jeweils 
dargestellten Charakters aus. Soldanis besonderes Augenmerk 
für eine harmonische Einbettung seiner Skulpturen in ein höfi- 
sches Raumensemble belegt das gestalterische Gewicht, das der 
Bildhauer den Sockeln beigemessen hat. Möglicherweise liegt 
dieser Tendenz ein französischer Einfluß zugrunde, wie ihn die 
Versailler bzw. Pariser Hofbildhauerei um 1700 auf ganz Europa 
auszuüben begann. 
Die technische Perfektion von Massimiliano Soldanis Arbeiten 
macht die hohe Wertschätzung, die man ihm als Bronzespe 
zialist entgegenbrachte, verständlich und läßt im Vergleich dazu 
die gefeierten antiken Vorbilder in Marmor fast konventionell 
wirken. Mit seinen Bronzebüsten hatte Soldani die schon vom 
Vater seines Mäzens, Fürst Karl Eusebius, formulierten Vor- 
stellungen nicht nur realisiert, sondern auf bemerkenswerte 
Weise überboten. V.K. 
Ausstellungen und Literatur: Seite 160/16;
	        

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