Aussenpolitische Aspekte - Die Pflicht der Staaten, internationale Streitigkeiten so beizulegen, dass der Weltfriede, die internationale Sicherheit
und die Gerechtigkeit (Art. 2 Ziff. 3 SVN) nicht gefährdet werden.20 - Regionale Ordnungselemente, wie sie im Rückgriff der Satzung auf "regionale Abmachungen" (Kapitel VIII der UNO-Charta), Prinzipien der guten Nachbarschaft oder - zur Zeit allerdings erst in schwachen Ansätzen - in einem internationalen Minderheitenschutzrecht zum Aus druck kommen.21 - In gewissen in der Satzung angelegten, bisher im grossen und ganzen 'aber noch nicht voll ausgeschöpften supranationalen Entscheidbefugnis sen des Sicherheitsrates (vgl. Art. 24-26SVN).22 In all diesen Merkmalen und Elementen, die "UNO 2" ausmachen, zeichnen sich umrisshaft Ordnungsstrukturen ab, die für das Bild eines integrierten Ver fassungsstaates typisch sind. Liegt nicht - so könnte man spekulieren - etwa: - In der erst in bescheidenen Bruchstücken vorhandenen supranationalen Entscheidungsgewalt ein erster Ansatz zur Herausbildung einer souverä nen Staatsgewalt? - In den Bestimmungen zum Schutze der Menschenrechte und zur Zusammenarbeit im wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und huma nitären Bereich der Ansatz zu einer von materiellen Gerechtigkeitswer ten getragenen Weltordnung? - Im Selbstbestimmungsrecht der Völker ein Ansatz dafür, die Volkssou veränität zu einer tragenden Legitimationsgrundlage einer Weltordnung zu erheben? - Im Hinweis auf regionale Organisationen der Ansatz einer föderativen Gesamtordnung? 20 Vgl. John F. Murphy, The United Nations and the Control of International Violence, Man chester 1983, S. 13-23; Bengt Broms, The Role of the United Nations and the Peaceful Sett- lement of Disputes, in: The United Nations and the Maintenance of International Peace and Security, UN Institute for Trainine and Research, S. 73-89; Ion Diaconu, Peaceful Sett- lement of Disputes Between States: History and Prospects, in: R. St. J. Macdonald/D. M. Johnston (ed.), a. a. O., S. 1095-1119. 21 Vgl. Rüdiger Wolfrum (ed.), Strengthening the World Order. Universalism v. Regionalism, Berlin 1990; E. Menzel, Universalismus und Regionalismus in den Vereinten Nationen, in: G. Picht/C. Eisenhart (Hrsg.), Frieden und Völkerrecht, Stuttgart 1973, S. 485-519; Rüdi ger Pernice, Die Sicherung des Weltfriedens durch regionale Organisationen und die Ver einten Nationen. Eine Untersuchung zur Kompetenzenverteilung nach Kapitel VIII der UN-Charta, Hamburg 1972; Felix Ermacora, Der Minderheitenschutz im Rahmen der Vereinten Nationen, Wien 1988. 22 Vgl. N. D. White, The United Nations and the Maintenance of International Peace and Security, Manchester, New York 1990, S! 32-98; Sydney D. Bailey, The Procedure of the UN Security Council, 2. A., Oxford 1988. 223