Volltext: Kleinstaat

Kurt W. Rothschild dent literature such as the subject seems to have deserved." Also ein Mangel an Literatur noch vor dreissig Jahren! Das hat sich inzwischen etwas gebessert, aber die Fortschritte sind nicht gerade kolossal. Das hängt zum Teil mit der Methodologie der Ökonomen zusammen. Die Wirtschaftswissenschaft ist vielleicht die Königin der Sozialwissenschaften, aber sie ist das nur, weil sie Standards setzt, die die anderen Sozialwissenschaften notwendigerweise gar nicht akzeptieren kön­ nen und vielleicht mit Recht nicht akzeptieren wollen. Die Ökonomie setzt das deduktive Denken an die Spitze, die Induktion kommt nachher, um die deduktiven Sätze zu untermauern, und wenn das nicht gelingt, muss man schlimmstenfalls die theoretischen Modelle aufgeben oder modifizieren. Ich möchte Ihnen dazu eine Anekdote erzählen, von der ich aber leider nur noch die Hälfte genauer in Erinnerung habe: Drei Wissenschaftler, ein Che­ miker (glaube ich, ist aber auch nicht so wichtig), ein Physiker und ein Nationalökonom, sind auf einer Insel gestrandet und haben nur ein paar Sardinenbüchsen, aber keinen Dosenöffner, also keinen Schlüssel zum Öff­ nen dieser Büchsen. Also was tun? Der Physiker sagt, man könne das mit Kraft öffnen, wenn man den richtigen Stein finde oder sonst etwas, womit man draufhaue, dann könne man mit der Wirkung dieser Kraft die Dose öffnen. Der Chemiker erfindet irgendeine chemische Lösung, ich weiss jetzt nicht was, irgendwie könne er dann mit Salzwasser die Öffnung bewerkstelligen. Dann fängt der Ökonom so an: Ich nehme an, ich habe einen Schlüssel, um die Dose zu öffnen. So löst er das Problem. Ein bisschen leidet auch die Kleinstaatenforschung in der Ökonomie unter dieser Methode. Sie stellt gewisse Überlegungen an, was für Zusam­ menhänge zwischen der Grösse eines Staates und dem Reichtum der Nation wohl bestehen könnten. Es ist dies eine Frage, die schon Adam Smith stellte. Aber die Ökonomie, jedenfalls die "mainstream economics", hatte keinen richtigen Zugang zu diesem Problem. Denn seit Adam Smith beruht sie auf einem methodologischen Individualismus, der versucht, die Wirtschaft letztendlich auf individuelle Handlungen zurückzuführen. Diese theoretische Perspektive beeinflusste auch den Untersuchungsbereich des internationalen Handels auf eine ziemlich eigenartige Art und Weise. Begonnen hat man eigentlich mit einem "Robinson", also mit einer einzigen Person, einem isolierten Individuum. Man hat sich gefragt: "Wie wirtschaf­ tet so ein Individuum?" Nun, er muss zuerst produzieren, er muss z.B. auf eine Palme steigen, um eine Banane zu holen: Das ist die Produktion. Dann isst er sie: Das ist die Konsumtion. Dies ist der Ausgangspunkt. Aber das ist 74
	        

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