Volltext: Kleinstaat

Systemtheoretische Perspektiven Offenheit, Toleranz und universalistische Normen gekennzeichnet ist: also eine Kultur, die es leichter macht, auch zwischen verschiedenartigen Indivi­ duen oder Gruppen 
innerhalb des Kollektivs einen guten Modus vivendi zu stiften. Eine zweite Folge besteht nach Blau darin, dass K sehr umfassende und differenzierte Kenntnisse über die Zustände und Ereignisse in G gewinnt, während, das kognitive Bild, das G über K ausbildet, schemenhaft und unvollständig bleibt. Dies wiederum bedeutet, dass K besser in der Lage ist, gegenüber G rationale und wirkungsvolle Handlungsstrategien zu ent­ wickeln als umgekehrt: so dass K (ähnlich wie David gegenüber Goliath) durch Wissen und Schlauheit teilweise wettmachen kann, was ihm an quan­ titativen Einsatzmitteln fehlt (vgl. Blau 1977:19ff.). Unter der Perspektive des symbolischen Interaktionismus könnte man hinzufügen, dass K seitens seiner Interaktionspartner kein klar konturiertes Fremdbild angeboten erhält und deshalb auch mehr Mühe hat, ein klares Selbstbild über seine eigene Identität und soziale Stellung zu entwickeln. So muss beispielsweise ein Liechtensteiner, Isländer oder Andorraner aus eige­ ner Anstrengung Vorstellungen darüber entwickeln, was sein Volk und sein Land an Besonderheiten an sich hat, weil niemand sonst in der Lage ist, es ihm deutlich zu sagen. Von grösster (theoretischer und praktischer) Bedeutung ist nun Blaus Einsicht, dass jede Zunahme in der absoluten Zahl intersystemischer Bezie­ hungen zur Folge hat, dass sich dieser grössenbedingte Unterschied im externen Verflechtungsgrad verstärkt: Grossstaat 
Kleinstaat (50 Mio. Einw) 
(1 Mio. Einw.) 0 Beziehungen 
0% 
0% lOO'OOO Beziehungen 
0.2 % 
10% 300'000 Beziehungen 
0.6% 
30 % 1 Mio. Beziehungen 2% 
100 % Auf einen grossen Staat wirkt sich selbst eine Vervielfachung zwischenstaatlicher Kontakte nur unwesentlich aus, während es im Klein­ staat leicht geschehen kann, dass praktisch alle Einwohner in derartige Beziehungen einbezogen werden. So hat die mit dem generellen gesellschaftlichen Modernisierungsprozess verbundene Ausweitung transnatioiialer Beziehungen dazu geführt, dass 51
	        

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