Volltext: Kleinstaat

Verfassungsstaat Der soziale Raum hat mehrere, untereinander verflochtene Bereiche: Die wirtschaftliche Dimension ist sicherlich jedem präsent, die 
religiöse Dimen­ sion besitzt eine uralte Tradition und war schon früher eine Grösse, die den Zusammenhalt eines sozialen Raumes jenseits von Sprache und Verwand­ schaft ausmachte; dazu aber kommt der kulturelle Raum, der die scheinbar natürlichen Grenzen von Landschaften oft durch andere keineswegs weni­ ger "natürliche" sei es festigt, sei es aber auch überlagert und transzendiert (Beispiel: Südtirol). Der 
kulturelle Raum besitzt ähnliche Eigenschaften wie der soziale (was letztlich an der - definitorischen - Abgrenzung des Sozialen vom Kulturel­ len hängt). Er kann sich ausweiten, einengen, verpflanzt werden, er drückt anderen räumlichen Dimensionen seinen Stempel auf und schafft z.B. aus der geographischen Landschaft eine "Kulturlandschaft"82. 
Psychologisch werden Raumwahrnehmungen, Raumgefühle, Raumbewertungen unter­ sucht, so z. B. in Gestalt der "crowding-Effekte"83 oder der normalen und als angenehm empfundenen Distanz zum anderen. Die 
wirtschaftliche Bedeutung des Raums wird von der Raumwirtschaftstheorie untersucht,84 z. B. von der Standorttheorie. 
Religiöse Räume schliesslich haben eine uralte Tradition.85 Zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Zusammenhängen wech­ selt die relative Bedeutung der einzelnen dieser Dimensionen. Raum ist also für den Menschen und Bürger nicht als rein "natürliche" physikalische oder geographische Grösse zu begreifen. Raum ist für ihn immer wahrgenommener, interpretierter, "besetzter" Raum (auch im psy­ chologischen Sinne). Das wirkt sich gerade juristisch aus, nicht zuletzt im Bereich der Kommunen, Regionen und Kleinstaaten. 82 Vgl. § 1 Abs. 3 BNatSchG.- Aus der Literatur P. C. Mayer-Tasch, Kulturlandschaft in Gefahr, 1976; siehe aber auch die modernen "Stadt/Umland"-Probleme. Zu Stadt/ Umland- und interregionalen Beziehungen: H. Heuer, Sozioökonomische Bestimmungs­ faktoren der Stadtentwicklung, 1975, S. 35 ff. 83 J.-L. Freedmann, S. Klevansky, P. R. Ehrlich, The Effect of Crowding on Human Task Performance, Journal of Applied Social Psychology 1 (1971), S. 7-25; R. Sommer, Personal Space, Enelewood Cliffs, N.J., 1969. 84 Zu Modellen der Raumwirtschaftstheorie: H. Heuer, Sozioökonomische Bestimmungsfak­ toren der Stadtentwicklung, 1975, S.48 f. 85 Es gibt ausgezeichnete heilige Orte, Haine, Quellen, Berge, aber auch Tempel und Kirchen, an denen ort verschiedene Religionen nacheinander ihren sakralen Bedürfnissen nachkom­ men. Vgl. M. Eliade, Das Heilige und das Profane, 1957. 169
	        

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