Volltext: Abschied

tungsrates des Betagtenheimes in Vaduz. 
wo unter ihrem Vorsitz mancher ent- 
scheidende Beschluss gefasst wurde, wie 
z.B. die vollständige Finanzierung des 
Betagtenheimes, die Förderung der am 
bulanten Altershilfe, des Mahlzeiten: 
dienstes usw. Vor allem setzte sie ihre 
ganze Kraft für die persönliche Betreu- 
ung für ein möglichst menschenwürdiges 
Zueinander und Miteinander ein, sie 
kämpfte schlichtweg mit vollem Einsatz 
für ein möglichst lebenswertes Leben für 
alle in unserem Lande. Ihre verschiede- 
nen Ansprachen galten immer wieder der 
Erhaltung der Grundwerte unseres Le- 
bens wie Familie, Treue, echter Glaube, 
Schutz des menschlichen Lebens, Schutz 
der Jugend, wobei immer wieder die 
Worte Nächstenliebe, menschliches Ver- 
ständnis im Vordergrund standen. Es war 
eine echte Freude und Aufmunterung 
diesen zwischenmenschlichen Einsatz 
miterleben und mittragen zu dürfen. 
«Landesmutter» als Ehrenname 
So kam dann wie selbstverständlich aus 
dem Volke langsam aber immer hörbarer 
der herrliche Ehrenname «Landesmut- 
ter». Offiziell hörte ich ihn erstmals an 
einer Ansprache von Dr. Gregor Steger 
in Balzers an einer offiziellen Veranstal- 
tung. 
Mit uns Vorstehern hatte Fürstin Gina 
ein besonderes Verhältnis, wir waren 
doch oft wie «Hebel» für ihre sozialen 
Verbesserungsvorschläge. Unvergesslich 
bleibt mir der 65. Geburtstag der Heim- 
gegangenen, als wir Vorsteher sie zu 
einem «Familienfest» einladen durften. 
Seine Durchlaucht der Landesfürst kam 
ebenfalls mit, es war ein herrlicher, un- 
vergesslicher Abend, der in hebevoller 
Gemütlichkeit, in offenen Zwiegesprä- 
chen, Witzen und Lebenserfahrungen 
einmalig war. Aber, wie bei ihr so selbst- 
verständlich, waren dabei, versteckt und 
zut verpackt in Lächeln und sprühenden 
Augen, klar geäusserte Postulate zum 
Vohle der Mitmenschen. So benützte sie 
infach und natürlich jede sich bietende 
jelegenheit in ihrem Wirken für die Mit- 
nenschen. 
Wanderungen in der Alpenwelt 
Dreimal durften die Vorsteher noch 
mir ihr in unserer schönen Alpenwelt 
wandern. 1987 über den Rappenstein, wo 
xe selbst noch auf den Gipfel wollte unc 
ch sie mitten in Edelweiss fotografierer 
zonnte — ein herrliches Bild, unsere lieb- 
eizende Fürstin an einen strahlenden 
jonnentag inmitten der schönsten Blu- 
nen, des reinen Edelweiss — sehr symbol- 
rächtig. So verlief auch jener Tag in 
Nonne, mit Scherzen, einer selten natür- 
ichen Begegnung. 
1988 durften wir mit ihr von Planken 
aach Gafadura wandern. Es war wieder 
ein herrlicher Tag mit gegenseitigem Ge- 
dankenaustausch. Am 2. September 1989 
Jahres waren wir noch auf Guscha. Trotz 
Nebel, Kälte und Regen wurde es eine 
röhliche Begegnung. Es war dabei ihı 
Nunsch, dass man auch die benachbar- 
en bündnerischen Vorsteher in diese Be- 
zegnung einbezog. Nach einem telefo- 
ıisch bei ihr eingeholten Einverständnis 
sprach ich die amtierenden Vorsteher zur 
nöglichst guten Betreuung unserer Älte- 
en und Bedrängten an und wie man den 
zielen dazu hilfsbereiten ehrenamtlicher 
ınd beruflichen Personen ein möglichst 
effizientes Wirken ermöglichen sollte 
Da hakte die heimgegangene Fürstin wie 
visionär mit einer klaren Botschaft ein, 
die heute ein Vermächtnis ist. Sie sprach 
aus grosser Erfahrung, zeigte Unvoll- 
<ommenheiten auf, die sie scharf geissel- 
e und forderte die Vorsteher auf, ihre 
sanze Kraft für die Menschlichkeit, dem 
ıestmöglichsten Einsatz für unsere Alte- 
‚en und Schwächeren zu leisten. «Ihr lie- 
»en jungen Buben, sorgt dafür, dass in 
ınserem Lande niemand allein sein muss 
. .» Alle Anwesenden waren von diesen 
Ausführungen tief betroffen und beein- 
ädruckt. Der ernste und doch gütige Aus- 
druck ihres Gesichtes war der einer tief 
jesorgten, liebenden Mutter, einer alle 
_jechtensteiner liebenden Fürstin, einer 
n echter Nächstenliebe sich voll hinge- 
»enden Christin. Es war, wie wenn hier 
»n Vermächtnis gegeben würde — und 
hre Worte wurden zum Vermächtnis! 
Tief beeindruckende Worte 
Glücklich jene, die diese Szene miter- 
eben konnten, es waren tief beeindruk- 
ende Minuten, denen ein langes Still- 
'chweigen und In-sich-Gehen folgte. Für- 
tin Gina hat uns dieses Vermächtnis der 
_iebe, der Menschlichkeit und Brüder- 
ichkeit gegeben, sie hat uns auch in vie- 
zn Ansprachen und durch ihr Leben den 
'inn und die Wichtigkeit der Grundwerte 
ınseres menschlichen Lebens gepredigt. 
So können wir nur trauernd danken, 
lass diese edle Fürstin, diese ausser- 
ırdentliche Frau voll Herz, Liebe und 
/erstand uns geschenkt war. Ihre Stim- 
ne ist verklungen, aber ihr Leben und ihr 
/orbild müssen uns immer wieder Auf- 
nunterung zur Menschlichkeit im Alltag 
ür jeden der uns begegnet und zur Hilfe 
ür alle, die sich nicht selbst zu wehren 
Tauen oder können, sein. 
An ihrer Bahre gibt es nur das Wort 
ies Dankes für alles, was sie uns gegeben 
ı1at und alles, was in irgend einer Form in 
ıns weiterleben wird. Ihrem Wesen ent- 
'prechend konnte sie nur im Frieden von 
ıns gehen, dieser Friede entsprungen 
acht menschlicher Grösse möge auch als 
"eil unseres Friedens in uns weiterleben. 
Liechtenstein nimmt Abschied 
von der verehrten Landesmutter 
Viele trauernde Liechtensteinerinnen 
und Liechtensteiner nahmen am Wo- 
chenende Abschied von Fürstin Gina und 
trugen sich zum Zeichen der Trauer und 
der Verehrung in das aufliegende Kondo 
'enzbuch in der Pfarrkirche Vaduz ein. 
Fürstin Gina war am Samstag nachmittag 
unter grosser Anteilnahme der Bevölke- 
rung von der Hauskapelle auf Schloss 
Vaduz in die Vaduzer Kirche überführt 
worden. Morgen Dienstag, genau an ih- 
rem 68. Geburtstag, wird die Fürstin fei- 
erlich in der fürstlichen Familiengruft 
beigesetzt. 
Die dünne Stimme der Glocke von 
Schloss Vaduz kündigte am Samstag 
nachmittag an, dass die sterblichen Über- 
reste von Fürstin Gina vom Schloss in die 
Kirche überführt werden. Durch ein 
dichtes Spalier von Pfadfinderinnen und 
Pfadfindern sowie vielen trauernden 
“iechtensteinerinnen und Liechtenstei- 
aern fuhr der Leichenwagen zur Kirche. 
Dem von einer Polizeieskorte begleiteten 
Leichenauto folgten ebenfalls in Autos 
lie nächsten Familienangehörigen, allen 
‚oran Erbprinz Hans Adam und Erbprin- 
zessin Marie, Der Sarg war in eine Fahne 
mit den rot-goldenen Farben des Für- 
stenhauses gehüllt. 
Fürst Franz Josef II., der kurz vor dem 
fod der Fürstin einen weiteren Schwä- 
:heanfall erlitten hatte, fehlte sowohl an 
der Überführung wie auch an der nach- 
‘olgenden Trauervesper in der Kirche St 
Zorin. Der Fürst wird an den morgigen 
rauerfeierlichkeiten ebenfalls nicht teil- 
ıehmen können, da sein Gesundheitszu- 
:tand nach einer Mitteilung des Fürsten- 
ı1auses als sehr ernst bezeichnet werden 
Nuss. 
Einem Vermächtnis der Fürstin fol- 
send, wurden während der Trauerves- 
7er, die auch nach aussen für die warten: 
len Trauernden übertragen wurde, keine 
Traueransprachen gehalten. Landtags- 
»räsident Dr. Karlheinz Ritter sprach 
zurze Kondolenz- und Dankesworte, in 
jenen er auf die Respektierung des letz- 
en Willens der Fürstin hinwies. Auch in 
hrem Sterben, sagte Landtagspräsident 
Ritter, sei sich die Fürstin selber treu 
zeblieben: «Still ist sie von uns gegangen, 
ıls habe sie uns mit ihrem Tod nicht 
»ehelligen wollen.» 
Pfarrer Franz Näscher sagte in seinen 
Ttöstenden Worten, dass wir in tiefer 
Trauer Abschied von der Fürstin nehmen 
würden: «Wir trauern aber nicht wie 
Menschen, die keine Hoffnung haben.» 
Die Fürstin habe im Glauben gelebt, ge- 
itten und die Stunde des Todes erwartet, 
lass Trauer in der Hoffnung gründe. 
Unsere Trauer, sagte Pfarrer Franz 
Väscher weiter, gründe aber auch in der
	        

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