Volltext: Kleinstaat

Zusammenfassung der Diskussion Von Helmut Kramer wurde gewissermassen als Kontrapunkt zu den bisherigen Referaten eine generelle Frage zur Methodologie der Kleinstaa­ tenforschung gestellt. Aus seiner Forschungserfahrung hinsichtlich der Aussenpolitik europäischer Kleinstaaten heraus sei es unumgänglich, mit dem Komplex der Kleinstaaten erheblich kritischer umzugehen. Ein wichti­ ger Differenzierungsschritt sei die Annahme, die von Kurt W. Rothschild bereits ausgeführt wurde, dass es die Kleinstaaten schlechthin nicht gebe. Wichtiger als die Grösse, variabel über die Welt und Staaten wie Burundi oder die Schweiz verteilt, seien der Entwicklungsstand oder die genaue Position in der Arbeitsteilung. Reine Grössenkriterien seien zu wenig aus­ sagekräftig, weil zahlreiche intervenierende Variablen hinzukämen. Man müsse unterscheiden zwischen industrialisierten und nicht-industrialisier- ten bzw. mehr schlecht als recht auf dem Weg der Industrialisierung befind­ lichen Kleinstaaten. Die Polarisierung der Welt in die Habenden und die Habenichtse werde, verstärkt durch die Bevölkerungsexplosion, immer düsterer und krasser. Eine erste Dimension wäre demnach die Frage nach dem wirtschaftlichen Uberleben in diesem Kontext^ eine zweite die Abhän­ gigkeit im Bereich der Souveränität, die dritte beträfe sodann die Frage einer aktiven Rolle in der internationalen Politik. Kleinstaaten, die eigendich Kleinststaaten seien wie Andorra und Liechtenstein, ferner Kleinstaaten wie Luxemburg und Island sowie kleinere Staaten, die man wie Osterreich und Schweden als Mittelstaaten bezeichnen könnte, seien doch sehr unter­ schiedliche Gebilde in bezug auf die genannte dritte Dimension - die Mög­ lichkeit also, sich im internationalen System als ein aktiver Partner einzu­ bringen -, denn sie seien ja ohnedies nicht in der Lage, über andere Macht auszuüben. Kramer fragte ferner danach, ob Kleinstaaten in ökonomischen Belangen nicht eine. stärkere Uniformität aufwiesen als im politischen Bereich, der womöglich offener sei in bezug auf Gestaltbarkeit und die stra­ tegische Lage einer Nation. Man könne unter Umständen annehmen, dass die Ausdifferenzierung von Kleinstaaten verschiedener Typen in den Ent­ scheidungsbereichen Ökonomie und Politik variiere. Miroslav Hroch fühlte sich vom Referat Gesers zu inspirativen Gedan­ ken und Fragen gedrängt. Hinsichtlich der Identifizierung mit dem Staat und der Integration, die durch das Oberflächenmodell veranschaulicht wurden, träfe dieser Sachverhalt nur auf einen Teil der europäischen Klein­ staaten zu. Bei einem Kleinstaat, in welchem man sich von den Nachbarn durch eine ethnische und nicht nur nationale Zugehörigkeit unterscheide, bekämen die Grenzen eine ganz andere Relevanz. Dann sei es nicht mehr so 90
	        

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