Verfassungsstaat wieder eine Renaissance der Kleinstaatlichkeit erleben."54 Zukunft hat das Wort des niederländischen Historikers J. Huizinga: "Die Existenzmöglich keit des Kleinstaates ist ein Indiz für die Gesundheit der völkerrechtlichen Beziehungen als Ganzes."55 III. Elemente und Perspektiven einer kulturwissen schaftlichen Verfassungstheorie des Kleinstaates, seine strukturelle und iunktionelle Offenheit, Bedingtheiten und Möglichkeiten Der Kleinstaat ist ein aus vielen beweglichen Elementen konstituiertes offe nes Ensemble. Er zeichnet sich durch
strukturelle und funktionelle Offen heit aus. Der Kleinstaat lässt sich in seiner Zugehörigkeit zum Typus Ver fassungsstaat, aber auch in seinen Eigenheiten nicht in ein statisch-starres Begriffskorsett zwingen; er lässt sich auch nicht "rein juristisch" umschrei ben. Erforderlich ist vielmehr ein offener Ansatz: Eine Vielzahl von ver schiedenen Elementen und Aspekten, Perspektiven und Dimensionen, die ihrerseits im Zusammenspiel variabel sind, macht den Kleinstaat ideell und realtypisch aus und zu einem flexiblen Ganzen. Vor allem kann er nur kul turwissenschaftlich erfasst werden. Im folgenden seien die wichtigsten Facetten herausgearbeitet, die den Kleinstaat zwar voll ins Kraftfeld des Verfassungsstaates rücken, doch auch von dessen normalen, d. h. "grösse ren" Beispielen unterscheiden. Zugleich rückt der
dreifache Modellcharak ter des Kleinstaates ins Blickfeld: eine Trias, in der sich seine Bedingtheite n, aber auch seine Möglichkeiten spiegeln. 1. Die persönliche Seite (das intensivierte Näheverhältnis Bürger/Staat) Stichwort ist die gesteigerte Grundrechtswirklichkeit, aber auch Ressour cenknappheit. Die Massendemokratien und grossräumigen Flächenstaaten (klassisch: die USA) haben ihre von der traditionellen Staatslehre oft geschilderte Grundrechts- und Demokratie-, Organisation- und Integrationsprobleme, die sie u. a. mit besonderen Partizipationsinstrumenten, mit Dezentralisie- M Die Zeit, Nr. 46 vom 9. November 1990, S. 99 f.; s. auch die Äusserung von G. Batliner (zit. nach FAZ vom 16. März 1990, S. 10): "Im Innern" (Liechtensteins) sei noch die "Wärme und Nähe des Kleinen" zu finden. 55 Zit. nach NZZ vom 6./7. Okt. 1990, S. 91. 157