72
oder später mediatisiren lassen?... (Es) bleibt uns bei unserm Man
gel an Stoff und Kraft zur Bildung eines Staates, wie ihn die
neuem Verhältnisse wollen, keine andere Wahl übrig.» (9. März
1849.)
Auch Fürst Alois gab sich keinen Illusionen hin. Er schrieb wenig
später an seinen Gesandten:
«Aufrichtig muß ich Ihnen gestehen, daß ich für das Fürstenthum
das künftige Verhältnis Österreichs zu Deutschland für maß
gebend halte, da an und für sich die Sonderstellung der enclave
kaum haltbar wäre.» (25. März 1849.)
Dennoch wies er Holzhausen an, ebenfalls weiterhin für die liech
tensteinische Selbständigkeit zu wirken.
Die Ereignisse überholten alle Befürchtungen; liechtensteinische
Truppen halfen in Baden mit, die Reste der Revolution zu liquidieren.
Trotzdem: Der Verzicht auf den eigenstaatlichen Fortbestand war
als ernsthafte Alternative erwogen worden. Die liechtensteinische
Geschichte hatte sich 1848/49 dem Einmünden in die österreichische
genähert.
3. Die Ablösung der Kabinettspolitik
War 1848/49 die liechtensteinische Außenpolitik doppelspurig ge
führt worden, so ist der Zollanschluß an Österreich ein Beispiel
traditioneller fürstlicher Kabinettspolitik.
Die wirtschaftliche Bedrängnis, die auch Schädlers Überlegungen
zugrunde gelegen hatte, war vor allem vemrsacht durch das Fern
bleiben Österreichs vom Deutschen Zollverein, durch österreichische
Zollschranken und durch steigende Anfordemngen des Bundes. Ein
Ausweg aus der Isolierung wurde zur Lebensfrage.
Am 31. Juli 1852 wurde den ins Regiemngsamt nach Vaduz be-
schiedenen Gemeindevorstehern der Abschluß des Zoll- und Steuer
vertrags mitgeteilt, gleichzeitig marschierten schon die österreichi
schen Finanzwachabteilungen ins Fürstentum ein und besetzten die
Grenze gegen die Schweiz. Niemand hatte etwas gewußt. Zu den
Verhandlungen hatte der Fürst den ihm vertrauten österreichischen
Juristen Cajetan Mayer aus Brünn beordert.