Volltext: Die liechtensteinische Verfassung 1921

Monarchie und Demokratie als Kontroversfragen Hader. Im Landtag hatten sich erst seit 1914 vereinzelt Oppositions­ kräfte zu Worte gemeldet.94 Die Anfänge des Parteiwesens Hessen jedenfalls Auseinandersetzun­ gen erwarten, gingen doch die beiden Parteien auf einander entgegenge­ setzte Grundströmungen zurück. Dabei standen das Fürstenhaus und die ihm nahestehenden monarchistischen Kreise auf Seiten der Bürger­ partei, die eine konservative Sammelbewegung war und aus einer Reak­ tion auf die reformerische Volkspartei entstand.95 Die Angst vor der Volkspartei, deren Gesicht noch nicht eindeutig zutage trat, so jedenfalls vermutete man in den monarchistischen Kreisen, Hessen Vorsicht und Zurückhaltung geboten sein, was sich auf den Gang wie auch auf den Inhalt, der -Verfassunggebung niederschlug. Es sollte bei einer starken Monarchie bleiben. Halten wir fest, dass die Vorzeichen zur Durchsetzung des parlamen­ tarischen Regierungssystems, wie es die Reformer verstanden und dessen Durchsetzung sie am 7. November 1918 vergeblich versucht hatten, von Anfang an schlecht standen. Die monarchistischen Kräfte hielten das parlamentarische System für nicht in der Lage, die inneren Bedrohungen der Demokratie auszuschalten.96 Das hiess aber nicht, dass das Verfassungssystem von 1862 fortge­ schrieben wurde. Es entpuppte sich als nicht funktionstüchtiges Gebilde. Die monarchische Regierung war nicht imstande, die ihr zukommende 94 In den ON Nr. 35 vom 19. Dezember 1914 (Beilage zu Nr. 35 der ON) hebst es unter dem Titel 'Die Eindrücke eines Zuhörers im Landtage" u.a.: "... in unserem Lande wer­ den sich - wie ein Redner andeutete - doch zusammenhaltende Gruppen von Abgeord­ neten bilden; eine oder zwei solche sind eigentlich schon vorhanden. Das wird sich bei uns wie anderswo ausbilden, dagegen hilft nun kein Stemmen mehr':.. Wir sehen es gerne, wenn sich diese Gruppenbildung auch gegen den Plan und den Widerstand eini­ ger Herren bildet." Dr. Beck referierte in der Sitzung vom 27. Dezember 1917 des Land­ tages zum Landtagswahlbericht wie folgt: "Man sage, es solle bei uns keine Parteien geben. Das seien alles schöne.und ideale Gedanken, tatsächlich sei aber ein parteimässi- ges Vorgehen bei uns schon seit jeher vorhanden gewesen. Die Parteien seien übrigens eine notwendige gesellschaftliche Entwicklung, wie die Gesellschaftspsychologie seit jeher lehre. Und Parteien werden auch bei uns weiter bestehen, wenn es auch nicht gerne gehört werde. Die Gegensätze beruhen bei uns nicht auf der Verschiedenheit der Welt­ anschauung, sondern sie seien mehr in der verschiedenen Auffassung über Landes­ sachen, vermischt mit persönlichen Akzenten, begründet. Parteien (Sozialisten, Liberale usw.) wie in anderen Staaten gebe es bei uns nicht. Es müsse heute noch dankend aner­ kannt werden, dass der Anstoss zur Einführung des neuen Wahlrechts vom Landesfür­ sten ausgegangen sei... "(ON Nr. 4 vom 26. Januar 1918). « Vgl. Wille, LPS 6, 61 ff. * Vgl. dazu auch Schmidt, S. 171 f.; Portner, S. 120. 179
	        

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