Systemtheoretische Perspektiven setzen. Man erklärt sich einerseits bereit, etwa aus den Erfahrungen der Physiologie, der Ökologie, der Meteorologie oder selbst der elektronischen Netzwerkanalyse zu profitieren; und andererseits kündigt man den Anspruch an, mit seinen eigenen Erkenntnissen nicht bloss zur Überprü fung einer soziologischen Theorie beizutragen, sondern Beiträge zu einer viel umfassenderen Theorie der Systembildungen zu liefern. Dieser programmatische Anspruch auf interdisziplinären Austausch und auf supradisziplinäre Integration ist wohl das gewichtigste positive Argu ment, das man zugunsten der "Systemtheorie" vorbringen kann. Denn unter dem Aspekt ihrer ambitiösen Zielsetzung bleibt die systemtheoreti sche Perspektive auch dann sinnvoll, wenn ihre wissenschaftlichen Integra tionsleistungen bisher nicht sehr überzeugen. Der Erkenntnisgewinn, der mit dem Import von Begriffen und Modell vorstellungen aus anderen wissenschaftlichen Disziplinen verbunden ist, hängt nun allerdings stark davon ab, auf
welche nichtsoziologische Diszi plin man rekurriert. Rückgriffe auf
physiologische oder
ökologische Modelle haben generell den Nachteil, dass es sich hier ebenfalls um relativ wenig konsolidierte Dis ziplinen handelt, die bisher keine allgemein überzeugenden Theorieansätze mit umfassender Erklärungskraft ausgebildet haben. Physikalische Modelle haben demgegenüber den Vorzug, dass sie ihre Bewährung im ungleich umfassenderen Feld aller anorganischen Objekte gefunden haben und ihre Evidenz aus methodisch stringenten Experimen- taluntersuchungen gewinnen können. Maximale Evidenz kommt aber allein jenen Theoriemodellen zu, die sich auf
logisch-mathematische Beziehungen abstützen können: also auf Gesetz mässigkeiten, die nicht bloss für alle real erfahrbaren, sondern sogar für alle potentiell vorstellbaren Objekte Geltung beanspruchen dürfen. Im folgenden werden nun drei Theoriemodelle vorgestellt, die tatsäch lich auf dieser fundamentalsten Ebene unserer wissenschaftlichen Erkennt nis basieren und deshalb auch dazu geeignet sind, als fundierende Aus gangspunkte einer soziologischen Kleinstaattheorie zu dienen. 2.1 Das "Oberflächenmodell" Genauso wie alle geometrischen Flächenfiguren unterliegen auch Staaten der Gesetzmässigkeit, dass - bei gleichbleibender Form - die Länge ihrer Aussengrenzen bloss in degressivem Verhältnis zur Innenfläche wächst. 47