Volltext: Abschied

signore Wolfgang Haas in Chur die Bi- 
schofsweihe empfing. 
Religiös begründete Politik 
In seiner Würdigung zum Hinschied 
on S. D. Fürst Franz Josef II. schrieb 
Regierungschef-Stellvertreter Dr. Her- 
zert Wille unter anderem: 
Seine Politik war religiös begründet. 
Darum ist in ihr in all den Jahren seiner 
Regierungszeit keine Spur von Resigna- 
tion zu finden. Der Landesfürst gilt mit 
Recht als Musterbeispiel' eines wahrhaft 
christlichen Fürsten. Mit grosser Energie, 
Ihne falsche Rücksicht und mit beispielge- 
hbendem Gerechtigkeitssinn lenkte er das 
Geschick unseres Landes. Der katholi- 
schen Kirche gegenüber erwies sich Fürst 
Franz Josef II. als Schützer ihrer Rechte. 
Er versuchte, die notwendigen Reformen 
der Kirche zu fördern. 
Er war bemüht, als ein Mann in der 
Kirche mit überzeugender Frömmigkeit 
gutes Beispiel zu geben. Seine vornehme 
Zurückhaltung ist ein Charakterzug, den 
seine Regierungstätigkeit ganz allgemein 
auszeichnete, Diese vornehme Zurückhal- 
tung strahlte Würde, Wissen um die Dinge 
aus. Es war staatspolitische Klugheit, die 
in die vom Volk gesuchte Autorität ein- 
mündete. Dies beweist die Anhänglichkeit 
des Volkes, das ihm Achtung und Vereh- 
rung zollte. 
Trauer über den schmerzlichen Verlust 
Ansprache von Regierungschef Hans Brunhart während der Totenvesper für Fürst Franz Josef Il. 
Vor wenigen Wochen haben wir hier in 
ler Pfarrkirche von Vaduz Abschied ge- 
ı10mmen von unserer Landesmutter, Für- 
stin Gina von und zu Liechtenstein. Heu- 
'e stehen wir am Sarge unseres Landesva- 
'ers, unseres Landesfürsten. Volk und 
Land von Liechtenstein sind bewegt von 
Trauer und Dankbarkeit. 
Seine Durchlaucht Fürst Franz Josef 
I. von und zu Liechtenstein hat in wahr- 
haft väterlicher Sorge dieses Land übeı 
fünfzig Jahre klug und weitsichtig regiert, 
2s aus einer schweren Zeit zu Wohlerge- 
hen geführt und damit die bisher glück- 
lichste Zeit der Geschichte unseres Lan- 
des geprägt. 
Als erster regierender Fürst des Hau- 
ses Liechtenstein hatte er in seinem Für- 
stentum und bei seinem Volk Wohnsitz 
genommen. Er hat dadurch unsere Mo- 
narchie Leben und Kraft verliehen und 
hat, zusammen mit seiner Gemahlin, aus 
der in der Verfassung vorgegebenen 
Partnerschaft zwischen Fürst und Volk 
ein echtes, lebendiges und persönliches 
Miteinander einer Schicksalsgemein- 
schaft gemacht. 
Der Landesfürst hat das Wohl unseres 
Landes und unseres Volkes gefördert, 
Es sei uns Verpflichtung, uns dieses Ver- 
trauens über seinen Tod hinaus als wür- 
dig zu erweisen, indem wir die Gemein- 
samkeit unseres Einsatzes für Liechten- 
stein nicht aus den Augen verlieren, Ge- 
meinsamkeit von Fürst und Volk, Ge- 
meinsamkeit der verfassungsmässigen In- 
stitutionen, Gemeinsamkeit aller Liech- 
tensteinerinnen und Liechtensteiner. 
Trauer und Dankbarkeit bewegen uns. 
Trauer über den schmerzlichen Verlust 
und Dankbarkeit dafür, dass Liechten- 
stein diesen Fürsten gerade in dieser Zeil 
haben durfte. 
Seiner Durchlaucht Fürst Hans-Adam 
{I. als dem Regierungsnachfolger, Ihrer 
Durchlaucht Fürstin Marie und der gan- 
zen Fürstlichen Familie spreche ich im 
Namen aller Liechtensteinerinnen und 
Liechtensteiner unser aufrichtiges und 
tiefes Mitgefühl aus. 
Fürst Franz Josef II. kehre heim in das 
Reich des Herrn, auf den er zeitlebens 
vertraut hat. Die Gottesmutter, der er 
unser Land in besonderer Weise geweiht 
nat, möge ihn dahin führen. Unser Lan- 
desfürst möge ein Fürbitter sein für die 
Zukunft unseres Vaterlandes. 
Er ist heimgegangen zu unserer k— 
lıeben Fürstin Gina 
Ansprache von Pfarrer Franz Näscher bei der Totenvesper für den Landesfürst Franz Josef Il. 
Unser hochgeschätzter Landesfürst Christ - ein Frommer im ursprünglichen auch an sein lebhaftes Interesse am Ge- 
Franz Josef II. ist heimgegangen zu Gott Sinne des Wortes; das mittelhochdeut- schehen in der Kirche und deren Tätig- 
und zu unserer lieben Fürstin Gina. Das sche «vrum» bedeutet wie das lateinische keit in unserem Land, die er stets tatkräf- 
Sringen wir zum Ausdruck mit der Über- «pius» auf Personen bezogen: gottgefäl tig unterstützte. 
3ührung dessen, was an ihm sterblich und ig, rechtschaffen, tüchtig, tapfer. Seine Religiosität machte ihn zu einem 
‘infällig war, und mit der feierlichen To- Seine Religiosität machte ihn zum all- Menschen, der mit sich auch in kleinsten, 
‚envesper. In der Weise der Auferste- seits anerkannten und verehrten Fürsten, persönlichen Belangen sehr gewissenhaft 
ıung ist er sicher mit uns hier in seiner lien «nicht das Herrschen, sondern das umging. So wurde er zum bescheidenen. 
Pfarrkirche, in der er so oft, vor allem an Dienen, nicht das Privileg, sondern die gütigen Menschen. 
»edeutenden Tagen seines Lebens, den Jerpflichtung» (Todesanzeige der Fürst: Seine Religiosität zeigte sich in beein- 
Gottesdienst mitgefeiert hat, angefangen ichen Regierung) bestimmend formte. druckender Weise in den Tagen seiner 
»eim Tag der Huldigung am Pfingstmon- Er hat gelebt, was das Alte Testament Krankheit: seine Hand umklammerte 
:ag 1939 bis zum letzten Mal am Staats- von Fürsten als Hirten des Volkes ver- fest den Rosenkranz, als finde er darin 
feiertag dieses Jahres. Er hat diese Got- .angte. Wie er sich gern als ersten Bürger Halt; auf dem Nachttischchen stand eine 
tesdienste, wie er immer wieder bekun- des Landes bezeichnete, so sah er sich Heimosterkerze; und wenn man mit ihm 
dete, als Höhepunkte festlicher Tage ge- ıuch in der kirchlichen Gemeinschaft betete, versuchte er, so gut er konnte 
sehen und dankte stets für deren feierli- zum Vorbild verpflichtet. Ich denke an daran teilzunehmen. 
ıhe Gestaltung. die Weihe des Landes an Maria in gefahr- Er hinterlässt uns ein unvergessliches 
Fürst Franz Josef II. war ein tieffrom- voller Zeit, an grosse kirchliche Ereignis-- Vorbild, das wir uns gerne bewahren 
mer. von seinem Glauben überzeugter se während seiner Regierungszeit, aber wollen.
	        

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