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Martin Luther (1483-1546) hatte zunächst
nicht die Absicht, einen Bruch mit der römi-
schen Kirche herbeizuführen, sondern
wollte seine geistlichen Vorgesetzten auf
kirchliche Missstände aufmerksam machen
Luthers Schriften und leidenschaftliche
Appelle erfassten schliesslich grosse Teile
Deutschlands. Erst jetzt kam, neben dem
‚eligiösen Element, auch das politische zum
Tragen. Dass sich aus der Auseinanderset-
zung mit den religiösen Fragen ein Kampf
auf sozialer (Bauernkriege) und schliesslich
auf machtpolitischer Ebene (30jähriger
Krieg) ergab, war nur eine natürliche Reak
tion auf die jahrhundertelange Unter-
drückung des Bauerntums einerseits und
ein Zeichen des erwachten Selbstverständ-
nisses einzelner Nationalstaaten, die zur
Vorherrschaft auf dem Kontinent drängten.
Staaten kamen noch politische und
soziale, die erst jetzt an die Oberfläche
traten.
Deshalb wurde aus dem ursprünglichen
Religionskrieg in Deutschland sehr bald
eine europäische Machtdemonstration
zwischen Frankreich und dem
Deutschen Reich, welche zu einem
Kampf um die Vorherrschaft in Europa
werden sollte.
Die deutsche Niederlage im 30jährigen
Krieg warf das Deutsche Reich um
Jahrhunderte zurück, brachte Frankreich
die Vorherrschaft in Europa und die
beherrschende Stellung Schwedens im
Ostseeraum.
Absolutismus und Französische
Revolution —
Wege zum modernen Staat
Das 17. und 18. Jahrhundert war unter-
schiedlichen politischen Strömungen
ausgesetzt: Während England zur
parlamentarischen Monarchie
fand, herrschte im übrigen Europa der
Absolutismus.
Grundlagen für die absolute Herrschaft
hatte bereits die Reformation geschaf-
fen: Das ganze Mittelalter hindurch
schuldeten die Untertanen der Kirche
unbedingten Gehorsam. Nachdem nun
dieser universelle Anspruch der Kirche
verlorengegangen war, übertrug sich
dieser Gehorsam auf den absoluten
Herrscher. Diesen Anspruch leitete der