Volltext: Kleinstaat

Kurt W. Rothschild Die Tabelle zeigt, dass die durchschnittliche Exportquote (Exporte in Pro­ zent des Bruttoinlandprodukts) der Kleinstaaten mit 29 % fast doppelt so hoch ist wie die der Grossstaaten (16 %). Die höchste Exportquote eines grossen Landes (BRD) reicht gerade an den Durchschnitt der kleinen Län­ der heran. Es gibt somit - wie wir früher sahen - keinen erkennbaren Zusammenhang zwischen der Staatengrösse und dem Wohlstandsniveau, wohl aber einen Zusammenhang zwischen Grösse und Auslandsabhängig­ keit. Austauschbeziehungen mit dem Ausland sind für die Kleinstaaten eine Lebensnotwendigkeit, wenngleich heute überhaupt kein entwickelter Staat ohne das Ausland leben kann. Das Moment der Lebenswichtigkeit ist für Kleinstaaten aber vergleichsweise erheblich grösser. Die Kleinstaatenprobleme können also im Prinzip durch den Aussen­ handel weitgehend ausgeräumt werden. Das ist indes nicht ganz der Fall, denn in der Realität bleiben gewisse Nachteile bestehen. Warum? Welcher Art ist der Unterschied zwischen interregionalem Handel und Aussenhan­ del? Was sie gemeinsam haben, sind Transportkosten und ein geringerer Kontakt mit dem Markt, auf dem man verkaufen will. Unterschiede beste­ hen darin; dass im Handel mit anderen Ländern zusätzliche Hindernisse auftreten, wie Zollgrenzen, die allerdings infolge des GATT eine immer geringere Rolle spielen, dann die sogenannten nichttarifären Hemmnisse, also gewisse administrative Schwierigkeiten und Qualitätsvorschriften (z.B. das berühmte deutsche Bier, das einen gewissen Reinheitsgrad aufweisen muss) usw. Es gibt alle möglichen Tricks, um der Konkurrenz Schwierigkeiten zu machen. Dann gibt es natürlich - und das ist vielleicht viel wichtiger - Infor­ mationsmängel: Der Produzent weiss nicht so genau, was im Ausland gewünscht wird, die Kenntnis des Marktes ist nicht so gut wie zu Hause. Wie wichtig das ist, wird manchmal unterschätzt. Beim ursprünglichen Handel mit Spezialgütern verhielt es sich einfach so: Man führt Pfeffer aus Indien ein, weil England nicht das geeignete Klima für die Pfefferproduk­ tion hat, und führt dafür Maschinen aus, welche die Inder nicht in ver­ gleichbarer Qualität produzieren können. Es stellte sich aber bald heraus, dass zwischen 
entwickelten Staaten ein Grossteil des Warenaustauschs aus intraindustriellem Handel mit ähnlichen Gütern besteht. So wird z.B. deut­ sches Bier nach Schweden geschickt und schwedisches Bier kommt nach Deutschland. Es kommt zu einer immer weiteren Differenzierung von ähn­ lichen Produkten, wobei die Basis für den Aussenhandel zumeist der Bin­ nenmarkt ist. Ein Unternehmen wächst zunächst auf dem eigenen Markt, 84
	        

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