Volltext: Fragen an Liechtenstein

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oder später mediatisiren lassen?... (Es) bleibt uns bei unserm Man 
gel an Stoff und Kraft zur Bildung eines Staates, wie ihn die 
neuem Verhältnisse wollen, keine andere Wahl übrig.» (9. März 
1849.) 
Auch Fürst Alois gab sich keinen Illusionen hin. Er schrieb wenig 
später an seinen Gesandten: 
«Aufrichtig muß ich Ihnen gestehen, daß ich für das Fürstenthum 
das künftige Verhältnis Österreichs zu Deutschland für maß 
gebend halte, da an und für sich die Sonderstellung der enclave 
kaum haltbar wäre.» (25. März 1849.) 
Dennoch wies er Holzhausen an, ebenfalls weiterhin für die liech 
tensteinische Selbständigkeit zu wirken. 
Die Ereignisse überholten alle Befürchtungen; liechtensteinische 
Truppen halfen in Baden mit, die Reste der Revolution zu liquidieren. 
Trotzdem: Der Verzicht auf den eigenstaatlichen Fortbestand war 
als ernsthafte Alternative erwogen worden. Die liechtensteinische 
Geschichte hatte sich 1848/49 dem Einmünden in die österreichische 
genähert. 
3. Die Ablösung der Kabinettspolitik 
War 1848/49 die liechtensteinische Außenpolitik doppelspurig ge 
führt worden, so ist der Zollanschluß an Österreich ein Beispiel 
traditioneller fürstlicher Kabinettspolitik. 
Die wirtschaftliche Bedrängnis, die auch Schädlers Überlegungen 
zugrunde gelegen hatte, war vor allem vemrsacht durch das Fern 
bleiben Österreichs vom Deutschen Zollverein, durch österreichische 
Zollschranken und durch steigende Anfordemngen des Bundes. Ein 
Ausweg aus der Isolierung wurde zur Lebensfrage. 
Am 31. Juli 1852 wurde den ins Regiemngsamt nach Vaduz be- 
schiedenen Gemeindevorstehern der Abschluß des Zoll- und Steuer 
vertrags mitgeteilt, gleichzeitig marschierten schon die österreichi 
schen Finanzwachabteilungen ins Fürstentum ein und besetzten die 
Grenze gegen die Schweiz. Niemand hatte etwas gewußt. Zu den 
Verhandlungen hatte der Fürst den ihm vertrauten österreichischen 
Juristen Cajetan Mayer aus Brünn beordert.
	        

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