Volltext: Kleinstaat

Zusammenfassung der Diskussion Rothschild wollte den von Kramer vorgenommenen Ausdifferenzierun-' gen vor allem hinsichdich der Entwicklungsländer folgen. Es sei das akzen­ tuierte Thema Myrdals, dass Monokulturländer starken wirtschaftlichen Schwankungen ausgesetzt seien, die zu politischen Instabilitäten führten. Es sei ein weiteres Paradoxon, dass man auf der einen Seite ein sich vereinheit- lichendes"Europa habe, auf der anderen Seite aber die Rückkehr zu kleinen Staaten.. Auch werde die Ökonomie generell immer anonymer, unbegreifli­ cher und ferngesteuerter, sie scheine immer weniger kontrollierbar, zu sein in dem Kreise, in welchem man sich bewege. Irgendwie käme alles von aus­ sen, und1 das-sei, so Rothschild, gerade das Verlockende am gemeinsamen Markt: kein Politiker sei mehr verantwortlich, weil der Markt alles (ver­ meintlich) determiniere. Andererseits benötigte man so etwas wie ein Hei­ mat- oder Zugehörigkeitsgefühl. Das sei'kein Problem, wenn es nicht im Einzelstaat als Nationalismus ausarte. Hier läge auch das Problem der Inte­ gration, denn solange alle Staaten an einem Strick zögen und keine eigenen Zielvorstellungen entwickelten,, gäbe es keine Schwierigkeiten. Aber die nationale-Frage würde wieder aktuell werden, .wie es scheine. Es sei die Frage, was die neuen Staaten politisch und wirtschaftlich jeweils beabsich­ tigten. So wäre es im Sinne der ökonomischen Logik (gewesen), dass die jugoslawischen Staaten so länge wie möglich zusammenarbeiten, weil die ganze Produktionsstruktur und der innerjügoslawische Verkehr darauf abgestellt seien, jedoch gingen, die momentanen Umwälzungen in die andere Richtung. . Von Abt wurde angemerkt, dass - die >kleinstäatliche Systemtheorie eine Grenzen- und Katastrophentheorie benötige, um diskontinuierlichen Wan­ del zu bewältigen. Sprachgrenzen, Ethnizität, Naturgrenzen wie Wasser und Gebirge, Klima, verschiedene Stammesorganisationen wie in Afrika (tribalism) usw. hätten'allesamt Auswirkungen auf das Wirtschaftswachs­ tum. Das eigentliche Kulturkapital aber sei die Sprache und damit verbun­ den ein Vorteil kleiner Staaten, sofern sie dasselbe Kulturkapital hätten wie die grösseren Nachbarn, so im Falle von Liechtenstein in bezug auf die Schweiz und'Österreich, denen die deutsche Sprache und Kultur gemein­ sam sei. Es sei'auch keineswegs ein Zufall, dass die irländischen Auswande­ rerin Amerika viel weiter gekommen seien als z.B. die Italiener, die nicht weniger klug oder robust seien. Die Iren hätten jedoch die Sprache des gros­ sen Landes bereits gesprochen und seien mit mehr "Kultur- als eine Art Familienkapital angekommen. Das sei auch eine Schwierigkeit für neue Staaten mit einer ungewöhnlichen Sprache, so beispielsweise in Georgien. 93
	        

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