119
Instrumente einer liechtensteinischen
Außenpolitik
Robert Allgäuer
Meine Rechtfertigung für diesen Vortrag liegt einzig und allein da
rin, daß ich als überzeugter Bürger dieses Landes mitzudenken ver
suche, wie sich die Zukunft dieses Staates mitgestalten läßt. Meine
Überlegungen basieren auf allgemein zugänglichen Informationen. Es
wäre allerdings grotesk, zu glauben, daß ein einzelner Außenstehen
der fähig wäre, ein ausgereiftes und umfassendes außenpolitisches
Konzept zu präsentieren. Niemand wird ein komplettes Instrumen
tarium erwarten, noch weniger fertige Patentlösungen. Im Zentrum
steht der Anstoß zur Diskussion. Provokation und Verunsicherung
können vielleicht heilsam sein. Priorität und Wertung liegen auf
einer anderen Ebene. Systematik wird nicht angestrebt. Vorschläge
und Voten, leichtgewichtige und andere, zu kurzfristigen und lang
fristigen Aufgaben und Zielen wollen beitragen zu den Fragen an
Liechtenstein.
Die Ausgangslage
Am Beginn steht die europäische Herausforderung, der Europa-
Alarm. Die Situation ist schon skizziert, die Konfrontation erläu
tert. Ein Ländchen in der Größenordnung des schweizerischen Na
tionalparks, eine Addition von Grenzen, erhebt den Anspruch, im
rauhen Wind der Integration und der Internationalisierung überleben
zu wollen. Der eine bestreitet die Lebensberechtigung, der andere be
zweifelt die Lebensfähigkeit. Für viele ist der Kanton Liechtenstein
perfekt, der Ausguck oder Ausstieg aus dem «Rucksack» nicht mög
lich und nicht wünschenswert. Der Pragmatiker fordert eine reali
stische Einschätzung der Chancen, eine nüchterne Analyse des wirt
schaftlichen Stellenwertes.
Der Historiker verweist auf die überwundenen Staatskrisen in der
Vergangenheit. Das bisherige Überleben sei nicht der ökonomischen
Potenz, eher der Vorsehung, dem Glück, dem Zufall, ausschlaggebend
aber dem eigenen Willen zum Staat, dem Willen zum Überleben, der
Anstrengung, dem Einsatz, der Bemühung, der Opferbereitschaft zu
verdanken. Franz Gschnitzer lobt den Kleinstaat und attestiert ihm
Lebensrecht: «Im Kleinstaat fallen Staatsbewußtsein und Heimat
gefühl zusammen.» Liechtenstein schlage nicht nur geographische