Volltext: Kleinstaat

Kurt W. Rothschild einen bestimmten Produktbereich benötigt ein grosses Land, um auch nur den Inlandsbedarf zu decken, mehrere, sagen wir zehn Betriebe, während man in einem Kleinstaat vielleicht nur einen oder zwei solcher Betriebe benötigt, um den Inlandsbedarf zu befriedigen. Nur ein paar Betriebe kön­ nen für den Inlandsmarkt ökonomisch produzieren. Wenn daher im Klein­ staat eine protektionistische Politik verfolgt wird, so können leicht Mono­ pole bzw. Duopole (zwei Firmen) oder Oligopole (wenige Firmen) entstehen. Das kann ein weiterer Nachteil für die Effizienz sein, weil Kon­ kurrenz ein wichtiger Anreiz für Effizienzsteigerung ist. Konkurrenz ist ein entscheidendes Element der Marktwirtschaft. Sie ist wichtiger als die Frage, ob ein Unternehmen ein Privat- oder ein Staatsbetrieb ist. Die Eigentums­ frage war ja in den osteuropäischen Ländern nicht das Hauptproblem, son­ dern der Mangel an Konkurrenz. Die Bedeutung eines funktionierenden Marktes besteht in der Konkurrenz, die einen Betrieb zwingt, effizient zu produzieren, weil er sonst bankrott gehen kann. Wenn nur zwei Betriebe vorhanden sind, dann kommt es viel leichter zu Absprachen und Kartelli- sierungstendenzen. Auf diese Weise gefährdet man die Effizienz, was ja auch der Schweiz nicht ganz fremd ist. Das sind Nachteile der Kleinheit. Die moderne Technologie hat jedoch Veränderungen gebracht, welche diese Massenproduktionsprobleme verringern und die relative Lage der kleinen Staaten verbessern. Die Vorteile der Massenproduktion beruhen auf zwei Elementen. Zum einen sind es die fixen Kosten, zum anderen hat man bei einer grossen Produktion und einem grossen Absatz auch grössere Los- grössen, d.h. mit der gegebenen technischen Ausstattung wird eine Vielfalt von verschiedenen Typen und Modellen erzeugt. Losgrössen sind die jeweiligen Mengen eines bestimmten Typs. Die Gesamtkosten sind nun sehr viel niedriger, wenn man die einzelnen Modellerzeugungen sehr lange laufen lassen kann, weil ein Umrüsten immer Zeit und Kosten erfordert. Wenn man also eine differenzierte Produktion mit vielen Typen hat - und das ist heute fast überall der Fall, ob das Autos sind oder Modeartikel - 
und lange Losgrössen, dann kann man effizienter produzieren, als wenn der Markt oder der Betrieb kleiner ist und man sehr oft umrüsten muss. Das sind aber Probleme, die heute durch die Mikroelektronik und durch die Möglichkeit flexibler Automatisierung an Bedeutung verlieren. Ganze Regionen, zum Beispiel in Oberitalien, sind auf diese Weise mit Kleinbe­ trieben international konkurrenzfähig geworden. Kleinbetriebe sind teil­ weise sogar leistungsfähiger als grössere Betriebe, weil sie sich rascher und viel flexibler an individuelle Wünsche anpassen können, ohne ihre Effizienz 82
	        

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