Volltext: Politischer Wandel in konkordanzdemokratischen Systemen

Einleitung menhangs. So argumentierte Lehmbruch sehr früh, dass die Entschei­ dungsmechanismen der Konkordanzdemokratie die Entstehung korpora- tistischer Strukturen erleichterten. Heute betont er neben strukturellen Ele­ menten die qualitative Bedeutung der Konkordanzdemokratie für die Ent­ stehung des Neokorporatismus. Durch die «Einbeziehung in konkordanz­ demokratische Arrangements» sei die «organisierte Arbeiterschaft in die politische Herrschaftsstruktur» integriert worden - eine Voraussetzung für den Neokorporatismus.7 Entscheidungsmodi der Konkordanzdemokratie werden auch in Kon­ kurrenzdemokratien eingesetzt und umgekehrt, nur dass sie dort nicht als dominante Merkmale typbildend wirken. Generell können wir bei einem Blick auf die Entwicklung von demokra­ tischen Staaten feststellen, dass Stabilität auch immer mit struktureller Anpassungsfähigkeit, d. h. mit einem mehr oder weniger grossen Ausmass von politischem Wandel verbunden war. Es muss hier offen bleiben, ob «konkordanzdemokratische Systeme» in höherem Masse dem Wandel un­ terworfen waren als «konkurrenzdemokratische» - die Frage wird in den Beiträgen dieses Bandes nicht beantwortet, da zwar aktuelle Anzeichen für oder Herausforderungen zu Wandlungsprozessen in Konkordanzdemo­ kratien analysiert, aber nicht entsprechenden Prozessen in Demokratien mit anderen dominanten Entscheidungsmustern gegenübergestellt werden. Die Kritik an den Defiziten der Konkordanzdemokratie ist in vielen Punk­ ten das Gegenstück zur Kritik an den Volksparteien in Konkurrenzdemo­ kratien.8 Hier wäre also im Problemhaushalt eine Annäherung bzw. Paral­ lelität zu konstatieren. Unstrittig ist jedoch, dass die Fragmentierung der Gesellschaft, die ursprünglich als konstitutiver Faktor der Konkordanzdemokratie angese­ hen wurde, heute in dieser Form nicht mehr existiert und dass daraus Ver­ 7 Lehmbruch, a. a. O. (Anm. 1), 314; zu den verschiedenen Argumenten vgl. ebd. sowie Lehmbruch in diesem Band; vgl. ausserdem Bernd Marin, From consociationalism to technocorporatism: the Austrian case as a model-generator? In: Ilja Schölten (Hrsg.), Political Stability and Neo-Corporatism. Corporatist Integration and Societal Cleavages in Western Europe, London/Beverly Hills 1987, (39-69) 46ff.; vgl. Ilja Schölten, In- troduction: corporatist and consociational arrangements, in: Dja Schölten (Hrsg.), a. a. O., 25~28. 8 Vgl. Rene A. Rhinow, Grundprobleme der schweizerischen Demokratie, in: Zeitschrift für Schweizerisches Recht, Bd. 103 (1984), 2, (117-273) 258-265; vgl. Elmar Wiesendahl, Etablierte Parteien im Abseits? In: Ulrike C. Wasmuht (Hrsg.), Alternativen zur alten Politik? Neue soziale Bewegungen in der Diskussion, Darmstadt 1989, (82-108) 87-89. 9
	        

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