Volltext: Kleinstaat

Peter Geiger I. Historische Grundzüge 1. Wirkungen der Kleinheit Römische Legionen, Eidgenossen, Franzosenheere und Suwarow zogen durch das Land, benützten oder plünderten es.1 Sie fragten nicht, sie taten dem Ländchen an, was sie wollten. Aber sie wollten es nicht primär besit­ zen. Die Kleinheit als Grundgegebenheit der liechtensteinischen Aussenbe-. Ziehungen tritt hervor. Sie war von bedeutsamer Ambivalenz: Einerseits zog die Kleinheit völlige Macht- und Schutzlosigkeit nach sich. Anderer­ seits begründete die winzige Unbedeutendheit gerade einen geschichtlichen Schutzwinkel. Hirsch und Hase wurden gejagt, nicht das Marienkäferchen. Freilich: Kleinheit allein bewahrte viele hundert andere kleine Gebiete nicht vor dem Aufgehen in grösseren Staaten, mit oder ohne eigenen Willen. 2. 
Rand- und Zwischenlage Liechtenstein verdankt sein staatliches Uberleben denn auch seiner beson­ deren geschichtlichen Zwischen- und Randlage. Im Gebiet von Chur bis zum Bodensee konnte sich kein politisches Machtzentrum mit übergreifen­ der staatsbildender Kraft entwickeln. Die Habsburger dehnten ihre Herr­ schaft vor den Arlberg bis Feldkirch aus, die Eidgenossenschaft rückte bis zur Luziensteig und an den Rhein vor. Dazwischen blieb für sich das Länd­ chen mit 11 armen Bauernorten, ohne Stadt, Hof oder Kloster, niemandem wert, zu niemandes Schaden.2 Nach wechselnder Herrschaft kam es ab 1699 und 1712 an die Fürsten von Liechtenstein. Die Zwischenlage wurde, da die Eidgenossenschaft sich vom Reich löste, zusätzlich zur Randlage in Deutschland. Das Fürstentum lag als winziger Splitter ganz aussen im alten deutschen Reich, dann im Rheinbund von Napoleons Gnaden3 und ab 1815 im Deutschen Bund.4 Zudem war es 1 Adulf Peter Goop, Liechtenstein gestern und heute, Vaduz 1973, S. 53-55, 148-150, 206- 208. - Peter Kaiser, Geschichte des Fürstenthums Liechtenstein, Nebst Schilderungen aus Chur-Rätien's Vorzeit, Chur 1847 (Neu herausgegeben von Arthur Brunhart, Vaduz 1989), S. 6 ff., 254 ff., 484ff. - Claus Grimm, Suworow in Balzers, in: Jahrbuch des Histori­ schen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (JBL), Bd. 73, Vaduz 1973, S. 203-214. 2 Peter Geiger, Anschlussgefahren und Anschlusstendenzen in der liechtensteinischen Geschichte, in: Peter Geiger/Arno Waschkuhn (Hrsg.), Liechtenstein: Kleinheit und Inter- dependenz, LPS 14, Vaduz 1990, S. 55 f. 3 Georg Malin, Die politische Geschichte des Fürstentums Liechtenstein in den Jahren 1800- 1815, in: JBL, Bd. 53, Vaduz 1953, S. 50 ff., 146 ff. * Rupert Quaderer, Politische Geschichte des Fürstentums Liechtenstein von 1815 bis 1848, in: JBL, Bd. 69, Vaduz 1969, S. 201 ff. 324
	        

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