Volltext: Kleinstaat

Kurt W. Rothschild technisch nach dem modernsten Stand produzieren können, sondern durch die grössere Finanzkraft der Konzerne und durch den grösseren Einfluss der Regierungen, die in internationalen Abmachungen noch immer einen Machtvorteil gegenüber den Kleinstaaten behalten werden. Die Erfahrun­ gen in Verhandlungen des GATT und in Brüssel zeigen, dass ein Kleinstaat selbst bei einer weitgehenden Uberwindung der Aussenhandelsschwierig- keiten noch immer bei der Festlegung von Rahmenbedingungen und Son­ derbestimmungen benachteiligt sein kann. Ich komme zum Schluss: Ich habe gezeigt, dass die spekulativen Überle­ gungen der Ökonomen eher darauf hinweisen, dass der Kleinstaat im Ver­ gleich zu grossen Ländern benachteiligt sein dürfte. Andererseits haben wir gesehen, dass das in der Wirklichkeit anders aussieht, dass viele Kleinstaaten eine sehr hohe Produktivität aufweisen. Woher kommt das? Um das zumindest anzudeuten, möchte ich die Gründe anführen, die auf der Kon­ ferenz im Jahre 1957, die ich am Anfang erwähnt habe, zwei Ökonomie­ professoren aus der Schweiz, Jöhr und Kneschaurek, zur Erklärung der hohen Effizienz ihres Landes aufgelistet haben. In ihrem Referat explizier­ ten sie zunächst als brave ökonomische Theoretiker, warum die Kleinstaa­ ten schlechter dran sind als Grossstaaten, mussten dann aber doch begrün­ den, warum dies für die Schweiz nicht zutrifft. Insgesamt führten sie zehn Gründe an, und zwar: keine Kriege, interne politische Stabilität, hoher Industrialisierungsgrad, hohe Exportintensität, internationalisierte Firmenstruktur, hohe Kapitalakkumulation, hohe Investitionsraten, hohe Arbeitsqualifikationen, hohe Forschungsintensität, weite Diversifikation von Branchen- und Exportmärkten. Wenn man diese Liste anschaut, so sieht man, dass es sich durchwegs um Faktoren handelt, die nicht so sehr grössenbedingt, sondern entwicklungs­ bedingt oder politischer Natur sind. Ob ein Land reich oder arm ist, ist in einer offenen Welt kaum davon abhängig, wie gross oder klein es ist. Aber es muss betont werden: in einer 
offenen Welt. Wenn wir wieder in eine Situation kämen wie in den dreissiger Jahren, als zwischen den Nationen 
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