J Kleine Sozialsysteme Völlige «Exklusivität» ist normalerweise unerreichbar, weil es selbst in strik ten Mehrheitsdemokratien (z. B. Grossbritannien) immer hoch organisierte Gruppen und Verbände gibt, die trotz ihrer minoritären Position genügend Konfliktfähigkeit und/oder gesellschaftliche Legitimität besitzen, um einen Einbezug in die politische Entscheidungsfindung zu erzwingen. Und völ lige «Inklusivität» erweist sich als unrealisierbar, weil es nie möglich ist, sämtliche organisierten Gruppen im politischen Kernbereich zu repräsen tieren, und weil es in manchen Fällen (z. B. bei Patt-Situationen, bei hoher Dringlichkeit u. a.) unausweichlich ist, auf die «ultima ratio» der Mehrheits abstimmung zu rekurrieren. Unter Abstützung auf verschiedenste Ergebnisse der Organisations- und Gemeindesoziologie sowie anderer komparativer Forschungsbereiche wird im folgenden behauptet, dass es für kleine Staaten aus vier völlig ver schiedenartigen Gründen
funktionalst in kann, eher
inklusive anstatt exklu sive Arrangements politischer Entscheidungsbeteiligung zu wählen. Im Vergleich zu
kausalen Hypothesen ist die Aussagekraft dieser funktio nalen Propositionen - einerseits
geringer, weil die zusätzlichen Antezedenzbedingungen (z. B. historischer oder machtpolitischer Art) nicht expliziert werden, die für die
faktische Etablierung inklusiver Strukturen die notwendige und hin reichende Voraussetzung bilden; - andererseits
höher, weil Aussagen darüber, welche Vor- und Nachteile, Leistungskapazitäten und Folgeprobleme mit inklusiven und exklusiven Arrangements verbunden sind, sowohl für Prognosezwecke wie auch für die staatspolitische Praxis (z.B. für Reorganisationsvorhaben auf Behörde-und Verwaltungsebene) grosse Bedeutung haben. 2. Vier Funktionen der Konkordanzdemokratie für kleine Gesellschaften 2,1 Optimalere Ausschöpfung knapper personeller Ressourcen Inklusive Regierungssysteme sind für Kleinstaaten als erstes deshalb funk tional, weil sie es ermöglichen, das chronisch knappe Angebot an qualifi zierten Elitemitgliedern (insbesondere an Personen mit Führungsqualifika tionen) optimaler auszuschöpfen. Ob und in welchem Ausmass eine solche Knappheit tatsächlich besteht, hängt natürlich von den zwei folgenden Faktoren ab: 101