Volltext: Kleinstaat

Einleitung In der zweiten wissenschaftlichen Abteilung (Kleinstaat und Interdepen­ denz. Anmerkungen zur Kleinstaatentheorie) stellte Hans Geser nach drei induktiven Generalisierungen drei systemtheoretische Modelle einer sozio­ logischen Kleinstaatentheorie in deduktiver Herleitung vor. Kurt W. Roth­ schild legte dar, dass die Frage nach der Grösse eines Staates in bezug auf ihre Signifikanz von der ökonomischen Theorie ziemlich lange vernachläs­ sigt wurde. Kleinstaaten haben eine grössere aussenwirtschaftliche Ver­ flechtung als grosse Staaten, aber in einer offenen Welt im Vergleich zu die­ sen keine erheblichen Nachteile, wenn man vom Intensitätsgrad absieht. In der Diskussion wurde die free rider-Thematik angeschnitten, der Grössennachteil hinsichtlich der politischen Aktivität in den internationalen Beziehungen hervorgehoben, ferner darauf hingewiesen, dass ethnische Traditionen und kollektive Erinnerungen als intervenierende Faktoren ein­ zubringen seien. Auch bräuchten Kleinstaaten besondere Sicherungen im Innern, um Machtzentralisierung zu verhindern. Im vorliegenden Band werden diese beiden Referate durch zwei Beiträge ergänzt, die in Bendern nicht zur Diskussion standen, sondern nachgereicht wurden. Hubert Büchel erweitert die ökonomisch-kleinstaatliche Perspek­ tive vor allem durch Elemente aus dem Fundus der ökonomischen Födera­ lismustheorie, während S.N. Eisenstadt die Rolle des Kleinstaates in der "postmodernen" Ära u. a. unter dem Aspekt der Zentrum/Peripherie-Rela­ tionen und hinsichtlich der Aufrechterhaltung kultureller Identität themati­ siert. Die dritte wissenschaftliche Abteilung widmet sich den verfassungs­ rechtlichen Adaptionen/Innovationen des Kleinstaates. Peter Häberle skiz­ ziert in eindrucksvoller Weise typisch verfassungsstaatliche Strukturen und Elemente im Textbild von Kleinstaaten von der innovativen und kleinstaat­ liche Besonderheiten im Spiegel von Verfassungstexten von der adaptiven Seite her. Besonderes Augenmerk legt er auf eine differenzierte Präambel­ kultur. Für Häberle ist der Kleinstaat ein aus vielen beweglichen-Elementen konstituiertes offenes Ensemble. Das Ensemble Kleinstaat könne insbeson­ dere kulturwissenschaftlich im Hinblick auf eine Dialektik von Begrenzung und Öffnung ("Grenze und Brücke") erfasst werden, wobei vor allem das intensivierte Näheverhältnis der Bürger untereinander und zum Staat, die kulturellen Rezeptionen (einschliesslich der Rezeptionen fremder Rechte und ihrer Anverwandlung zu einem "Mischrecht") sowie die Kleinräumig- keit und geringe Bevölkerungszahl als kulturanthropologische Determinan­ ten des Kleinstaates eine besondere Rolle spielen. 12
	        

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