Volltext: Kleinstaat

Peter Geiger 8: Emanzipationstaktik : Ansätze zur Emanzipation in der liechtensteinischen Aussenpolitik zeigt auch die Extremsituation. Dabei ging es freilich weniger um die Aufwer­ tung der eigenstaatlichen Position als um situationsgegebenes Taktieren. Nach dem Anschluss Österreichs tauchte wiederholt, der Gedanke auf, die Gesandtschaft in Bern zu reaktivieren und parallel dazu eine liechtensteini­ sche Gesandtschaft in Berlin zu eröffnen68; da rechnete man für das Dritte Reich noch mit längerer Hegemonie. Im Laufe des Krieges nahm man, zum Teil an der Schweiz vorbei, auch Kontakt mit amerikanischen und briti­ schen Diplomaten auf.6' Bezeichnend ist die Ellhornkontroverse: Die Schweiz wollte 1938/39 das Ellhorn, eine Felsnase über dem Rhein am. Eingang zur Festung Sargans, dringend abgetreten erhalten.70 Liechtenstein weigerte sich mit dem Argu­ ment, Deutschland müsste dies als Affront empfinden und könnte analoge Forderungen an das Ländchen etwa am Schellenberg stellen, wofür es auch Andeutungen aus dem Reich gab.71 Nach dem Weltkrieg und zu Beginn de:s Kalten Krieges erhielt die erneut und ultimativ drängende Schweiz das Ell­ horn schliesslich im Austausch gegen Landwirtschaftsboden.72 Es brauchte danach zweieinhalb Jahrzehnte ruhiger und vorab wirtschaftlicher Auf­ wärtsentwicklung, bis der aussenpolitische Spielraum sich wieder erweitern Hess. 9. Erhaltung der Nischen Wie in der Wirtschaftskrise waren auch in der Zeit äusserer und innerer Bedrohung gerade die Nischeneinkünfte Liechtensteins wichtig. Um diese zu erhalten, galt es, politische Stabilität und Selbständigkeit zu wahren. Und um die soziale und politische Stabilität abzustützen, waren wiederum die Nischeneinkünfte - aus Briefmarken, Gesellschaftswesen und Einbürgerun­ gen - nötig. Das Dritte Reich setzte Druck gegen das Gesellschaftswesen 68 Aktenvermerk von Regierungschef Hoop vom 3. Mai 1938, LLA RF 180/131. - Hoop an Konsul Walter von Propst, 26. April 1939, LLA RF 178/248. - Kabinettssekretär Dr. Rupert Ritter an Regierungschef Hoop, 6. April 1939, FLALV, Karton 630. 69 HÄLV, Korrespondenz Kabinettskanzlei 1942/71, /77, /94. Ebenda Karton 630, div. Kor­ respondenz 1943 und 19451 70 Bundesarchiv Bern, Protokolle des Bundesrates vom 28. Sept. 1938/Nr. 1641, vom 7. Nov. 1938/Nr. 1878 und vom 10. Dez. 1938/Nr. 2132. 71 Bundesarchiv Bern, E 1001, EPD (Anträge 1.1. -30.6.1939), EPD-Antrag an den Bundes­ rat vom 26. Jan. 1939. 72 LLA, Landtagsprotokolle vom 3. Nov., 12. Nov. und 30. Dez. 1948, alle nichtöff. . , ' 338
	        

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