Graphiken
Georg Malin
Der Begriff Graphik umfasst in diesem Katalog alle Ar-
beiten auf Papier. Das sind zunächst Zeichnungen, mit
den verschiedensten Mitteln angefertigte, einmalige
Werke auf Papier. Darunter fallen die mit traditionellen
Werkzeugen wie Bleistift, Feder, Kreide, Kohle, Pinsel
und Spachtel ausgeführten Arbeiten und jegliche Art von
Malerei, die Papier als Bildträger aufweist. Seien die
Werke mit Wasserfarben, Tempera, Öl und Lacken ge-
malt, mögen sie collagiert oder decollagiert sein, sie wer-
den immer der Graphik zugeordnet.
Selbstverständlich wird das heute überaus facettenreiche
Gebiet der Drucktechniken ebenfalls mit der Begriffs-
klammer Graphik zusammengefasst: Holzschnitte, Ra-
dierungen, Lithographien, Linolschnitte, Serigraphien,
Computergraphiken — kurzum das gesamte Spektrum der
zeitgenössischen Druckgraphik.
Die Ankäufe von Graphik erfolgten von Anfang an aus
Mitteln, welche der Landtag der Kunstsammlung alljähr-
lich anlässlich der Budgetberatung bewilligte. Bereits in
den ersten Jahren stellten sich Schenkungen von Graphi-
ken ein; es sind früh beachtenswerte Anfänge von Mäze-
natentum zu verzeichnen. Den für die Sammlung verant-
wortlichen Gremien schien es 1969 zweckmässig, bei
einem Beginn von Null an im Hinblick auf die begrenz-
ten räumlichen Verhältnisse, die prekäre Infrastruktur
und die bescheidenen finanziellen Mittel zunächst ein
Konzept zur Sammlung von Graphik zu erarbeiten, Aus
dem Zeitraum nach 1900 sollten typische Blätter von
hoher Qualität die Entwicklung der bildenden Kunst
punktuell aufzeigen. Die zahlreichen Bewegungen, Rich-
tungen und Strömungen sollten durch exemplarische
Blätter von anerkannten Künstlern verdeutlicht werden.
So entstand der Grundriss eines Sammelkonzepts, das
künftige Erwerbungen leicht plazieren lässt, Akzentset-
zungen ermöglicht und den Ausbau der Sammlung in
jeder denkbaren Richtung offenhält. Grosse Komplexe
von zusammenhängendem Sammelgut und dominante
Werkgruppen sind nur in Ansätzen vorhanden (beispiels-
weise Beuys-Graphik). Vollständigkeit kann in der jun-
gen Sammlung noch nicht erwartet werden.
Seit einigen Jahren zeichnet sich das Bemühen der An-
kaufskommission ab, im Zusammenhang mit der neu
konzipierten Skulpturensammlung vermehrt und gezielt
Graphik von Bildhauern zu erwerben. Zeichnungen und
Entwürfe zur Bildhauerei dürften in absehbarer Zeit
die Sammlung profilieren und spezifische Ergebnisse
zeitigen. Erika Billeter hat vor dem Hintergrund des
Graphikbestandes in der Liechtensteinischen Staatlichen
Kunstsammlüng-einen kurzen Abriss zur Graphik im
20. Jahrhundert verfasst.