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gebieten wird nach sorgfältiger Abklärung die Handlungsfähigkeit
der Mitglieder eingeschränkt, wie etwa auf dem Gebiet der Zölle
und Kontingente oder der öffentlichen Ausschreibungen gemäß
EFTA-Vertrag Art. 14. Im Gegensatz zur EWG sind der EFTA auch
keine politischen Ziele gesetzt, vielmehr beschränkt sich ihre Tätig
keit ausschließlich auf wirtschaftliche Angelegenheiten: sie gilt vor
allem der Außenwirtschaft. Wohl gerade aus diesem Grunde lehnt
die EWG das Prinzip der Freihandelszone als alternative Lösung zur
Schaffung des großen Marktes ab und hält daran fest, daß die be
stehende Zollunion zur politischen Union werden soll.
Die staatspolitische Frage dürfte deshalb maßgebend sein für die Art
der Verständigung mit der EWG, welche Liechtenstein anstreben
könnte.
Bisher wurde der Fragenkomplex nur unter der Fiktion einer Voll
mitgliedschaft Liechtensteins in der EWG betrachtet. Als große
Alternative dazu stellt sich ein Assoziierungsverhältnis zur EWG «unter
besonderer Berücksichtigung der spezifisch liechtensteinischen Ver
hältnisse» — eine Minimallösung, wie sie die Schweiz momentan an
strebt. Wenn die EFTA-Minister in ihrer Erklärung vom 28. April
1967 davon sprachen, daß die Initiative Großbritanniens neue Mög
lichkeiten für die Schaffung eines umfassenden europäischen Mark
tes aufzeigen könnte, an dem alle EFTA-Länder teilnehmen könnten,
so war das wohl nicht mehr als Ausdruck eines Wunschdenkens. Es
bedeutet auch nicht viel, wenn etwa gesagt wird, Liechtenstein wolle
und müsse am großen Markt teilnehmen. Die Frage ist, unter wel
chen Bedingungen dies möglich wäre. Die Antwort auf diese Frage
ist entscheidend, und nicht der Wunsch, den zollfreien Zugang zum
großen Markt zu gewinnen. Die Wirklichkeit wird uns voraussicht
lich vor schwerwiegende Entscheidungen stellen und der obersten
Landesbehörde wie auch den Unterhändlern kaum lösbare Aufgaben
bringen.
Entscheidungen solcher Art sind nur vordergründig Entscheide über
die Wirtschaftspolitik. Die Vermutung liegt nahe, daß bei solchen
Entscheiden der Staatsidee eine Bedeutung zukommt, die sie im allge
meinen jetzt nicht mehr hat. Wir können den Fragenkomplex, um
mit Professor Karl Schmid zu spechen, letztlich auf die Frage redu
zieren: Was wollen wir eigentlich? Was wollen wir bekommen? Was
wollen wir bewahren? Wie wollen wir unsere eigene Zukunft gestal
ten?
Die Antwort ergibt sich aus dem vorher Gesagten und aus der Art
der Fragestellung. Gewiß ist die Frage nach der Effizienz unserer
Wirtschaft von eminenter Bedeutung (im Kleinstaat ganz besonders).